Im Doppelpassspiel zwischen Stadtverwaltung und Wuppertaler Stadtwerken wollen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtentwicklungsdezernent Arno Minas die Qualitätsoffensive „Elberfeld 2030“ (Öffnet in einem neuen Tab) trotz aller Widrigkeiten bestmöglich realisieren. Um alle Akteure mit Informationen aus erster Hand zu versorgen, Ideen für die weitere Bauzeit zu sammeln und kurzfristige Maßnahmen der Verwaltung vorzustellen, waren am Dienstag, 2. Mai, Vertreter des Handels und der Politik zu einer Innenstadtkonferenz eingeladen.
Mit der Kooperation „Elberfeld 2030“ setzen Stadt und WSW (Öffnet in einem neuen Tab) gemeinsam den Grundsatzbeschluss des Rates zur Modernisierung der Elberfelder Innenstadt (Öffnet in einem neuen Tab) nach dem Integrierten Handlungskonzept (ISEK) um. Die WSW erneuern die unterirdische Infrastruktur und rüsten das bestehende Fernwärmenetz für klimafreundliche Talwärme um, bevor Straßen und Plätze städtebaulich neugestaltet werden.
Millionenschwere Investitionen in neue Aufenthaltsqualität und Energiewende
„Wir stellen mit dieser millionenschweren Offensive unsere Elberfelder Innenstadt neu auf und machen sie energetisch zukunftsfähig“, betonte Oberbürgermeister Uwe Schneidewind: „Um mit der großen Herausforderung dieser Baustellen gemeinsam umzugehen, wollen wir ins Gespräch kommen.“
Die Fachleute der Verwaltung erinnerten an den erfolgreichen Prozess der vergangenen Jahre, in denen mit breiter Beteiligung gemeinsam die Qualitätsoffensive Innenstadt und das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) für Elberfeld erarbeitet und in die Förderung gebracht worden sei.
Zeit- und Kostenpläne durch neues Denkmalschutzgesetz ausgehebelt
Eine Präsentation der WSW zeigte dann: Die Zeit- und Kostenpläne für die Umbauten sind vor allem durch eine zum 1. Juni 2022 in Kraft getretene Novellierung des Landesdenkmalschutzgesetzes ausgehebelt worden: Bei den Tiefbauarbeiten der WSW in der Calvin- und der Kirchstraße und denen der Stadt in der Poststraße wurden neben dem Bodendenkmal der ehemaligen Burg Elberfeld weitere Fragmente ehemaliger Vorkriegsbebauung gefunden. Neue denkmalrechtliche Anforderungen aus der Gesetzesnovellierung legen nun fest, dass nicht nur die mittelalterlichen Fragmente der Burganlage sondern sämtliche Fundstücke freigelegt, dokumentiert und unverändert im Boden belassen werden müssen.
Bauphasen können nur hochgerechnet werden
Was das bedeutet, wird am Beispiel Kirchstraße deutlich: Obwohl die WSW dort sechs Archäologen einsetzte, wurden alleine durch die notwendige Dokumentation einer früheren Friedhofsmauer im Untergrund der Kirchstraße die Arbeiten dort um volle sechs Monate verzögert.
Die Folge: Auf Basis dieser ersten Erfahrungen mit den neuen Auflagen bei archäologischen Funden können die Bauzeitpläne durch WSW und Verwaltung nicht mehr verbindlich geplant, sondern zunächst nur hochgerechnet werden.
Fördermittel von insgesamt 45 Millionen Euro stehen zur Verfügung
Die gute Nachricht: Das Land als Fördermittelgeber für die Qualitätsoffensive und das ISEK hat die Ausnahmesituation der Stadt anerkannt und unterstützt die gemeinsame Umsetzungsstrategie ausdrücklich. Insgesamt 45 Millionen Euro an Fördermitteln für Elberfeld stehen damit weiterhin zur Verfügung, obwohl die geplanten Umsetzungsschritte zeitlich und damit auch finanziell nicht mehr realistisch sind.
