Bereits kurz nach dem Unwetter, am 19. Juli, wurden die Brücken durch einen Sachverständigen gemeinsam mit der Feuerwehr überprüft, um das Ausmaß der Schäden genauer einzuschätzen und eine drohende Evakuierung von Anwohnern wegen fehlender Rettungswege abzuwenden.
Brücke Beckeraue
Die Brücke Beckeraue wurde durch Ausspülungen im Brücken-Fundament beschädigt, der Umfang der Ausspülungen konnte aber zunächst wegen der starken Bachströmung nicht festgestellt werden. Über eine Probebelastung der Brücke konnte aber immerhin der Rettungsweg im Einsatzfall freigegeben werden, auch wenn die Lastbeschränkung für den allgemeinen Verkehr auf drei Tonnen bestehen bleiben muss.
Um die erheblichen Einschränkungen der Betroffenen im Bereich Beckeraue durch die Lastbeschränkung der Brücke Beckeraue und den Einsturz der Brücke Ulrichskotten abzumildern, konnten in Einzelfallbetrachtungen Lösungen gefunden werden, die zum Beispiel die Entleerung von Hausgruben ermöglichen.
Brücke Prangerkotten
Die Schäden an der Brücke Prangerkotten sind so gravierend, dass eine sofortige Vollsperrung erfolgen musste. Hier wurde der größte Teil des westlichen Widerlagers weggerissen und es besteht akute Einsturzgefahr. Durch einen erheblichen Aufstau des Baches konnte aber auch dort zunächst der ganze Umfang der Schäden nicht geklärt werden, es lagen lokale Wassertiefen im Bereich der Brücke bis zu fast drei Metern vor, entwurzelte Bäume versperrten die Sicht.
Dezernent Frank Meyer: „Ich bin denn Kolleginen und Kollegen im Verkehrsressort sehr dankbar, dass es gelungen ist, bereits in der Woche nach dem Unwetter ein Ingenieurbüro mit der Vorentwurfsplanung für Ersatz-Neubauten für die Brücken Ulrichskotten und Prangerkotten zu beauftragen.“
Durch den Wupperverband wurden kurz nach dem Hochwasser die Trümmer der Brücke Ulrichskotten aus dem Bachbett geborgen und die stark ausgespülte Bachböschung gesichert, um schnellstmöglich den Abflussquerschnitt für folgende Starkregenereignisse freizuräumen und weitere Schäden an benachbarter Bebauung zu verhindern.
Ebenso konnte durch den Wupperverband mit umfangreichen Bagger- und Räumarbeiten im Bereich der Brücke Prangerkotten ein deutliches Absinken des Wasserspiegels erreicht werden. Auch wenn die starken Zerstörungen an der Brücke normalerweise eine wirtschaftliche Reparatur ausschließen, wird derzeit intensiv eine Sanierung der Brücke geprüft. Das wäre die schnellere Option gegenüber Abbruch und Neubau.
Zwischenzeitlich konnte ein weiteres Ingenieurbüro mit großer Erfahrung in geotechnischen Themen und der Beurteilung und Sanierungsplanung alter Mauerwerks-Bauten eingebunden werden. Es werden nun sehr kurzfristig Materialuntersuchungen an der Brücke Prangerkotten durchgeführt, auf deren Grundlage eine Sanierung hoffentlich möglich ist.
Ortslage Berg massiv beeinträchtigt
Auch die Ortslage Berg, die hauptsächlich durch die Brücke Prangerkotten erschlossen wird, ist durch die Brückensperrung massiv beeinträchtigt. Es besteht zwar ein alternativer Zufahrtsweg über Sudberg, dieser ist jedoch für größere Fahrzeuge nicht geeignet und im Winter ist mit zusätzlichen Problemen zu rechnen. Vor diesem Hintergrund wird derzeit mit Nachdruck an Sanierungslösungen gearbeitet. In jedem Fall werden bei Sanierungen besondere Bauverfahren benötigt, die den Einsatz von Spezialfirmen für die zum Teil unter dem Wasserspiegel vorzunehmenden Arbeiten erforderlich machen. Besonders erschwert werden alle Arbeiten durch die Tatsache, dass aus Sicherheitsgründen derzeit nicht direkt unter der Brücke gearbeitet werden darf.
Sollte sich eine Sanierung der Brücke Prangerkotten als nicht machbar herausstellen und der komplette Neubau der Brücke erforderlich werden, sind umfangreiche Abstimmungen unter Berücksichtigung der Belange des Gewässer-, Hochwasser- und Umweltschutzes nicht zu vermeiden. Eine neue Brücke würde nach Planung, Ausschreibung, Vergabe und Bau frühestens im zweiten Halbjahr 2022 zur Verfügung stehen.
An der Brücke Beckeraue wurde in der vergangenen Woche durch eine Firma die Bachströmung temporär von der westlichen Widerlagerwand umgelenkt, so dass eine genauere Sondierung der Ausspülungen erfolgen konnte. Dabei stellte sich leider heraus, dass die Ausspülungen größer sind als zunächst angenommen. Dies hat zur Folge, dass relativ einfache Reparaturen, wie sie an den Morsbachtalbrücken in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrfach durchgeführt wurden, nicht ausreichen werden. Auch hier sind nun die Ausarbeitung eines Sanierungskonzeptes und die Durchführung der Arbeiten durch eine Spezialfirma erforderlich.
Einsatz einer Behelfsbrücke wird geprüft
An beiden Brücken bedarf es dazu der detaillierten Abstimmung der vorgesehenen Baumaßnahmen mit Planern, kurzfristig verfügbaren Bauausführenden, z.T. mit speziellen Fachkenntnissen und Erfahrungen, sowie mit weiteren Beteiligten.
Ziel ist der Abschluss der Sanierungen an den Brücken Beckeraue und Prangerkotten noch vor Einbruch des Winters.
Um die Zeit bis zum Abschluss der länger als erwartet dauernden Sanierungsarbeiten zumindest für den Fußgängerverkehr zu überbrücken, wird parallel der Einsatz einer Behelfsbrücke über dem derzeit voll gesperrten Bauwerk am Prangerkotten geprüft. Hierzu finden in diesen Tagen erste Vororttermine mit potentiellen Bauausführenden statt.