Die Ausstellung „Fremde sind wir uns selbst - Bildnisse von Paula Modersohn-Becker bis Zanele Muholi“ im Von der Heydt-Museum (Turmhof 8) ist vom 21. August 2022 bis zum 19. Februar 2023 zu sehen. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Ausstellung um drei Wochen verlängert.
Das Spektrum reicht von Gemälden der klassischen Moderne, etwa von Paula Modersohn-Becker, Emmy Klinker, Henry de Toulouse-Lautrec, Christian Schad und Felix Vallotton über Werke von WOLS, Francis Bacon und Miriam Cahn bis in die Gegenwart, vertreten durch Tobias Zielony und Zanele Muholi.
Selbst- und Fremdwahrnehmung
Der Titel der Ausstellung ist Julia Kristevas gleichnamigem Buch aus dem Jahr 1990 entliehen, das um die Spannung zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung kreist. Im selben Maße, so Kristevas zentrale These, in dem wir einander fremd sind und uns gegenseitig beargwöhnen, sind wir auch uns selbst fremd – und bleiben es. Und gerade dies erkennt die Philosophin als Schlüssel im Umgang mit dem Anderssein.
Von Modersohn-Becker über Bacon bis Muholi
Anhand der Werke in der Ausstellung lassen sich jene Ambivalenzen und Spielräume ausloten, die zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung bestehen. So offenbart sich, wie die Wahrnehmung eines Menschen durch die Inszenierung eines Bildes gelenkt oder beeinflusst wird. In Paula Modersohn-Beckers Figurenbildnissen etwa wird das Persönliche und Individuelle abstrahiert, um zu einer Verallgemeinerung und zu einer neuen, eigensinnigen Form zu finden. Francis Bacon umschreibt in seinen Gemälden menschliche Extremsituationen und das Ausgesetztsein des Menschen in der Welt, wobei er bildhafte Porträtdarstellungen ablehnte. Und Zanele Muholis eindrücklichen Selbstbildnisse spielen auf subtile Weise mit geschlechtsspezifischen Konventionen und zielen mit großer Konsequenz,
im Sinne eines visuellen Aktivismus, auf die Auflösung repressiver Narrative.