Diese Würdigung markiert nicht nur ihren außergewöhnlichen Lebensweg, sondern beleuchtet auch das koloniale Erbe Wuppertals und die Bedeutung von Erinnerungskultur für die Schwarze Community.
Völkerschauen als rassistische Spektakel
Regina Bruce, am 12. Dezember 1900 im heutigen Rex-Theater in Wuppertal-Elberfeld geboren, war die Tochter von Dassi Creppy und Nayo Bruce, die dort mit einer „Völkerschau“ auftraten. Diese rassistischen Spektakel dienten dazu, Menschen aus kolonialisierten Gebieten wie Tiere im Zoo vorzuführen, zu entmenschlichen, um dadurch ihre Versklavung zu legitimieren. Im Gegensatz zu vielen Verschleppten und Gezwungenen organisierte Nayo Bruce die Auftritte selbst.
Mit der Mission nach Togo
Nach ihrem Schulabschluss leitete Regina Bruce ein Hamburger Kinderheim. 1926 wurde sie mit zwei Halbschwestern von der Norddeutschen Mission nach Togo geschickt und leitete zunächst ein Mädchenheim. Sie heiratete den Mitbegründer der dortigen Befreiungsbewegung, Jonathan Savi de Tové. 1961 wurde er Botschafter in Bonn. Nach einem Militärputsch 1963 erhielten beide Asyl im Rheinland.
Regina Bruce wurde Vorsitzende des Roten Kreuzes in Togo und reiste oft dorthin. Damit bekleidete sie eine einflussreiche gesellschaftliche Position. 1968 kehrte das Ehepaar dauerhaft nach Togo zurück. Regina Bruce starb am 21. September 1991.
Kolonialismus und Erinnerungskultur
Diese Würdigung von Regina Bruce stellt eine dringende Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe Wuppertals dar. Noch heute prägen die Spuren des Kolonialismus Stadtbild und Gedächtnis – oft noch unsichtbar und unkommentiert. Gedenkveranstaltungen wie diese schaffen Räume, in denen Schwarze Geschichte und Erfahrungen im öffentlichen Bewusstsein geteilt und verankert werden können.
Gelungene Gedenkveranstaltung
Zur Gedenkveranstaltung am 12. Dezember 2024 im Rex-Theater kamen rund 100 Besucherinnen und Besucher. Der Abend umfasste Wortbeiträge, Live-Musik und eine Vorführung des Films Dahomey, der die koloniale Vergangenheit und ihre Auswirkungen reflektiert.
Unter der Moderation von Meieli Borowsky-Islam für Decolonize Wuppertal begrüßten die Kooperationspartner*innen - David Lankes für das REX, Martina Völker für die Stabssstelle und Eva Waldschütz für die Wupperfrauen - das Publikum. Bürgermeisterin Dagmar Liste-Frinker sprach über die Unsichtbarkeit und für die Sichtbarkeit von Frauen in der Stadtgesellschaft. Sarah Gonschorek, FrauenRat NRW, stellte das Projekt FrauenOrte NRW vor. Phyllis Quartey von Decolonize Wuppertal ging auf Regina Bruce und die Wuppertaler Kolonialgeschichte ein. Regina Martens, Großnichte von Regina Bruce, brachte sich zur Person Regina Bruce ein, bevor die Tafel enthüllt wurde. Für die musikalische Untermalung sorgten Chioma Igwe und André Enthöfer. Anschließend wurde die Dokumenation Dahomey gezeigt.
Die Ehrung ist ein wichtiger Schritt, um die Lebensleistung einer Schwarzen Frau, die Kämpfe von mehrfach marginalisierten Communities und die koloniale Geschichte Wuppertals in das kollektive Gedächtnis einzuschreiben.
Über das Projekt „FrauenOrte NRW“
Das Projekt „FrauenOrte NRW“ vom Frauenrat NRW, gefördert vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, würdigt Frauen, die einen prägenden Beitrag zur Geschichte ihrer Kommunen geleistet haben.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Stabsstelle Gleichstellung und Antidiskriminierung Wuppertal, Wupperfrauen e.V. und Decolonize Wuppertal.