Der Wuppertaler Hitzeaktionsplan - Gemeinsam aktiv gegen die Hitze
Das wichtigste in Kürze:
Aufgrund bereits gegenwärtig spürbarer Hitzebelastungen, die zukünftig in ihrer Anzahl und Intensität zunehmen werden, entwickelt die Stadt Wuppertal einen Hitzeaktionsplan. Dieser besteht aus verschiedenen Maßnahmen, um die Bevölkerung und besonders hitzegefährdete Gruppen vor Hitze und ihren gesundheitlichen Folgen zu schützen.
Die Ausarbeitung des Hitzeaktionsplans erfolgte unter breiter Beteiligung unterschiedlichster Akteur*innen der Stadtgesellschaft. Es waren unter anderem eine verwaltungsinterne Steuerungsgruppe, sowie Pflegeheime, Schulen, Kindertagestätten und soziale Treffpunkte an der Ausarbeitung des Hitzeaktionsplans beteiligt. Daneben gab es eine breite Bürger*innenbeteiligung. Die Koordinierung erfolgte durch das Ressort Klima und Nachhaltigkeit.
Zentrale Maßnahmen des Hitzeaktionplans sind die Aufklärung der Bevölkerung über Hitzeschutzmaßnahmen, die Vermeidung einer Überlastung der Gesundheitssysteme, Hitzeschutzpläne in Einrichtungen zu erstellen, die Hitzeresilienz von städtischen Gebäuden zu erhöhen und die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt.
Hitzeaktionsplan für Wuppertal
Die Wetteraufzeichnungen der letzten hundert Jahre, seien es globale oder ortsspezifische Aufzeichnungen, zeigen auch für Wuppertal einen eindeutigen Trend: Die Temperaturen steigen deutlich an, Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitze werden häufiger und intensiver.
Insbesondere die Zunahme von Hitze ist wegen ihrer gesundheitlichen Folgen besorgniserregend. Während in Wuppertal in der Periode von 1971-2000 durchschnittlich etwa fünf sogenannte Heiße Tage (Tageshöchsttemperatur ≥ 30° C) pro Jahr registriert wurden, treten inzwischen im Schnitt zehn solcher Tage jährlich auf. Auch die Tageshöchsttemperaturen steigen: In Nordrhein-Westfalen wurden in den letzten Jahren an besonders heißen Sommertagen mehrfach Temperaturrekorde von 40° C und mehr gemessen.
Die Zunahme von Hitzeereignissen steigert das Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme und bereits vorhandene Krankheiten können durch die Hitze verschärft werden. Dies führt zu einem Anstieg von Krankenhauseinweisungen und vorzeitigen Sterbefällen. Ebenso sind Einsatzkräfte während der Hitzeperioden häufig mit einer Zunahme an Notfällen konfrontiert, was zu einer Überlastung führen kann. In besonders heißen Jahren verzeichnet Deutschland zwischen 4.000 und 10.000 hitzebedingte Todesfälle – eine deutlich höhere Zahl als beispielsweise die durch Verkehrsunfälle.
Die nebenstehende Karte zeigt aktuelle und zukünftig besonders von Hitze betroffene Areale.
Hitze wirkt sich nicht auf alle Menschen gleichermaßen aus. Es können besonders vulnerable Gruppen, wie z.B. ältere Menschen definiert werden. Unter der Zunahme der Hitzebelastung leiden wir jedoch alle. Im Freien wird es unerträglich heiß und viele Gebäude sind noch nicht für solch extreme Hitzebedingungen konzipiert. In Arbeitsstätten und Büros ohne Klimaanlage zu arbeiten, gestaltet sich als Herausforderung, was wiederum die Arbeitsproduktivität an heißen Tagen merklich mindert. So besorgniserregend die aktuelle Situation bereits ist, die Belastung durch Hitze wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten durch den Klimawandel verstärkt zunehmen. Die mit dem demografischen Wandel einhergehende Überalterung verstärkt parallel die Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber Hitze. Dadurch verschärft sich zukünftig die Hitzeproblematik nochmals und unterstreicht somit den dringenden aktuellen Handlungsbedarf.
