Sind sexuelle Übergriffe aktuell in allen Medien ein Thema, will die Kampagne des FrauenNetzes und des Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt gemeinsam mit der Dehoga den Rahmen etwas weiter fassen und startet eine Kampagne.
Mit Plakaten für eine Feierkultur
Sie macht mit Bierdeckeln, Plakaten und Stickern deutlich, dass sexuelle Übergriffe nicht erst bei Vergewaltigungen beginnen. „Auch grenzverletzendes Verhalten ist Gewalt gegen Frauen. Kneipen und Clubs sind ein guter Ort, um das Thema aufzugreifen, weil dort leichter übergriffige Situationen entstehen“, sagt Cathrin Kriewen von der Frauenberatungsstelle. „Wir möchten in Wuppertal eine Feierkultur schaffen, in der kein Mensch sexualisierte Gewalt erleben muss“, so Roswitha Bocklage, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.
Auf Kneipen-Tour
Die Kampagne startet mit einem Zug der Organisatorinnen durch Kneipen und Clubs am 25. November. Es werden Bierdeckel in Wuppertaler Kneipen verteilt, die Frauenberatung schult in den beteiligten Kneipen und Clubs das Personal und macht mit Plakaten auf das Thema aufmerksam. Die Kampagne wird von der Dehoga unterstützt.
Statistik belegt Aktualität
Ein Blick auf die Statistik zeigt, wie aktuell das Problem auch in Wuppertal ist: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1.031 Strafanzeigen erstattet. Davon 99 wegen Bedrohung, 643 Körperverletzungen, 135 wegen gefährlicher Körperverletzung. In 377 Fällen wurde der Mann der Wohnung verwiesen, um das Opfer zu schützen.
Insgesamt wurden 191 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung angezeigt, davon 51 Vergewaltigungen und 15 sexuelle Nötigungen Bei der Frauenberatung wurden im letzten Jahr 257 Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen beraten. Darunter waren Opfer von Vergewaltigung, sexuellem Missbrauch, KO-Tropfen, sexueller Belästigung und Folter.
Das Frauenhaus stellt ganzjährig elf Plätze für Opfer häuslicher Gewalt zur Verfügung, die fast immer vollständig belegt sind. In der angeschlossenen Beratungsstelle wurden 565 persönliche und 142 telefonische, sowie 6 Online-Beratungen und eine große Anzahl statistisch nicht erhobener Telefonkontakte durchgeführt.
Hilfsangebote aufzeigen
„Ziel des gemeinsamen Aktionstages ist es aber nicht nur, auf das Problem selbst aufmerksam zu machen, sondern den betroffenen Frauen auch den Weg zu den richtigen Ansprechpartnerinnen zu ebnen. In Wuppertal gibt es bereits zahlreiche niedrigschwellige Angebote, die auch kurzfristig Hilfe bieten – beispielsweise der Verein Frauen helfen Frauen und die Frauenberatung und Selbsthilfe“, erläutert Bocklage.
Für Aufmerksamkeit sollen über den Aktionstag hinaus die Plakate sorgen, auf denen auch die Rufnummer des bundesweiten Hilfetelefons für Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben, zu finden ist. Hier finden Betroffene aller Nationalitäten sowie Betroffene mit und ohne Behinderung an jedem Tag des Jahres rund um die Uhr Unterstützung (Tel. 08000 116 016, www.hilfetelefon.de).
Erstmalig werden in diesem Jahr auch folgende Einrichtungen, die mit und für Menschen mit Handicap arbeiten, die Aufkleber in ihren Einrichtungen aufhängen: Pflege- und Lebensgemeinschaft, Lebenshilfe, Troxlerwerkstätten, Hephata – Heinrich-Böll-Straße, Die Färberei, Sozialdienst des Sozialamtes, Förderschule für körperliche und motorische Entwicklung Melanchthonstraße im Rahmen des Schulfestes an dem Tag und die Tagesklinik Stiftung Tannenhof.
Interessierte sind herzlich eingeladen, sich an der „Bierdeckel“-Kampagne zu beteiligen. Treffpunkt ist am 25 November um 19.00 Uhr die Frauenberatungsstelle in der Laurentiusstraße 12.