In seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am Mittwoch, 18. August, hat sich der Corona-Krisenstab der Stadt einen umfassenden Überblick über die aktuelle Pandemie-Situation verschafft. Der Inzidenzwert hat sich im Vergleich zum ersten Tag der Sommerferien verzwanzigfacht, von 6 auf über 122. Er ist alleine in der vergangenen Woche um 100 Prozent angestiegen, und der Krisenstab geht von einem weiteren deutlichen Anstieg aus, wenn mit dem Schulbeginn jetzt alle Schüler wieder zweimal in der Woche getestet werden. Alleine am ersten Schultag gab es Positivmeldungen an sieben Schulen.
Die gute Nachricht: Das Infektionsgeschehen führt nicht zu alarmierenden Patientenzahlen in den Krankenhäusern: Hier werden in allen Häusern zusammen 22 Covid-Patienten behandelt, 5 davon auf den Intensivstationen.
Infektionsgeschehen weiterhin diffus
Die Delta-Variante macht in Wuppertal achtzig Prozent der Infektionen aus. Sie führt aufgrund ihrer viel höheren Ansteckungsgefahr dazu, dass zunehmend ganze Familien erkranken. Wo es beim Wildvirus gereicht hätte, ein infiziertes Familienmitglied zu isolieren, ist das bei den Mutationen nicht mehr möglich. Solche Ansteckungen innerhalb eines Haushaltes machen ein Viertel der neuen Fälle aus; fünfzehn Prozent sind Reiserückkehrer, die durch das Gesundheitsamt sorgfältig überprüft werden. Die allergrößte Gruppe der Erkrankten kann sich nicht erklären, wo sie sich infiziert haben könnten. So bleibt das Infektionsgeschehen insgesamt diffus und viele Infektionsketten unerkannt.
Keine eigenen Wuppertaler Maßnahmen
Genau aus diesem Grund hat sich der Krisenstab trotz der massiv steigenden Zahlen gegen eigene kommunale Maßnahmen entschieden. „Wichtig für unsere Bürgerinnen und Bürgern ist eine möglichst klare und einheitliche Orientierung“, erklärten dazu Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig. „Die neue Coronaschutzverordnung des Landes mit ihrer erfreulich gestrafften Systematik gewährleistet aktuell den Gesundheitsschutz in ausreichendem Maße. Es ergeben sich aus unseren Analysen keine zusätzlichen Handlungsoptionen über diese Landesregelungen hinaus, um ganz konkret Infektionen einzudämmen.“
Mobile Impf-Aktionen an Schulen starten
Intensiviert werden soll indessen die Impf-Kampagne der Stadt, die neben dem Angebot im Impfzentrum am Freudenberg auf viele niedrigschwellige, mobile Aktionen setzt. Die dezentralen Impfangebote werden in der kommenden Woche auf die Schulen ausgeweitet, beginnend mit den Berufskollegs. Ein neuer Landeserlass ermöglicht außerdem die Impfung von Schülerinnen und Schülern ab sechzehn Jahren in den Oberstufen von Gesamtschulen und Gymnasien. Dazu hat der Stadtbetrieb Schulen bereits vor den Ferien eine Abfrage an die Schulleitungen gestartet.
Wichtig: Aktuell ist die Impfung von Jugendlichen unter sechzehn Jahren in den Schulen noch nicht möglich. Da hier mindestens ein Elternteil anwesend sein muss, sollen sie sich weiterhin an die Kinderärzte oder das Impfzentrum wenden. Der Krisenstab erwartet allerdings auch für diese Altersgruppe eine Freigabe des Landes für Impf-Angebote in Schulen und bereitet daher diese Option ebenfalls vor.
Die ersten Sprechzeiten für Mädchen und Jungen ab zwölf Jahren im Impfzentrum wurden gut angenommen. Überhaupt steigt der Betrieb am Freudenberg wieder an, offenbar ausgelöst durch die Ankündigung des 3G-Prinzips (Zugang zu verschiedenen Veranstaltungs- und Freizeitangeboten für Geimpfte, Genesene und Getestete) in Verbindung mit dem Wegfall der kostenlosen Tests ab Oktober. Es starten außerdem die Dritt-Impfungen in den Altenheimen.
Appell an alle: Bitte lassen Sie sich impfen!
Das Impfzentrum auf dem Campus Freudenberg wird zum Ende September abgebaut. Die mobilen Impf-Aktionen werden fortgesetzt, um möglichst viele Menschen an den unterschiedlichsten Orten zu erreichen. Gesundheitsdezernent Stefan Kühn mahnt alle bisher noch nicht geimpften Wuppertalerinnen und Wuppertaler, das Angebot anzunehmen. „Wir sind mitten in der vierten Welle. Wir sehen etwa in unseren Altenheimen: Impfen wirkt. Es gibt dort kaum noch Fälle. Die Pandemie ist jetzt eine Pandemie der Ungeimpften. Jeder einzelne, der sich impfen lässt, schützt sich und die Menschen in seinem Umfeld und trägt dazu bei, dass eine Rückkehr zur Normalität möglich wird.“