Rückenwind für einen konsequenten weiteren Ausbau der Radfahrmöglichkeiten
Die jetzt vorliegende Auswertung der Mobilitätsbefragung zeigt aber auch, dass es noch viel zu tun gibt, sagt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind: „Die klimagerechte Mobilitätsstrategie ist für alle Städte eine große Herausforderung. Die Verschiebung des urbanen Verkehrs vom Autoverkehr zu anderen Mobilitätsformen muss mit dem Ausbau alternativer Verkehrsformen beginnen. Neben dem ÖPNV bedeutet das auch für Wuppertal eine angemessene Erhöhung des Fahrradverkehrs. Wenn wir jetzt feststellen, dass sich der Fahrradverkehr im Tal in den vergangenen zehn Jahren trotz schwieriger Randbedingungen gesteigert hat, dann ist das Rückenwind für einen konsequenten weiteren Ausbau der Radfahrmöglichkeiten in der Stadt.“
ÖPNV-Finanzierung allein aus dem steuerlichen Querverbund ist ein Auslaufmodell
Planungs- und Baudezernent Frank Meyer zeigt sich erfreut: „Acht Prozent Radverkehrsanteil - das ist eine tolle Zahl. Sie bestätigt, dass unser Ausbau der Radwege richtig ist und dass unsere Politik der Radverkehrsförderung insgesamt die ersten Früchte trägt“. Sorge bereitet Meyer hingegen der signifikante Fahrgastrückgang im ÖPNV: „Der ÖPNV ist das Rückgrat der Klima- und Verkehrswende in Wuppertal. Ohne einen leistungsfähigen und qualitätsvollen Nahverkehr sind die ambitionierten Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Hier bedarf es vor allem einer neuen Finanzierungsstruktur, denn die ÖPNV-Finanzierung allein aus dem steuerlichen Querverbund ist ein Auslaufmodell.“
Insgesamt fahren die Wuppertalerinnen und Wuppertaler jeden Tag eine Strecke von rund 8,6 Millionen Kilometer mit dem Auto, mit Bus und Bahn, zu Fuß oder mit dem Rad. Das entspricht etwa 210 Erdumrundungen. Von den täglich rund eine Million Wegen sind über die Hälfte kürzer als 5 km; insgesamt ein knappes Drittel werden zu Fuß gegangen oder mit dem Fahrrad gefahren, so die Zahlen der Mobilitätsbefragung. Wichtigstes Verkehrsmittel in Wuppertal bleibt das Auto, der Fußverkehr legt zu, der öffentliche Verkehr erlebt pandemiebedingt einen Einbruch.
Die Stadt Wuppertal und die Planersocietät - das Verkehrsplanungsbüro aus Dortmund hat die Befragung organisiert - bedanken sich bei allen, die mitgemacht und im September 2020 für einen bestimmten Tag ihre Wege protokolliert und allgemeine Fragen zur Mobilität beantwortet haben. Insgesamt beteiligten sich rund 2.500 Haushalte an der Mobilitätsbefragung.
Elektrofahrräder haben den Wandel gefördert
„Das Fahrrad wird vermehrt als Option für alltägliche Wege wahrgenommen“, konstatiert Alexander Reichert, Projektleiter des beauftragten Planungsbüros: So werden bereits überdurchschnittlich viele Arbeitswege mit dem Fahrrad gefahren. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch Verbesserungspotenzial beim Radverkehr: Vor allem die Radabstellanlagen im öffentlichen Raum sowie die Sicherheit auf Radwegen und an Kreuzungen und Straßenquerungen erhielten von den Befragten vergleichsweise schlechte Noten. Der Experte der Planersocietät sieht trotz der positiven Entwicklung des Fahrradverkehrs weiteres Verlagerungspotenzial auf das Rad in Wuppertal. Er macht dies einerseits am hohen Anteil der kurzen Wege unter 5 km (55 Prozent aller Wege) fest und zum anderen an den positiven Trend zur Nutzung von Fahrrädern mit elektrischer Tretunterstützung. Bereits 18 Prozent der Haushalte besitzen mindestens ein Elektrofahrrad. Elektrofahrräder bieten eine Möglichkeit trotz der großen Höhenunterschiede in der Stadt Wuppertal den Aktionsradius des Fahrrades zu erhöhen und das Fahrradfahren weiter zu etablieren.
Auto bleibt das meistgenutzte Verkehrsmittel
Trotz des Booms beim Fahrrad bleibt das Auto das meistgenutzte Verkehrsmittel in Wuppertal. Der Befragung zufolge nutzen die Einwohner*innen für 48 Prozent ihrer Wege einen Pkw und weitere 10 Prozent der Wege werden als mitfahrende Personen im Pkw zurückgelegt. Über ein Fünftel der Wege (22 Prozent) werden zu Fuß gegangen.
Die Bedeutung der öffentlichen Verkehrsmittel ist leider deutlich zurückgegangen. Lediglich 12 Prozent der Wege werden mit Bus, Bahn oder Schwebebahn zurückgelegt, weniger als halb so viel wie 2011. Dieser Verlust dürfte insbesondere auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen sein; durch Homeoffice und aufgrund der befürchteten Ansteckungsgefahr wurden die öffentlichen Verkehrsmittel bundesweit gemieden. Dennoch besitzen über ein Drittel der Einwohner*innen in Wuppertal eine Zeitkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel und über drei Viertel der Einwohner*innen nehmen Bus, Bahn oder Schwebebahn in der Verkehrsmittelwahl als eine Option wahr – das sind jeweils überdurchschnittlich hohe Werte. Insgesamt ergeben sich damit gute Chancen, die Fahrgastzahl nach der Corona-Pandemie wieder deutlich steigern zu können.