Erarbeitung des Wuppertaler Hitzeaktionsplans
Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, hat die verwaltungsinterne Steuerungsgruppe der Stadt Wuppertal unter der Federführung des Ressort Klima und Nachhaltigkeit seit März 2023 in einer gut einjährigen Bearbeitungszeit - zusammen mit den Büros GreenAdapt und der Gesellschaft für sozioökonomische Forschung (GSF) - einen Hitzeaktionsplan für die Stadt Wuppertal erarbeitet. Mit dem Hitzeaktionsplan soll ein strukturierter und koordinierter Prozess zur Hitzeschutzplanung in Wuppertal etabliert, sowie Maßnahmen, die sich zukünftig in der Praxis bewähren, verstetigt werden.
Teil des Erarbeitungsprozess war auch eine umfassende Beteiligung der Bürger*innen, die in einer Onlinebefragung die Chance hatten unter anderen anzugeben, welche Orte in der Stadt besonders von Hitze betroffen sind. Weiterhin wurde eine Präsenzveranstaltung in der Pauluskirche am Haspel organisiert, auf der sich interessierte Personen vor Ort über die Entwicklung des Hitzeaktionsplans informieren, bestehende Maßnahmen fortentwickeln und weitere Ideen und Vorschläge einbringen konnten.
Als nächster Schritt wird der Hitzeaktionsplan den politischen Gremien zur Beratung und zum Beschluss vorgelegt. Die Veröffentlichung des Hitzeaktionsplans ist für das dritte Quartal 2024 vorgesehen. Eine Übersicht über den gesamten Erarbeitungsprozess des Hitzeaktionsplans gibt die nebenstehende Abbildung.
Ziele des Hitzeaktionsplans
Dem Wuppertaler Hitzeaktionsplan liegen folgende Ziele zugrunde:
1. Information und Schutzmaßnahmen für die Einwohner*innen von Wuppertal
Alle Einwohner*innen der Stadt Wuppertal, insbesondere die hitzevulnerablen Gruppen, sollen über die negativen gesundheitlichen Hitze-Auswirkungen informiert und sensibilisiert (Vermittlung von Handlungskompetenzen) sowie durch entsprechende Maßnahmen geschützt werden.
2. Vermeidung von Überlastung der Gesundheitssysteme
Eine Überlastung des Gesundheits- und des Rettungswesens soll während der Hitzeperioden vermieden werden.
3. Hitzeschutzpläne in Einrichtungen
Die Betreuungs-, Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in Wuppertal sollen auf „den Ernstfall“ vorbereitet werden.
4. Hitzeresilienz an städtischen Liegenschaften erhöhen
Bei Neuplanungen und Sanierungen von städtischen Liegenschaften (Gebäude und Außengelände) soll der Hitzeschutz mit eingeplant werden.
5. Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in Wuppertal
Die Lebens- und Aufenthaltsqualität (z.B. durch beschattete Plätze, durchgrünte Bereiche, Trinkbrunnen) in Wuppertal soll erhalten, bei Bedarf aufgewertet sowie in benachteiligten Stadtteilen neu geschaffen werden.
Diese Ziele können zukünftig nur durch eine Kooperation zwischen Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft erreicht werden. Darum wurde schon bei der Erarbeitung des Wuppertaler Hitzeaktionsplans ein umfassender kooperativer und partizipativer Ansatz gewählt.
Zentrale Maßnahmen
Ein zentrales Element des Hitzeaktionsplans sind die vorgeschlagenen Maßnahmen zum gesundheitlichen Hitzeschutzes, die nach drei Zeithorizonten (vorbereitend, akut, langfristig) gegliedert sind. Jede Maßnahme wird in einem eigenen Maßnahmen-Steckbrief näher beschrieben, u.a. auch mit Blick auf profitierende Bevölkerungsgruppen und Zuständigkeit. Die Maßnahmenumsetzungen des Wuppertaler Hitzeaktionsplans tragen erheblich zum vorsorgenden Gesundheitsschutz der Wuppertaler Bevölkerung bei.
