Der zweite Platz ging an das Büro Hascher Jehle Design GmbH aus Berlin und der dritte an Auer Weber Assoziierte GmbH aus München.
Das Niveau der Entwürfe und insbesondere der Gewinner-Büros unterstreicht nochmals den internationalen Stellenwert des Pina Bausch-Zentrums. Mit Diller Scofidio + Renfro ging gestern der erste Preis an eines der weltweit führenden Architekturbüros für Kulturbauten.
Glasriegel, grüner Holzblock oder Kreis-Konstruktion
Das New Yorker Büro sieht einen Glasriegel aus recyceltem Stahl mit variablen Arbeitsräumen, Innen- und Außenbühnen sowie Begrünung für das Pina Bausch Zentrum vor. Als Referenzen kann das Büro die Renovierung und Erweiterung für das Museum of Modern Art (MoMA) und Museumsbauten in New York, Los Angeles, Boston und China vorweisen. Die Berliner Architekten Hascher Jehle Design schlagen einen horizontal begrünten Holz- und Glaskubus mit Pavillon vor dem Gesamt-Ensemble vor. Sie haben sich mit vielen Bildungs- und Verwaltungsgebäuden profiliert. Das Büro aus München, Auer Weber Assoziierte, hat eine Kreis-Konstruktion für das geplante Tanzzentrum entworfen. Die Münchner zeichnen auch für das olympische Wassersportstadion in Paris und die Arena in Aix-en-Provence verantwortlich. Alle Entwürfe schaffen attraktive Verbindungen zwischen Alt-und Neubau, zur Wupper hin und zwischen Stadt und Kunst.
Umfangreiches Verfahren
Das Verfahren war umfangreich: Zunächst hat ein hochkarätig besetztes Preisgericht Ende vergangenen Jahres aus anonymisierten Entwürfen acht Entwürfe für die Endrunde ausgewählt. Anfang Juni hat die zweite Preisgerichtssitzung aus diesen acht Entwürfen die drei Siegerentwürfe ausgewählt. Über die Sommermonate hinweg wird dann mit diesen drei Architekturbüros im Rahmen des europäischen Verhandlungsverfahrens (VgV Verfahren) ein Büro anhand der Zuschlagskriterien ausgewählt. Nach Abschluss des Verfahrens wird dann endgültig feststehen, welcher Entwurf errichtet werden wird.
Alle eingereichten Wettbewerbsentwürfe werden vom 7. bis 18. Juni im Schauspielhaus, das zentraler Bestandteil des zukünftigen Tanzzentrums werden soll, präsentiert. Die Ausstellung ist täglich Montag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Öffnungszeiten und Führungen
Namhafte Architekturbüros aus aller Welt im Rennen
Der Wettbewerb bewegte sich auf höchstem Niveau. Namhafte nationale und internationale Architekturbüros haben Entwürfe eingereicht, meist in Kooperation mit Landschaftsarchitekturbüros. Nach der Sommerpause werden die drei Gewinnerentwürfe im Lichthof des Wuppertaler Rathauses ausgestellt.
Kultur-Ministerin: Offen für Menschen und Ideen
Mitglied des Preisgerichtes war auch die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes: „Weltspitze und geprägt von einem tiefen Verständnis für den einzelnen Menschen – dafür steht die herausragende Kunst des Tanztheaters Pina Bausch. Die weltweit anerkannte Tänzerin und Choreografin Pina Bausch hat immer wieder Neues gewagt und unterschiedliche Disziplinen zusammengebracht. Für das neue Pina Bausch Zentrum wünschen wir uns eine Architektur, die genauso offen ist für die Menschen und neue Ideen. Wir als Land unterstützen Stadt und Bund bei dem Vorhaben, das für die Kultur in Nordrhein-Westfalen von ganz besonderer Bedeutung ist!“
Jury-Vorsitzende: Konkrete Utopie
Bei der 1. Preisgerichtssitzung im Dezember 2022 wurde die Architektin einstimmig zur Vorsitzenden gewählt. „Für eine Kunst der Zukunft brauchen wir auch eine Architektur der Zukunft, die dieser Raum gibt. Für unsere Städte manifestiert sich darin die Zukunft des öffentlichen Lebens. Das Preisgericht war sehr angetan von der Vielfalt und Qualität der Entwürfe. Es hat sich bewährt, dass Stadt und Land gemeinsam mit den Nutzern – Tanztheater und Pina Bausch Foundation – die konkrete Utopie ebenso wie die Raumanforderungen in Workshops gut vorbereitet haben. Wir konnten wegweisende Entwürfe auswählen. Als Preisrichter*innen und Sachverständige haben wir die Qualität der architektonischen Entwürfe, die Umsetzung der kulturpolitischen Vorgaben, die Bedarfe der Nutzer, die Anforderungen an die Funktionalität und Machbarkeit wie auch der Verbindung zur Stadt beurteilt.“
Oberbürgermeister: Zukunftsprojekte als Transformationsmotoren
Oberbürgermeister Prof. Dr. Uwe Schneidewind betonte die Bedeutung des Projektes für die Stadt: „Ich danke allen Mitwirkenden für die ausgezeichnete Zusammenarbeit im Preisgericht. Wir haben zukunftsweisende architektonische Entwürfe ausgewählt. Denn unsere Städte brauchen Zukunftsprojekte, die als Transformationsmotoren wirken. Ausgangspunkt sind der ungeheure künstlerische Mut und der tiefe Humanismus, die das Werk der herausragenden Künstlerin Pina Bausch prägen. Wir brauchen die Verbindung von Internationalität, lokaler Lebensqualität und eine globale Empathie mehr denn je. Boris Charmatz als neuer künstlerischer Leiter ist mit ebensolchem Mut und zeitgenössischer Kraft in dieser Spielzeit gestartet. Bund und Land geben mit der Förderung des Pina Bausch Zentrums einen starken Impuls. Unser Ziel ist ein neuer und offener Ort für die Kunst, ein Ort an dem Menschen aus Wuppertal, aus Nordrhein-Westfalen und der Welt zusammenkommen, auch ein Best-Practice-Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit.“
