Dass er bei der drittgrößten THW-Ortsgruppe des Landes zu Gast ist, lässt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind direkt sein kleines Notizbuch aus der Jackentasche ziehen, in das er alles Wichtige einträgt. Und auch der vor den Hallen aufgestellte, in leuchtendem THW-Blau lackierte, imposante Fuhrpark macht buchstäblich schwer Eindruck.
Im Rahmen seiner #Sommergespräche ist Uwe Schneidewind nach Ronsdorf gefahren, vor allem, um danke zu sagen für die großartige Unterstützung, die die ehrenamtlichen Kräfte des Technischen Hilfswerks in schweren Schadenslagen immer wieder leisten.
Hochwasser, Starkregen und Explosionen
Im Altenzentrum „Wuppertaler Hof“ war das THW nach dem Hochwasser vom 14. Juli rund um die Uhr im Einsatz, um das geflutete Gebäude leer zu pumpen und damit die Stromversorgung für die betagten Bewohner wiederherzustellen. Um keine Zeit mit Fahrten nach Hause zu verlieren, schliefen die erschöpften Helfer abwechselnd in den wenigen freien Zimmern. „Die Betten wurden nicht kalt“, berichtet der THW-Ortsbeauftragte Julian Goodwin.
Nach den Gas-Explosionen der Häuser in der Lenneper Straße und am Steinweg sicherte das THW die Nachbargebäude und bewahrte so Eigentümer und Mieter vor weiteren Schäden. Nach der Absackung in der Beyeröhde stützte das THW das Gründerzeithaus mit seinem XXL-Radlader ab und ermöglichte so, dass zumindest ein Teil des persönlichen Hab und Guts der Bewohner durch THW-Kräfte mit Schutzausrüstung gerettet werden konnte, bis der Gruppenführer den Einsatz abbrechen musste, weil Treppenhaus und Türrahmen immer weiter absackten und der Einsatz im Staub zu gefährlich wurde.
Aktuell gehen die Einsätze deutlich Richtung Wasser
„Aktuell gehen die Einsätze deutlich Richtung Wasser“, berichten Julian Goodwin und die Zug- und Gruppenführer Björn Hagen, Alexander Schmersal und Christoph Trundelberg. „Da muss die Technik angepasst werden.“ Das bestätigt Ulrich Zander, Chef der Wuppertaler Feuerwehr, die den THW-Standort in der Otto-Hahn-Straße ebenfalls für ihre Ausbildung nutzt. So stehen auf den Bestell-Listen für die Einheiten jetzt wieder Unimog-Fahrgestelle, weil moderne Fahrzeuge in Lagen wie beim Hochwasser an ihre Grenzen stoßen. Auch das THW hat noch einen Unimog in der Halle. „Der ist älter als ich“, sagt Julian Goodwin. „Und wann würden Sie ihn abgeben?“, fragt Schneidewind. „Nie!“
Technik ist wichtig beim THW. Und für viele Ehrenamtliche das Argument, warum sie sich für das Hilfswerk entschieden haben. Eine Männer-Domäne ist es trotzdem schon lange nicht mehr. „Es gibt Bereiche, wie die Sprenggruppe, da braucht es den Schnurrbart,“ erzählt Julian Goodwin nicht ganz ernst. „Aber in anderen, durchaus auch in Leitungsfunktionen, sind Frauen und Männer gleich vertreten.“ Und die investieren im Schnitt 250 Stunden im Jahr in ihre Ausbildung und die Übungen für die Einsätze, obwohl nur 100 verpflichtend sind. „Es gibt auch Spezialisten, die kommen auf vierstellige Zahlen. Die haben Spaß daran, das Potential der Technik wirklich auszureizen.“
Mitmachen können schon Kinder ab sechs Jahren
Auf dem Gelände an der Otto-Hahn-Straße gibt es neben Verwaltungsgebäude und Hallen eine kurze Eisenbahnstrecke mit Tankwaggon und Bahnübergang, wo das Wiederaufrichten entgleister Züge geübt werden kann, einen Übungsturm, unterirdische Gänge und eine Trümmerstrecke für die Rettungshundestaffel.
Die Bilder aus den dramatischen Hochwasser-Einsätzen führen aktuell zu hohem Interesse an der Arbeit des Hilfswerks. Helferinnen und Helfer des THWs müssen von ihren Arbeitgebern für Einsätze freigestellt werden, analog zu den freiwilligen Feuerwehren. Sie erhalten dafür Lohnausgleich. „Nach dem Hochwasser gab es Unternehmen, die auf diesen Ausgleich verzichtet haben“, berichtet Goodwin. „Aber andere fragen bei uns nach, wer ihnen die Ausfälle bei Aufträgen kompensiert?“ Großen Wert legt das THW auf die Förderung der Jugend-Einheiten. Mitmachen können schon Kinder ab sechs Jahren.
"Herzerwärmend und mutmachend"
Die Einsätze des THWs werden bundesweit koordiniert. Dann sind es nicht mehr die Hilfeleistungen im Wuppertaler Stadtgebiet, sondern internationale Einsätze. „Das reicht vom Flüchtlingslager in Syrien bis zum Waffen-zerstören als Helfer bei UN-Missionen in Afrika“, berichtet Zugführer Björn Hagen.
„Das ist natürlich schon etwas ganz Anderes, als Mitglied in einem Verein zu werden und dann da gemütlich das Vereinsleben zu genießen“, betont Uwe Schneidewind zum Ende seines Besuches. „Für mich ist das sehr herzerwärmend und mutmachend, dass sich immer wieder Menschen für diese herausfordernden, ehrenamtlichen Aufgaben engagieren. Das reicht ja weit in das Privat- und Berufsleben hinein.“ Zugführer Björn Hagen nickt: „Muss man wollen.“