Weitere zentrale Elemente des Hitzeaktionsplans sind die Kommunikationskaskade und das Netzwerk zum Hitzeaktionsplan. In der Kommunikationskaskade ist die Abfolge der ausgelösten Maßnahmen mit Zuständigkeiten bei einer akuten Hitzewarnung für Wuppertal dargestellt. Das Netzwerk zum Hitzeaktionsplan regelt die enge und fachübergreifende Zusammenarbeit und umfasst drei Ebenen: das Kernteam, die Steuerungsgruppe und das erweitere Netzwerk.
Das Thema gesundheitlicher Hitzeschutz hat in den letzten Jahren bereits an Relevanz zugenommen. Um die Einrichtungen hierbei zu motivieren und auch effektiv zu unterstützen, wurden Hitze-Notfall-Checklisten für vier Einrichtungstypen (Schulen, Kitas, unterstützende Wohnformen, soziale Treffpunkte) zur schrittweisen Erstellung einrichtungsbezogener Hitzeschutzpläne entwickelt. Anschließend wurden diese in verschiedenen Workshops mit interessierten Einrichtungen diskutiert und angewendet. Hierbei handelt es sich um konkrete Praxishilfen, die primär auf die Verbesserung der Hitzeanpassung durch organisatorische und verhaltensbezogene Maßnahmen abzielen.
Darüber hinaus muss Hitzeschutz bereits am Gebäude und der Gestaltung des Außengeländes beginnen. Um der Vorbildfunktion der Stadt Wuppertal gerecht zu werden und um sich sukzessive auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten, wurde eine Checkliste zur Bewertung von städtischen Liegenschaften im Hinblick auf den erforderlichen Hitzeschutz entwickelt. Eine Reihe von städtischen Liegenschaften wurden exemplarisch einem Hitzeschutz-Check unterzogen, dessen Ergebnisse in einem liegenschaftsspezifischen Steckbrief zur Steigerung der Hitzeresilienz an städtischen Liegenschaften zusammengefasst sind. Diese dienen zukünftig als ergänzende Informationsgrundlage bei anstehenden Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen und ermöglichen somit eine frühzeitige und umfassende Berücksichtigung des Hitzeschutzes. Zusätzlich unterstützen diese Steckbriefe bei Förderanträgen für investive Maßnahmen zur Klimaanpassung und damit zum Hitzeschutz.
Der Wuppertaler Hitzeaktionsplan soll ein dynamisches Instrument sein, welches regelmäßig durch Monitoring und Evaluation vor allem hinsichtlich der Maßnahmen optimiert und fortgeschrieben werden sollte. Der Verstetigung des Hitzeaktionsplans kommt in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle zu. Die Einbeziehung von weiteren Akteur*innen und Multiplikator*innen vor allem aus dem Gesundheits- und Sozialbereich wird dabei eine wesentliche Aufgabe sein. Der Wuppertaler Hitzeaktionsplan erweist sich als ein unverzichtbares Instrument, um der Herausforderung des Klimawandels zu begegnen und die Gesundheit der Bürger*innen in Wuppertal nachhaltig zu sichern.
Die Erstellung des Hitzeaktionsplans für Wuppertal wurde zu 100% gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.
Dank der Fördermittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie der Nationalen Klimaschutzinitiative startete im September 2021 das Vorhaben "KSI: Klimamanagement Stadt Wuppertal, Umsetzung des vorliegenden Klimaschutzkonzeptes mit integriertem Handlungsfeld Anpassung an den Klimawandel".
Für die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes ist der Zeitraum 01.09.2021 bis 31.08.2024 vorgesehen (Förderkennzeichen 67K15165).