Kulturdezernent: Auswahl der Besten
Kulturdezernent Matthias Nocke macht die Qualität des Wettbewerbs deutlich: „Wir haben gemeinsam nach vielen Jahren der intensiven Vorbereitung nun eine Auswahl der Besten vorliegen. In Wuppertal wird damit ein internationales Produktions- und Aufführungszentrum entstehen, dass der Wahrung und Weiterentwicklung des Erbes der Ausnahmekünstlerin Pina Bausch verpflichtet ist und der Ort sein wird an dem die Fragen der Gegenwart künstlerisch und diskursiv verhandelt werden. Stadtentwicklungspolitisch wird in dieser Folge auf beiden Seiten der B7 der gesamte Bereich zwischen Döppersberg und Gerichtsinsel neu gestaltet werden und viele weitere Perspektiven und Investitionen freisetzen.“
Ausstellung mit allen Entwürfen
Ausstellungseröffnung ist am 7. Juni 2023 um 12 Uhr. Anschließend werden die Ratskommission Pina Bausch Zentrum und der Kulturausschuss dort gemeinsam tagen. Ab 19 Uhr tauschen sich Oberbürgermeister Prof. Uwe Schneidewind und Christoph Felger, David Chipperfield Architects, Mitglied des Preisgerichts, bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema „Orte der Kunst für das 21. Jahrhundert“ aus. Im Gespräch und bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung kann die Öffentlichkeit sich über die kulturpolitischen Ziele und das Verfahren informieren.
Gesprächsangebot auf zwei Podien
Am 14. Juni, 19 Uhr, folgt ein weiteres Gespräche zur Bedeutung wegweisender zeitgenössischer Kultureinrichtungen für die Stadtentwicklung und das öffentliche Leben –„LANDMARKS DESIGNED IN TERMS OF DANCE - Kunst- und Kulturorte der Zukunft“. Auf dem Podium sitzen Boris Charmatz, neuer künstlerischer Leiter des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, Salomon Bausch, Gründer und Leiter der Pina Bausch Foundation, sowie Eva Pepper und Nadia Balfe, Manchester International Festival und Mikael Aaltonen für das 2022 neu eröffnete Dance House Helsinki. Die Ausstellung wird täglich Montag bis Samstag von 11 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. Es werden spezielle Führungen angeboten. Nähere Informationen unter www.pinabauschzentrum.de.
Video-Übertragung der Ausstellungseröffnung
Denkmalgeschütztes Schauspielhaus mit flexiblem Neubau
Zum Hintergrund: Der Architekturwettbewerb für das Pina Bausch Zentrum startete im April 2022. Es handelt sich um eine europaweite Vergabe und einen zweistufigen Wettbewerb mit renommierten gesetzten Büros sowie weiteren Bewerber*innen. Das Pina Bausch Zentrum entsteht als internationaler Kunst- und Kulturort im denkmalgeschützten Wuppertaler Schauspielhaus von Prof. Gerhard Graubner und einem flexiblen Neubau. Beide sollen durch einen attraktiven Baukörper neu zu einem Ganzen verbunden werden. Damit besteht die seltene Chance der Erfindung und Entwicklung einer neuen interdisziplinären Kunst- und Kulturinstitution für das 21. Jahrhundert.
Pina Bausch: Pionierin des modernen Tanztheaters
Die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch (1940 – 2009) gilt als Pionierin des modernen Tanztheaters und als eine der einflussreichsten Choreograf*innen und Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Ihr künstlerischer Mut ist wegweisend. Das Pina Bausch Zentrum soll ein zeitgenössischer, zur breiten Teilhabe einladender, ganztags offener Ort mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit werden. Allein der Bund fördert das Vorhaben mit rund 40 Millionen Euro, kofinanziert von Stadt und Land. Die vier Handlungsfelder des zukünftigen Zentrums umfassen das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, die Pina Bausch Foundation und das Archiv, die internationale spartenübergreifende Produktion und die gesellschaftliche Partizipation. Im Zentrum von Wuppertal-Elberfeld soll damit auf der Kulturinsel ein lebendiger, kreativer Ort für Kunst und Begegnung entstehen.
Hochkarätig besetztes Preisgericht
Dem hochkarätig besetzten Preisgericht gehören als Fachpreisrichter*innen an: Prof. Anne Julchen Bernhardt (Köln/Aachen), Christoph Felger, Architekt, Gesellschafter David Chipperfield Architects (Berlin), Louisa Hutton, Architektin (Berlin), Prof. Marianne Müller, Architektin (London/Berlin/Stuttgart), Jórunn Ragnarsdóttir, Architektin (Stuttgart), Herwig Spiegl, Architekt (Wien) und Susanne Wartzeck, Architektin (Dipperz). Sachpreisrichter*innen sind die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, der Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, der Intendant des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, Boris Charmatz, der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Pina Bausch Foundation, Salomon Bausch, die Vorsitzende der Ratskommission zur Begleitung und Steuerung des Projektes Pina Bausch Zentrum, Dagmar Liste-Frinker, und die Leiterin der Kulturabteilung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Hildegard Kaluza. An den Sitzungen des Preisgerichts nahmen auch die stellvertretenden Preisrichter*innen von Fach- und Sachpreisgericht aus den Bereichen Architektur und Stadtplanung, der zukünftigen Nutzer, aus Gesellschaft, Politik und Verwaltung sowie die Vorprüfer*innen teil.