Felix Benjamin (1871–1943) war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ursprünglich aus Beuthen stammend lebte er mit seiner Familie seit 1910 in Berlin. Er war Mitinhaber der Kohle-und Stahlfirma Rawack & Grünfeld, die von der Familie Grünfeld, der Familie seiner Frau Ida Benjamin geb. Grünfeld (1873–1943), in Beuthen gegründet worden war. In ihrer repräsentativen Villa in Berlin-Grunewald sammelten die Eheleute Benjamin auch Kunstwerke, vornehmlich von deutschen Malern des 19. Jahrhunderts.
Familie von Nationalsozialisten verfolgt und enteignet
Die Familien Benjamin und Grünfeld waren jüdischer Abstammung und wurden von den Nationalsozialisten nach dem 30. Januar 1933 rassisch verfolgt. Im Jahr 1935 war die Familie gezwungen, sich von ihrem Anwesen im Grunewald zu trennen. Mehrere Umzüge in Berlin folgten, die die Benjamins dazu zwangen, ihren Hausstand kontinuierlich zu verkleinern. 1937 wurde Rawack & Grünfeld von der Friedrich Flick Gruppe arisiert, und Felix Benjamin war gezwungen, seine Teilhaberschaft und geschäftsführende Position in der Familienfirma aufzugeben. Seine Frau Ida Benjamin lebte Anfang der 1940er-Jahre in einem Sanatorium in Breslau.
In Theresienstadt ermordet
Jeder Umzug führte zu einem Verkauf von Möbeln, Kunsthandwerk und Gemälden. Erste erzwungene Veräußerungen erfolgten Anfang des Jahres 1935 durch das Berliner Auktionshaus „Union“. Laut den Erinnerungen der ehemaligen Hausdame Rosa Rossa wurden noch verbliebene Kunst- und Schmuckgegenstände abgeholt bzw. beschlagnahmt. Der „Vermögenserklärung“, die Felix Benjamin am 15. Februar 1943 einen Monat vor seiner Deportation erstellen musste, folgend, verfügte er zu diesem Zeitpunkt über keinerlei Vermögenswerte mehr. Am 17. März 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er kurz danach umkam. Ida Benjamin wurde wenig später ebenfalls nach Theresienstadt deportiert und dort am 11. Juli 1943 ermordet. Den vier Töchtern der Familie Benjamin gelang zwischen 1937 und 1939 die Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung durch Emigration in die USA und Kanada.
Spur des Bildes bis 1937
Zu Felix Benjamins Kunstsammlung gehörte auch sein Porträt, das Max Liebermann 1921 anlässlich des 50. Geburtstags des Unternehmers gemalt hatte. Seitdem befand es sich in Familiensitz im Grunewald. Das Gemälde konnte Benjamin nachweislich noch bei seinen ersten Umzügen in kleinere Wohnungen mitnehmen. Seine Spur verliert sich im Laufe des Jahres 1937. Erst 1981 lässt es sich bei einer Auktion von Sotheby’s kurzzeitig wieder lokalisieren. Das Von der Heydt-Museum erwarb das Gemälde 2002 vom Kölner Kunsthaus Lempertz.
Gerechte und faire Lösung
Nach erfolgter Überprüfung der Provenienz des Gemäldes ist davon auszugehen, dass die Familie Benjamin das „Bildnis Felix Benjamin“ NS-verfolgungsbedingt verloren hat, auch wenn trotz intensiver Recherchen nicht alle Überlieferungslücken abschließend geschlossen werden konnten. Im Sinne der „Washingtoner Prinzipien“ und der „Gemeinsamen Erklärung“ haben sich die Parteien darauf verständigt, eine gerechte und faire Lösung herbeizuführen, indem die Stadt Wuppertal das Gemälde an die Erbeserben nach Felix Benjamin restituiert hat.
Mit Stiftungs-Mitteln erworben
Nach erfolgter Rückgabe wurde das Gemälde mit Mitteln der Freiherr von der Heydt-Stiftung zurück erworben. Dr. Roland Mönig, Direktor des Von der Heydt-Museums: „Liebermanns Bild ist untrennbar mit der Person, mit der Geschichte und mit dem Schicksal Felix Benjamins verbunden – und mit dem Schicksal seiner ganzen Familie. Wir freuen uns und sind sehr dankbar, dass die Erben nach Felix Benjamin uns ihr Vertrauen geschenkt haben und im Rahmen einer fairen und gerechten Lösung bereit waren, dieses eindrucksvolle Kunstwerk dauerhaft im Von der Heydt-Museum zu belassen. Wann immer wir das Bild in Zukunft ausstellen werden – und natürlich in allen unseren Publikationen, in unserer Sammlung digital und in der täglichen Vermittlungsarbeit – werden wir die Erinnerung an den Porträtierten und seine Familie pflegen.“
Peter Margo, Enkel von Felix Benjamin: „Wir danken dem Von der Heydt-Museum und der Stadt Wuppertal für ihre Vorreiterrolle bei der Zusammenarbeit mit unserer Familie zu der Aufarbeitung und Anerkennung der Geschichte dieses Gemäldes, dem ersten Stück unserer Restitutionsbemühungen. Wir hoffen, dass dieses Gemälde für immer an die Bedeutung der Erinnerung an den Holocaust und die Ehrung derer, die umgekommen sind und derer, die überlebt haben, erinnern wird. Als Familie hoffen wir auch, dass das Gemälde als kleiner und dauerhafter Tribut an Felix Benjamins immenses Vermächtnis und seiner Tapferkeit dienen kann. Auch bedanken wir uns bei Frau Rechtsanwältin Dr. Imke Gielen von der Kanzlei von Trott zu Solz Lammek in Berlin für ihre Unterstützung.“