Neuer Bauzeitenplan für Elberfeld muss belastbar sein
An die im vergangenen Jahr realisierten Projektschritte sollen die neuen Maßnahmen anknüpfen: allen voran die vor den Feiertagen durch Oberbürgermeister Uwe Schneidewind erfolgreich abgeschlossene „Pragmatismus-Vereinbarung“. „Diese Vereinbarung muss jetzt durch umfangreiche Abstimmungen der Akteure in die Praxis der Bauabläufe überführt werden, damit die WSW so bald wie möglich den neuen Bauzeitenplan vorlegen können, erklärt Frank Meyer. „Das ist eine komplexe Aufgabe, die oberste Priorität hat. Sie kann aber auch nicht übers Knie gebrochen werden, denn das Ergebnis muss unbedingt belastbar erarbeitet und so verlässlich wie möglich sein.
Die Wuppertaler „Pragmatismus-Vereinbarung“ ist beim Land als potentielle „Blaupause“ für vergleichbare Konflikt-Baustellen in anderen Kommunen im Fokus. „Das macht deutlich, dass wir mit den Problemen nicht alleine sind und hier durchaus Pionierfunktion auf neuen Wegen übernommen haben“, betont Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. „Und das ist natürlich auch wichtig für unsere weiteren Gespräche mit dem Fördergeber Land.“ Am 15. Februar soll zunächst dem Stadtentwicklungsausschuss zum Stand der Abstimmungen berichtet werden.
Im ersten Bauabschnitt durch das neue Gesetz „kalt erwischt“.
Eine weitere Forderung von Politik und Öffentlichkeit ist die bessere Vermittlung der Bauarbeiten, aber auch der Bedeutung der archäologischen Funde. Zu diesem Zweck hat Astrid Ißleib als Koordinatorin und Ansprechpartnerin der Stadt seit dem Sommer nicht nur zahlreiche Termine und Besichtigungen absolviert, sondern sich auch um Anliegen von Anwohnern und Geschäftsleuten gekümmert. Das bisher auf einer oberen Etage in der Alten Freiheit eingerichtete, gemeinsame Baustellen-Info-Büro mit den WSW soll bald in ein ebenerdiges Ladenlokal in der City mit erweiterten Öffnungszeiten umziehen. Dort soll dann auch das neue Innenstadt-Management für Elberfeld angedockt werden.
Zwei eigens eingestellte Archäologen nehmen bei der Stadt zum 1. Februar die Arbeit auf. „Ihre Verträge sind unterschrieben, und sie werden mit einem vollen Terminkalender starten“, so Meyer. „Denn wir wollen, dass diese Fachleute sich direkt gut vernetzen und die Akteure sehr schnell in eine konstruktive Kooperation kommen. Die klare Prämisse ist, den bisherigen Bauzeitenplan gemeinsam deutlich zu verschlanken.“ Im ersten Bauabschnitt habe das neue Denkmalschutzgesetz des Landes die Kommune ohne Vorwarnung „kalt erwischt“. „Da war die Ausschreibung der Arbeiten gerade raus und wir konnten im Verlauf nur noch reagieren. Für alle jetzt folgenden Baustellen soll das besser werden.“
Baustellen-Marketing wird an vielen Stellen sichtbar
Und auch die sichtbaren Zeichen zur Illustration der Perspektive für die Elberfelder Innenstadt werden zunehmen: Wo im alten Jahr illuminierte Walking Acts und das neue Graffiti von Martin Heuwold am alten Brunnen vor den City-Arkaden zum Blickfang wurden, soll ein weiteres Maßnahmenbündel unter der Überschrift „Baustellenmarketing“ für Elberfeld aktiviert werden.
