Im Sommer hat ein Preisgericht den internationalen Planungswettbewerbs zum Pina Bausch Zentrum entschieden. Auf den ersten Platz wählte das Gremium unter dem Vorsitz der Architektin Jórunn Ragnarsdóttir (Stuttgart) den Entwurf des Architekturbüros Diller Scofidio + Renfro aus New York.
Das Pina Bausch-Zentrum entsteht als internationaler Kunst- und Kulturort im denkmalgeschützten Wuppertaler Schauspielhaus von Prof. Gerhard Graubner und einem flexiblen Neubau. Beide sollen durch einen attraktiven Baukörper neu zu einem Ganzen verbunden werden. Mit dem Zentrum soll eine neue interdisziplinäre Kunst- und Kulturinstitution geschaffen werden, die lokal wie international wirken, einen starken architektonischen und stadtentwicklungspolitischen Impuls setzen soll. Perspektivisch wird der gesamte Bereich zwischen Döppersberg und Haspel-Häusern und auch noch die Hofaue neu gestaltet.
Mit Diller Scofidio + Renfro ging der erste Preis an eines der weltweit führenden Architekturbüros für Kulturbauten. Das New Yorker Büro sieht einen Glasriegel aus recyceltem Stahl und Holz mit variablen Arbeitsräumen, Innen- und Außenbühnen sowie Begrünung für das Pina Bausch Zentrum vor. Es soll zudem ein Best-Pratice-Beispiel in Sachen Nachhaltigkeit durch Materialkreisläufe, Solarenergie, eine klimaaktive Fassade und Entsiegelung der Außenflächen geschaffen werden. Als Referenzen kann das Büro die Renovierung und Erweiterung für das Museum of Modern Art (MoMA), des Lincoln Center for the Performing Arts, die Umnutzung einer stillgelegten Güterbahnlinie in Manhattan in einen Hochpark sowie Kulturbauten in New York, Los Angeles, Boston, London, Budapest, Adelaide and China vorweisen. Der zweite Platz im Wettbewerb ging an das Büro Hascher Jehle Design GmbH aus Berlin und der dritte an Auer Weber Assoziierte GmbH aus München. Am Wettbewerb beteiligt waren unter anderem Architekturbüros wie ALA Architects, Helsinki (Finnland), MVRDV, Rotterdam (Niederlande), Staab Architekten GmbH, Berlin, oder Zaha Hadid Architects, London (GB).
Unterstützt wird das Architekturbüro Diller Scofidio + Renfro durch Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten aus München und das Architekturbüro h+P Objektplanung aus Aachen als lokales Architekturbüro für die Objekt- und Innenraumplanung und die Gestaltung von Freianlagen.
Lokal und international
Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, war Mitglied des Preisgerichtes und sagt zu der Entscheidung: „Die Architektur von Diller Scofidio + Renfro ist interdisziplinär und stellt die Belange der Nutzung ins Zentrum. Das Pina Bausch Zentrum ist der erste Bau des weltweit agierenden Büros in Deutschland. Die Architekten haben zentrale Aufgaben in der Ausschreibung des Wettbewerbs ausgezeichnet gelöst, lokale Verankerung und internationale Wirkung verbunden. Dazu zählten insbesondere die Öffnung des Gebäudes, die Schaffung von Aufenthaltsqualität zu Wupper hin und eine einladende Geste der auch tagsüber geöffneten Foyers. Denn das Pina Bausch Zentrum soll ein Raum für Alle werden. Weltspitze im Tanz verbindet sich so mit der Weltspitze in der Architektur. Pina Bauschs Werk ist für Nordrhein-Westfalen und Deutschland einzigartig. Sie hat immer wieder Neues gewagt und unterschiedliche Disziplinen zusammengebracht. Die Architektur von Diller Scofidio + Renfro ist genauso offen für die Menschen und neue Ideen. Wir als Land unterstützen Stadt und Bund bei dem Vorhaben, das für die Kultur in Nordrhein-Westfalen von ganz besonderer Bedeutung ist!“
Demokratischer Ort
Elizabeth Diller, Diller Scofidio + Renfro: „Ich freue mich sehr, dass DS+R für dieses Projekt ausgewählt wurde. Es ist auch persönlich lohnend, da Pina Bausch in meinen prägenden Jahren einen großen Einfluss hatte; sie war eine der wenigen genreübergreifenden Künstlerinnen mit einer starken soziokulturellen Dimension. Das neue Pina Bausch Centre ist inspiriert von ihrem radikalen Ethos und der bahnbrechenden Führung und Choreografie von Boris Charmatz der nächsten Generation. Das Zentrum wird ein demokratischer Ort sein, an dem sich Stadt und Bühne kreuzen. Es wird ein Werkzeugkasten für Künstler sein, den sie in Echtzeit und in einer Zukunft nutzen können, die wir nicht vorhersehen können.“
Architektur der Zukunft
Architektin und Vorsitzende des Preisgerichts Jórunn Ragnarsdóttir unterstreicht die Bedeutung der Entscheidung: „Ich freue mich sehr, dass die Stadt nun die Vergabe abgeschlossen hat und dem Votum des Preisgerichts gefolgt ist. Für eine Kunst der Zukunft brauchen wir auch eine Architektur der Zukunft, die dieser Raum gibt. Diller Scofidio + Renfro haben mit einigen der wichtigsten Bauvorhaben in der Kunst bewiesen, dass sie die Form sehr stark aus der innovativen Nutzung heraus denken. Es hat sich bewährt, dass Stadt und Land gemeinsam mit den Nutzern – Tanztheater und Pina Bausch Foundation – die konkrete Utopie ebenso wie die Raumanforderungen in Workshops gut vorbereitet haben.“
Zukunftsprojekt der Stadt
Oberbürgermeister Prof. Dr. Uwe Schneidewind betonte die Bedeutung des Projektes für die Stadt: „Bund und Land geben mit der Förderung des Pina Bausch-Zentrums einen starken Impuls. Unsere Städte brauchen Zukunftsprojekte. Aus Sicht des Preisgerichts schafft das Büro Diller Scofidio + Renfro einen Ort, der sich umfassend zur Stadtgesellschaft öffnet. künstlerische Arbeitsprozesse, eine umfassende Teilhabe und Diversität ermöglicht.“
Mit der Welt verbunden
Kulturdezernent Matthias Nocke macht die Bedeutung des gelebten kulturellen Erbes für die Stadt deutlich: „Pina Bausch hat Wuppertal mit der Welt verbunden. Das Ensemble gastiert mit ungebrochenem Erfolg international, allein 2023 zum Beispiel in Montreal, Ottawa, New York, Paris, Mulhouse, Istanbul, Lyon und Lille. Die Theater sind ausverkauft, Standing Ovations und eine große Begeisterung des Publikums zeigen immer wieder, wie zeitgenössisch die Werke bleiben. Konkret, hier bei uns in Wuppertal, wird die Weiterentwicklung des alten denkmalgeschützten Schauspielhauses zum Pina Bausch-Zentrum im Wupperbogen die städtebauliche Entwicklung zwischen Elberfeld und Unterbarmen beflügeln und bedeutet für die Bandstadt eine neue Urbanität.“