Das Büro bläser jansen und partner beschreibt die Wuppertaler InnenBandStadt als ein „Nebeneinander aus Stadteilen und Raumcharakteren, wichtigen Gewerbeunternehmen, frischen Start-Ups, zentralen Produktionsanlagen und kleinteiligen Wohnquartieren, von pulsierenden Verkehrsadern und versteckten Freiräumen“. Das Büro stellt sich, für die Erarbeitung der Ideenfabriken, die Fragen:

„Was zeichnet die InnenBandStadt Wuppertal aus? 

Wie kann sie zu einem neuen Typus der Innenstadt werden? 

Welche Perspektive haben die einzelnen Stadteile? Und wo fängt die Zukunft der InnenBandStadt an?“

Ergebnis ist das Konzept „Von der Bandstadt zur Netzstadt“. Es zeichnet sich durch einen hohen Detaillierungsgrad und eine starke Kleinteiligkeit der vorgeschlagenen räumlichen Interventionen aus. Für eine Vielzahl von Orten im Untersuchungsgebiet wurden konkrete Maßnahmenvorschläge erarbeitet. 

Eine Besonderheit des Konzeptes ist die starke Betonung der Nord-Süd-Verbindungen im Untersuchungsraum. Die Weiterentwicklung der prägenden Ost-West-Bänder der Talachse zu einer Netzstruktur durch Ergänzung fehlender Nord-Süd-Verbindungen erscheint sinnvoll und wichtig. Hervorzuheben sind die vielversprechenden Ansätze zur Entwicklung der Quartiershöfe zu identitätsstiftenden Orten, die gute Einbindung bestehender Konzepte und die überzeugenden punktuellen Qualifizierungsmaßnahmen entlang der Wupper.

Im Gegensatz zu den anderen Planungskonzepten verzichtet das Konzept von bläser jansen partner auf große, impulsgebende Interventionen mit hoher Ausstrahlungskraft. Es zeichnet sich vielmehr durch sehr vielfältige, kleinteilige punktuelle Einzelmaßnahmen sowie lineare Interventionen zur Verbesserung der Quartiersvernetzung aus. 

Für MUST birgt „die InnenBandStadt das große Potenzial, ein zukunftsorientierter und anziehungsstarker Ort zu werden. Das Ziel des Konzeptes ist es, die beiden Stadtkerne Barmen und Elberfeld in ein räumliches Gesamtgefüge zu integrieren. Dieses interaktive Urban Fabric ist:

• urban, indem es Raum für eine Mischung von Nutzungen und neue wirtschaftlichen Entwicklungen schafft, entweder durch Nachverdichtung oder durch die Transformation der Gebäudesubstanz;
• lebenswert, damit attraktive Räume zur Begegnung, Bewegung, Aufenthalt, Wohnen und Arbeiten entstehen;
• nachhaltig, indem ein Beitrag zur Klimaanpassung und Mobilitätswende gewährleistet wird.“

Der ambitionierte Konzeptansatz, über eine radikale Umgestaltung der Bundesstraße B7 in einen grün-blauen innerstädtischen Boulevard den strategischen Impuls für eine klimaangepasste, mobilitätsoffensive und identitätsstiftende Gesamtgebietsentwicklung der „InnenBandStadt Wuppertal“ zu setzen wird im Grundsatz als mutig gewürdigt und findet beim Expertenbeirat Anerkennung.

Mit einem neuen Boulevard W7 werden der MIV weitgehend aus dem Kernabschnitt der Talachse herausgehalten, der Radverkehr massiv befördert, die Gebietsdurchgrünung relevant verdichtet sowie auf der freigeräumten Verkehrsachse neue Retentionspotentiale für Regenwässer und Hochwasserentlastung generiert. Und schließlich wird sogar noch ein Stück erlebbare neue Wupper geschaffen. Es bestehen allerdings (weiterhin) erhebliche Bedenken, ob die hierfür erforderliche enorme kommunale Vorleistung der Implementierung einer komplett neuen alternativen Verkehrsführung in Form von Loops durch die angrenzenden Stadtquartiere verkehrstechnisch plausibel, sozial verträglich und darüber hinaus in einem kalkulierbaren Zeitraum umsetzbar ist.