Geplant sind neue Sichtschutz-Planen für das Baumateriallager auf dem Neumarkt mit Ansichten der fertigen Straßen und Plätze. Direkt am Tourismus-Zentrum von Wuppertal Marketing am Döppersberg werden mobile Screens den Passanten zeigen, wie die Fußgängerzone nach der Umgestaltung aussehen wird. An fünf Eingangsbereichen der Elberfelder Innenstadt sollen Schilder die Passanten über die Modernisierung der City informieren. Außerdem wird die Stadt ab Ende Februar für interessierte Bürger Führungen zu den archäologischen Funden anbieten. Und last but not least gibt es konstruktive Gespräche mit dem Eigentümer der ehemaligen Abeler-Immobilie: „Ziel ist, dass das Haus bis zum Beginn der Sanierung optisch ansehnlicher dasteht“, verrät Astrid Ißleib.
Grundlage aller Maßnahmen war ein Workshop mit Bezirksbürgermeister Thomas Kring, Vertretern der IG 1, der IG Friedrich-Ebert-Straße, der IHK, des DEHOGA, des Handelsverbandes, der WSW und der Wirtschaftsförderung. „Es ist wichtig, dass für die Menschen sichtbar wird: Politik und Verwaltung haben ihren Fokus darauf, die notwendigen Baustellen besser abzuwickeln, zu kommunizieren und das Umfeld so attraktiv wie möglich zu halten“, betont Kring.
Aus den Erfahrungen mit dem neuen Denkmalschutzgesetz lernen
Ein nächster wichtiger Schritt ist, die Gesamtkoordination der Maßnahmen aus Qualitätsoffensive und Fernwärmestrategie an ein Projektsteuerungsbüro zu vergeben, das auch Kommunikationsaufgaben übernehmen soll. Parallel wird die Stadt das neue Innenstadt-Management für Elberfeld an den Start bringen, vergleichbar dem Büro „Barmen urban“ am Werth.
„Wir nehmen für die weiteren Bauabschnitte neuen Anlauf, denn wir haben intensiv und konsequent aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres mit dem neuen Denkmalschutzgesetz gelernt“, kündigt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind an. „Entscheidend wird sein, dass alle Innenstadt-Akteure gerade angesichts von Baustellen und der offenen Zukunft der Kaufhof-Immobilie die Ziele der Qualitäts-Offensive für Elberfeld weiter gemeinsam vermitteln. Es wird hier eine Riesen-Investition der WSW realisiert, um das Fernwärmenetz energetisch zukunftsfähig zu machen. Und danach stehen mit dem integrierten Stadtentwicklungskonzept 45 Millionen Euro Fördergeld für neue Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zur Verfügung.“ Die neuerliche Insolvenz des Kaufhofes, so bitter sie auch für die Beschäftigten sei, müsse als Beleg dafür gesehen werden, dass die Zukunft für das stadtbildprägende Gebäude am Neumarkt weg von einer kompletten Handelsnutzung in eine multifunktionale Zukunft überführt werden müsse. „Da haben wir jetzt einen Vorteil und sind durch den vertrauensvollen Dialog mit der Eigentümerin der Immobilie bereits auf gutem Weg.“, so Schneidewind.
Um diese Aufgabe auch städtischerseits angehen zu können, hat sich die Verwaltung mit einem Änderungsantrag des bereits laufenden Projekts „InnenBandStadt“ um weitere Mittel im Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ beworben. Der Änderungsantrag konnte überzeugen. So kann das bisherige Budget um 500.000 Euro für Planungs- und Machbarkeitsstudien zur Nachnutzung aufgestockt werden. Auch die Konzeption und Organisation potenzieller Zwischennutzungen ist im Rahmen der Förderung umsetzbar.
Der erste Bauabschnitt war sehr wahrscheinlich der Schwierigste
„Der erste Bauabschnitt ist nach allem, was wir derzeit wissen, unter Denkmalschutz-Aspekten der Schwierigste gewesen“, sagt Frank Meyer. Insofern sei eine gute Perspektive gegeben. „Die nächsten Bauabschnitte greifen zumindest nach aktuellem Stand der historischen Karten nicht so massiv in die Burg Elberfeld oder andere archäologische Bodendenkmäler ein.“