Fragen, Anregungen und viel Kritik an Kommunikation, Dauer und Zustand der Baustellen
Nach dem Info-Teil hatten die Vertreterinnen und Vertreter des Einzelhandels und der Institutionen das Wort. Sie äußerten deutlich ihre Kritik am Baustellenverlauf und -gestaltung, mangelnder Kommunikation und der Entwicklung der Qualitätsoffensive, die nach engagiertem Start und viel Einsatz aller abgebrochen sei.
Projektsteuerung und Innenstadt-Management für effiziente Prozesse
Mit einem ganzen Maßnahmenpaket will die Verwaltung die Bauarbeiten im Herzen Elberfelds (Öffnet in einem neuen Tab) so effizient und verträglich wie möglich abwickeln.
Zwei entscheidende Ausschreibungen stehen kurz vor der Veröffentlichung: Ein Projektsteuerer soll noch in diesem Jahr, gesteuert von einem Lenkungskreis aus Stadt und WSW, die Gesamtkoordination für „Elberfeld 2030“ (Öffnet in einem neuen Tab) und auch Kommunikationsleistungen übernehmen. Außerdem vergibt die Stadt ein Innenstadt-Management für Elberfeld, vergleichbar dem „Barmen urban“-Büro in Barmen.
„Kümmerer“ vor Ort soll Probleme auf kurzen Wegen lösen
In einem leerstehenden Ladenlokal soll zudem ein zentraler Ansprechpartner als „Kümmerer“ vor Ort Platz finden, um mit eigener Entscheidungskompetenz auf kurzen Wegen größere und kleine Baustellen-Probleme für die Geschäftsleute zu lösen. Denkbar sind hier auch mobile Angebote.
Auch innerhalb der Stadtverwaltung sollen überplanmäßige Planungskapazitäten geschaffen werden, damit Stadt und WSW die Maßnahmen für „Elberfeld 2030“ im kommenden Jahr noch konzentrierter umsetzen können.
Stelle für Leerstandsbelebung und Gründungswettbewerbe bei der Wifö
Die Themen Leerstandsbelebung und Gründungswettbewerbe werden mit einer eigenen Stelle bei der Wirtschaftsförderung verankert. Finanziert wird sie aus dem zusätzlich erfolgreich eingeworbenen Förderprogramm „Innenbandstadt“ mit einem Volumen von zwei Millionen Euro für Barmen und Elberfeld.
Das Ressort Stadtentwicklung beantragt außerdem Fördermittel aus dem neuen Landesprogramm zur Entwicklung von Großimmobilien, um handlungsfähig zu sein, wenn für den Galeria-Kaufhof-Standort Machbarkeitsstudien zu alternativen Nutzungen erarbeitet werden sollen.
Verstärkte Kommunikation und stadtweites Gutschein-System
Wuppertalmarketing (Öffnet in einem neuen Tab), Wirtschaftsförderung und die bliggit-App etablieren mit den Händlern ein Wuppertal-weites Stadt-Gutschein-System.
Die Kommunikation von WSW und Stadt soll durch regelmäßige Baustellenberichte, eine eigene Internetseite und Info-Punkte an den wichtigen Eingangstoren zur Stadt verstärkt werden.
Als direktes Ergebnis der Innenstadtkonferenz wurden außerdem Arbeitsgruppen zusammengesetzt, die die verschiedenen Themen der Umsetzungsstrategie übergreifend weiterentwickeln.
Döppersberg als Mutmacher für positive Entwicklung
„Der Blick zum Döppersberg zeigt, wie sehr sich solche mutigen Investitionen bei aller Belastung während der Bauzeit auszahlen und welche Folgeinvestitionen sie auslösen“, betont der OB. „Wir haben in der vergangenen Woche den durch die WSW sanierten Schwebebahnhof Döppersberg (Öffnet in einem neuen Tab) der Öffentlichkeit vorgestellt und heute vom neuen Eigentümer des Empfangsgebäudes am Hauptbahnhof den Bauantrag für die ambitionierte Entwicklung (Öffnet in einem neuen Tab) dieses stadtbildprägenden Gebäudes entgegengenommen.“ Mit diesen Mut machenden Beispielen vor Augen solle auch der Wandel der Elberfelder Innenstadt (Öffnet in einem neuen Tab) gemeinsam bewältigt werden.