Zu Beginn des Besuches fallen sich Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes und Talsperrenbetriebsleiter Jürgen Fries spontan in die Arme. Die Emotion macht deutlich, dass es sich beim Erhalt des 1898 erbauten Bauwerks der Ronsdorfer Talsperre bei Weitem nicht um eine wasserwirtschaftliche Frage gehandelt hat. Da war ganz viel Herzblut im Spiel. Das romantische Bauwerk war schon in den fünfziger Jahren aus seiner Funktion als Trinkwassertalsperre für Ronsdorf entlassen worden. Dann wurde in den 90er Jahren auch noch die Mauer undicht. Die Stauhöhe musste auf die Hälfte reduziert werden. Es hätte mit Verfall enden können, aber: „Als Talsperren-Experten haben wir uns in der Verantwortung gesehen“, erklärt Fries für den Wupperverband. Und die Freude daran ist ihm anzusehen. „Das Kulturdenkmal mussten wir einfach erhalten.“
Der Förderverein Ronsdorfer Talsperre sammelte Geld für Reparaturen
Außerdem typisch Wuppertal: Als die Stadt keine Mittel für das Bauwerk aufwenden konnte, gründete sich 1994 der Förderverein Ronsdorfer Talsperre und sammelte Geld für Reparaturen. Von Unternehmen bis zur Erich-Fried-Gesamtschule waren alle dabei. Jahre später war die Übernahme durch den Wupperverband beschlossene Sache. Und das war keine Selbstverständlichkeit, denn es mussten alle Mitglieder in der Verbandsversammlung von der Investition überzeugt werden. „Das wäre wohl heute nicht mehr so einfach“, schildert Fries.
Eingebunden in die Talsperren-Familie
„Die Talsperre ist heute eingebunden in die „Talsperren-Familie“ des Wupperverbandes. Sie hat ihre Bedeutung zur Regulierung des Saalbaches und in ihrer Naturschutz-Funktion als Refugium für den als bedrohte Art geschützten Flusskrebs und andere Pflanzen und Tiere“, erläutert Thomas Klein, stellvertretender Vorstand und Geschäftsbereichsleiter Technik und Flussgebietsmanagement.
Fünf Millionen Euro hat die Sanierung der Talsperre gekostet; eine Million kam vom Land. Als Brauchwassertalsperre mit 120.000 Kubikmeter Stauinhalt ist die Ronsdorfer Talsperre unter den vierzehn Talsperren des Wupperverbandes der Zwerg: Zum Vergleich: Die Große Dhünntalsperre staut 81 Millionen Kubikmeter Wasser, die Wuppertalsperre 25 Millionen.
Große Bedeutung für den Freizeitbereich
Für Wuppertal und insbesondere die Ronsdorfer hängt die Bedeutung aber weniger im Stau-Volumen als im Freizeitbereich: Während des Besuchs auf der Talsperrenmauer passieren ständig Spaziergänger, Jogger, Familien mit Kinderwagen, Hundeleute und Radfahrer die Gruppe. Ein Reitweg führt auf der „Luftseite“ durchs Tal.
Es geht hier um ruhige, naturverträgliche Erholung
Im Inneren der Talsperrenmauer arbeitet ein Demonstrations-Wasserwerk, das immerhin locker den Strom für einen durchschnittlichen Jahreshaushaltsverbrauch produziert. An der Wanderwegekarte am anderen Ende der Mauer kündigt Harald Scheuermann-Giskes eine Initiative der Bezirksvertretung an, den Waldlehrpfad um die Talsperre neu zu gestalten. „Es geht uns hier um ruhige, naturverträgliche Erholung und um ein gutes Miteinander“, betont Jürgen Fries. Das war in Corona-Zeiten nicht so einfach. Uwe Schneidewind, der zum ersten Mal an der Talsperre war und von dem Kleinod sichtlich angetan ist, nimmt den Wunsch des Wupperverbandes nach etwas Unterstützung durch die Stadt bei der Kontrolle von illegalen Grill-Partys und Wild-Schwimmern auf.
Für Wasser, Mensch und Umwelt
„Es ist wunderbar“, erklärt der OB nach dem Rundgang, wie hier im Kleinen nachhaltige Wasserwirtschaft und Ökologie demonstriert werden. Ganz nach dem Wupperverbands-Motto „für Wasser, Mensch und Umwelt“.