Die Platzierung von Mobilitätsstationen nahe der Schwebahn-Haltestellen und in den Subquartieren kann nachvollzogen werden. Auch die Vorschläge für identitätsstiftende neue urbane Ankerpunkte, wie dem Umbau des ehemaligen AOK-Gebäudes, scheinen sinnvoll. Im Konkreten bleiben die Vorschläge für bauliche Nachverdichtungen, neue Nachbarschaftshöfe, grün-blaue Infrastrukturen und weitere vernetzende Freiräume als Impulsgeber ebenfalls noch wenig orts- und nutzungsbezogen.

Unter dem Leitsatz „Die Zukunft nah“ hat das Büro De Zwarte Hond GmbH im Zuge der Ideenfabrik für die InnenBandStadt ein stimmiges und ausgewogenes Konzept entwicklelt. Dieses Konzept zeigt zukunftsweisende Impulse und Ideen für den Untersuchungsraum auf. Es enthält sowohl konkrete, verortbare Aufwertungsideen als auch zeigt es eine nachvollziehbare Gesamtentwicklung für die InnenBandStadt.

Die drei gewählten Vertiefungsräume stehen stellvertretend für die Idee der Arbeit mit ortsbezogenen, starken Impulsen den Gesamtraum zu fördern und weiterzuentwickeln. Die ausgewählten Räume sind schon heute wichtige Orte im jeweiligen Quartier. Das erkannte Aufwertungspotenzial durch eine fokussierte Flächenentwicklung in Form von Großprojekten zu aktivieren, ist auch aus immobilienwirtschaftlicher Sicht ein sinnvolles Vorgehen.

Als Besonderheit ist dabei der Vorschlag hervorzuheben, den Unterbarmer Bahnhof als Sportbahnhof weiterzuentwickeln. Das Thema Sport in den Talraum zu verorten, schafft Identifikation, schließt eine Nutzungslücke und trägt zur Nutzungsmischung im Untersuchungsraum bei.  

Auch die Idee der Entwicklung der neuen Loher Mitte ist von hoher strategischer Bedeutung und wird für die Sozialentwicklung im Quartier als weiterzuverfolgendes Zukunftsprojekt angesehen.

Die Planungen für den Barmer Bahnhof können ebenfalls nachvollzogen werden. Spannend wäre in der Betrachtung die vorgesehene Verknüpfung in das Barmer Zentrum gewesen.

Das Konzept sieht darüber hinaus eine zwingende Anpassung der Verkehrsinfrastrukturen  vor. Die B7, als zentrale Verkehrsachse, sowie die umliegenden Parallelachsen soll dabei beruhigt, für die Nahmobilität umgestaltet und perspektivisch für den MIV zurückgebaut werden. Insgesamt zeigt das Konzept zukunftsweisende Entwurfsideen insbesondere in den ausgewählten Vertiefungsräumen auf, die als Teil des Gesamtkonzeptweiterverfolgt werden sollten. Dazu gehören mögliche Starterprojekte wie eine die Fahrradstraße im Tal, als auch die Ideen um den Sportbahnhof oder die Schaffung einer neuen Quartiersmitte.

Die InnenBandStadt EXPO vom 24.06. bis zum 29.06.2024 bot allen unterschiedlichen Teilprojekten der InnenBandStadt den Rahmen öffentlich sichtbar zu werden. Sie bildete auch den Rahmen für die öffentliche Zwischenpräsentation der Ideenfabrik und eine erste Bewertungssitzung des Expert*innenbeirats zu den Planungsergebnissen.
Bis Anfang Oktober 2024 hatten die Büros die Möglichkeit die zahlreichen Anmerkungen, Vorschläge und Kritik in ihre Arbeiten einfließen zu lassen und diese weiter zu entwickeln. Danach fand die finale Sitzung des Expertenbeirats statt.