Mit 4.850 Hektar Wald im Stadtgebiet kann sich Wuppertal mit Fug und Recht „waldreiche Großstadt“ nennen. Der Reichtum an Baumbestand macht dem Ressort Grünflächen und Forsten aufgrund des Klimawandels aktuell bereits schwer zu schaffen. Doch nun kommt noch ein neuer Punkt hinzu: Aktuell ist die Nachfrage nach Brennholz als Alternative zu fossilen Brennstoffen ist so hoch, dass die Mitarbeiter im Ressort Grünflächen und Forsten nicht mehr nachkommen.
„Ja, wir verkaufen Holz natürlich auch an Privatleute“, erläutert Annette Berendes, Leiterin des Ressorts Grünflächen und Forsten. „Im Moment ist die Nachfrage aber so groß, dass wir die Flut der Anrufe gar nicht mehr bewältigen können.“
Ökologisch wichtig
Sie bittet um Verständnis dafür, dass nicht alle Anfrage positiv beantwortet werden können. Große Teile des Holzes, das in den Wuppertaler Wäldern geschlagen werde, gehe mit der Auftragsvergabe an die Firmen über, die die Fällarbeiten für die Stadt ausführen. „Auch wenn dann noch Stämme im Wald liegen, heißt das nicht, dass sie niemandem gehören.“ Inzwischen, so Berendes, erreichten auch den Bereich Grünflächen vermehrt Nachfragen, ob in Parks und Anlagen gefällte Bäume nicht vielleicht für den heimischen Ofen genutzt werden dürften. „Das haben wir jetzt häufig“, sagt Christian Arlt, Abteilungsleiter Grünflächenunterhaltung. „Wir müssen ja zwangsläufig Bäume fällen, die nicht mehr standsicher sind. Das ist durch die Trockenheit und den Borkenkäfer leider öfter der Fall als uns lieb ist. Aber: Die gefällten Bäume sind ökologisch wichtig, wir lassen sie absichtlich vor Ort.“
Lagerung notwendig
Sebastian Rabe, Leiter der Abteilung Forsten, macht im Zusammenhang mit Holz aus heimischen Wäldern noch auf einen Aspekt aufmerksam: „Holz, das jetzt frisch aus dem Wald kommt, muss erst noch zwei bis drei Jahre lagern. Sonst ist der Brennwert viel zu niedrig, das Verbrennen von feuchtem Holz kann zudem zu einem Kaminbrand führen und es schadet der Umwelt.“ Wer jetzt seine Holzvorräte aufstocken möchte, müsste also eine langfristige Lagerung und die entsprechenden Kapazitäten mit einplanen. Zur Versorgung in diesem Winter sei das frisch geschlagene Holz nicht geeignet – hier helfe abgelagertes Holz vom Händler – auch wenn hier die Preise deutlich höher lägen. Übersichten zu Brennholzverkäufern gibt es online – zum Beispiel beim Waldbauernverband oder beim Bundesverband Brennholz. Letzterer stellt online eine Liste mit geprüften Lieferanten zur Verfügung – und nach mehreren Betrugsfällen auch eine mit so genannten „Fakeshops“. In Wuppertal bietet der Holzenergiehof, betrieben von der Gesa, Brennholz zum Kauf an.
Naturnahe Bewirtschaftung
Holzsammelscheine und die Möglichkeit, Holz im Wald selbst klein zu sägen sind gefragt – so berichten auch Köln, Düsseldorf oder Essen, dass sie der Nachfrage kaum mehr nachkommen können. In Wuppertal werden von den Förstern grundsätzlich noch ganze Baumstämme zur Weiterverarbeitung zu Brennholz an Private verkauft. Sogenannte Holzsammelscheine kommen zurzeit allerdings nicht infrage. „Der bürokratische Aufwand ist sehr hoch, das können wir administrativ gar nicht leisten“, erläutert Rabe. Sowohl für die Sammlung als auch fürs Holz-Sägen in Eigenregie sind Genehmigungen für zugewiesen Waldstücke notwendig. Wer mit der Motorsäge in den Wald einrücken möchte, muss zudem nachweisen, dass er oder sie eine entsprechende Schulung dafür hat. Nicht nur der Bürokratie- und Genehmigungsaufwand spricht gegen die Sammelpraxis: „Wir müssen ja auch die Übersicht behalten. Oft holen die Unternehmen, die für uns die Bäume fällen, diese nicht sofort ab. Sie gehören aber den Unternehmen. Dann wäre es schlecht, wenn diese von Privaten schon entfernt werden.“ Auch ökologische Gründe, so Rabe, sprechen dagegen, allen die Nutzung des Rohstoffs Holz zu ermöglichen. Gerade kleinere Äste und Überbleibsel von Fällungen sind wichtig für die Flora und Fauna im Wald. Die Holzreste bieten kleinen Lebewesen und Pflanzen Lebensraum und Nahrung, kompostieren den Boden und ermöglichen so naturnahe Waldbewirtschaftung.
Diebstahl: Nicht fair, nicht
Wer ohne Genehmigung Holz für den Eigenbedarf aus städtischen Wäldern mitnimmt, begeht Diebstahl und damit eine Straftat. „Das ist kein Kavaliersdelikt. Das schädigt Waldbesitzer – oder im Fall städtischer Wälder uns alle“, erklärt Rabe. Das Fachblatt „agrarheute“ schätzt, dass sich in ganz Deutschland die Schäden durch Holzdiebstahl auf mehrere Millionen Euro belaufen. Zunehmend greifen Forstverwaltungen und private Besitzer deshalb auch im Wald zur Technik: Mikrochips im Holz. Damit lassen sich die Wege des Holzes nachverfolgen und das gestohlene Holz später orten.
Erste Holzdiebe wurden in Wuppertal auch schon erwischt. Diese sieht man dann vor dem Richter wieder.