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Engels2020

Ausstellung "Vision und Schrecken der Moderne - Industrie und künstlerischer Aufbruch"

Als Beitrag zum Engelsjahr 2020 geht das Von der Heydt-Museum in einer Ausstellung der Frage nach, wie sich die kulturellen und sozialen Aspekte der Industrialisierung in der Kunst des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart niedergeschlagen haben. Zu sehen ist die Schau vom 11. März bis zum 25. Juli 2021.


Aktuelle Corona-Vorgaben

Tickets sind im Online-Shop (Öffnet in einem neuen Tab) und an der Kasse verfügbar. Die Buchung eines Zeitfenster-Tickets, ein negativer Schnelltest oder eine Impfbescheinigung werden nicht mehr benötigt. Der Museumsbesuch ist aktuell nur mit einem medizinischen Mund-Nasen-Schutz möglich. Führungen mit bis zu 20 Personen können ab Juli wieder vor Ort durchgeführt werden.


Aktionen am 22. Juli 2021

Zum Ende der Ausstellung "Vision und Schrecken der Moderne - Industrie und künstlerischer Aufbruch" gibt es am Donnerstag, 22. Juli, noch zwei besondere Aktionen für die Besucher:

  • Die Klangarbeit, die der Wuppertaler Sounddesigner Charles Peterson für die Ausstellung konzipiert hat, erklingt von 18 bis 20 Uhr in den Räumen.
  • Außerdem führt Kuratorin Beate Eickhoff um 16.30 Uhr durch die Schau und erläutert das Konzept der Ausstellung, die aus Anlass des Engelsjahres in Wuppertal zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels entstanden ist und thematisiert, wie Künstler ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Auswirkungen von industrieller Revolution und Kapitalismus auf die Gesellschaft verarbeitet haben.
    Kosten: 14 Euro (inkl. Eintritt)
    Anmeldung: im Online-Shop (Öffnet in einem neuen Tab) oder per Telefon 0202/563-6630

Bildangabe: Heinrich Kley, Die Krupp‘schen Teufel, 1912/13, LWL-Industriemuseum Dortmund

Das im Zuge der industriellen Revolution entstandene neue Wirtschaftssystem des Kapitalismus, dessen Grundlagen Marx und Engels kritisch analysierten, hat nicht nur zu technischem Fortschritt und kultureller Weiterentwicklung, sondern auch zu heftigen sozialen Konflikten geführt.

Das Wupper-Tal, Geburtsort von Friedrich Engels (1820 Barmen, heute: Wuppertal-Barmen, - 1895 London) und im 19. Jahrhundert ein Zentrum der Textilindustrie, war ein Ausgangspunkt des industriellen Aufschwungs mit seiner weltbewegenden Dynamik. Die Porträtmalerei kam hier zu hoher Blüte und spiegelt das neue Selbstbewusstsein des Wirtschaftsbürgertums. An den zahlreichen, malerisch höchst qualitätsvollen Bildnissen des Düsseldorfer Künstlers Heinrich Christoph Kolbe lässt sich eindrücklich ablesen, wie das Bürgertum Reichtum mit Frömmigkeit und Fleiß begründete. Aus dem Verantwortungsgefühl für die sozial Benachteiligten resultierte ein starkes privates Engagement der Wuppertaler Unternehmer für die Verbesserung der Lebensverhältnisse. Die Verdienste wurden in Denkmälern wie dem bekannten „Armenpflegedenkmal“ des Bildhauers Neumann-Torburg gewürdigt. 

Schwierige Lebensbedingungen des Proletariats

Andererseits thematisierten Künstler der Düsseldorfer Malerschule die schwierigen Lebensbedingungen des Proletariats. Unter dem Einfluss des Vormärz entwickelte sich eine realistische, gesellschaftskritische Kunstauffassung. Künstler wie Carl Hübner und Johann Peter Hasenclever führten das Elend und den Kampf der Arbeiterschaft um bessere Lebensbedingungen vor Augen. 

Unter dem Einfluss des Naturalismus setzten sich Künstler*innen wie Max Klinger und Käthe Kollwitz seit den 1880er Jahren in ihrer Graphik intensiv mit der Misere des Proletariats auseinander. Mit einer unheilvollen Allianz aus Industrie und Militarismus markierte der Erste Weltkrieg eine zeitgeschichtliche Zäsur. Die Auswirkungen des Krieges führten zu einer Verschärfung der gesellschaftlichen Probleme. In der angespannten Nachkriegssituation wandten sich Künstler wie u. a. Conrad Felixmüller, George Grosz, Otto Dix, Max Beckmann sowie die Kölner Progressiven um Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert gesellschaftskritischen und linksgerichteten politischen Bestrebungen zu. 

Gleichzeitig waren Künstler beeindruckt von den Phänomenen der neuen Industrielandschaft, von der Dynamik der Großstadt, von der gleichermaßen magischen wie unheimlichen Anziehungskraft der Maschine. Eindrucksvoll spiegelt sich diese Faszination in den Werken der im Umkreis der Neuen Sachlichkeit tätigen Maler wie Carl Grossberg und Max Beckmann. 

Zwischen schöpferischen Impulsen und äußeren Zwängen

Eine Auseinandersetzung mit dem Thema der Arbeit zwischen schöpferischen Impulsen und äußeren Zwängen findet sich in den Arbeiten Oskar Schlemmers, die er während des Zweiten Weltkriegs in Wuppertal schuf. Hier war er als Mitarbeiter der Wuppertaler Lackfabrik von Dr. Kurt Herberts für die künstlerische Erforschung und Anwendung moderner Lacktechniken zuständig.

Ein eigenes Kapitel innerhalb der Ausstellung bildet die Auseinandersetzung der Fotografie mit der Industriearchitektur: Von der Entdeckung der Industriearchitektur als abbildungswürdigem Gegenstand, in dem sich der Geist einer neuen Epoche ausdrückt, führt die Entwicklung zur Dokumentation einer Industrieepoche für die Nachwelt. Aber auch die Wahrnehmung industrieller Mechanismen wie etwa der Serialität als ästhetisches Phänomen zeichnet sich ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg provozierte die zunehmende Technisierung der Welt und das neue Phänomen der Konsumgesellschaft den kritischen Blick der Künstler: Pop Art, der neue Realismus, die Konzeptkunst sowie neue Ansätze in der Fotografie reflektieren die Stellung des Menschen in einer durch die Industrie bestimmten Welt.


Gefördert von:

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Von der Heydt-Museum
  • Kunststiftung NRW
  • Jackstädt Stiftung

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