Ziel der Befragung war es zu erfahren, welche Sicht die Bürger auf Politik und Verwaltung haben, wie sie ihre Einflussmöglichkeiten einschätzen und auf welche Art und Weise sie sich politisch beteiligen (möchten). Die Ergebnisse sollen einerseits als wichtige Informationsgrundlage zum Thema Bürgerbeteiligung in Wuppertal und für die weitere Arbeit besonders des neu geschaffenen Geschäftsbereichs 3 (Bürgerbeteiligung, Recht, Beteiligungsmanagement & E-Government) dienen.
Andererseits bieten sie für die Zukunft die Möglichkeit, mögliche Veränderungen in den Bewertungen der Wuppertaler zu messen. Damit wurde eine zusätzliche Bewertungsgrundlage geschaffen.
Die Datengrundlage
Zum einen wurde aus dem Einwohnermelderegister der Stadt Wuppertal eine repräsentative Zufallsstichprobe von 2.500 Kommunalwahlberechtigten (ab 16 Jahre, EU-Bürger) gezogen, die hinsichtlich der Geschlechts-, Alters- und räumlichen Zusammensetzung ein repräsentatives Abbild der Wuppertaler Bevölkerungsstruktur darstellt. Die angeschriebenen Personen konnten den ausgefüllten Fragebogen per Post oder über ein Online-Formular zurücksenden. Davon machten insgesamt 509 Personen gebraucht, was einer Rücklaufquote von 20,4 Prozent entspricht.
Zum anderen konnten alle Interessierten den identischen Fragebogen über einen Link auf der Homepage der Stabsstelle Bürgerbeteiligung (www.buergerbeteiligung-wuppertal.de) ausfüllen. An dieser offenen Online-Befragung nahmen insgesamt 305 Personen teil.
Die Befragten
Weil nicht alle angeschriebenen Personen der repräsentativen Stichprobe den Fragebogen ausgefüllt haben und die Teilnahme an der offenen Online-Befragung aus eigenem Antrieb heraus erfolgte, können die Ergebnisse der Befragung nicht als repräsentativ für die gesamte Wuppertaler Bevölkerung betrachtet werden. Sowohl in den Rückläufen der repräsentativen Stichprobe als auch der offenen Online-Befragung gibt es bestimmte Abweichungen.
So sind etwa Menschen mit Migrationshintergrund unterrepräsentiert, während Personen mit höherer Schulbildung und höherem Haushaltsnettoeinkommen deutlich überrepräsentiert sind. Dies gilt in besonders für die offene Online-Befragung.
Solche Muster sind bei vergleichbaren Befragungen üblich. Als Folge heißt das: Die Ergebnisse müssen entsprechend vorsichtig interpretiert werden, weil sich dadurch besonders Aussagen von Personen mit höherem politischen Interesse sowie einer höheren Bereitschaft, sich politisch zu beteiligen, wiederfinden.
Die Ergebnisse
Die Darstellung der einzelnen Ergebnisse findet sich im Ergebnisreport.
Einige Ergebnisse im Überblick:
- Das Interesse an Politik ist groß. 41 Prozent der Befragten aus der repräsentativen Stichprobe interessieren sich eher stark oder stark für Politik in Wuppertal, für die Bundespolitik interessieren sich sogar 62 Prozent eher stark oder stark. In der offenen Online-Befragung fallen diese Werte sogar noch höher aus, zudem überwiegt das Interesse an der Wuppertaler Politik (Bundespolitik: 70 Prozent; Politik in Wuppertal: 75 Prozent).
- Wenn es um verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten geht, kommen für die Befragten tendenziell solche Formen in Betracht, die sich auf spezifische Anliegen beziehen und mit wenig Aufwand verbunden sind (also eher die Teilnahme an Unterschriftensammlungen, Demonstrationen oder Bürgerinitiativen als Mitarbeit in einer Partei). Zumindest für die repräsentative Stichprobe wird zudem deutlich, dass die Teilnahme an einer Vor-Ort-Diskussion größeres Interesse weckt als eine Online-Diskussion. Außerdem können sich die Befragten bei vielen Beteiligungsformen zwar durchaus vorstellen, diese zu nutzen, in der Praxis haben sie dies aber noch nicht getan. Die Stabsstelle für Bürgerbeteiligung wertet das positiv: Das zeige einiges Potenzial, die Wuppertaler durch entsprechende Angebote zur Mitwirkung zu bewegen.
- Die Information über wichtige städtische Angelegenheiten von städtischer Seite aus erscheint noch ausbaufähig. Das gilt besonders für die Information über Beteiligungsmöglichkeiten und Beteiligungsrechte. Knapp mehr als die Hälfte der Befragten in beiden Umfragen fühlen sich nicht gut hierüber informiert. „Hieraus erwächst insbesondere für den neu geschaffenen Geschäftsbereich die Aufgabe, entsprechend tätig zu werden. Die Entwicklung der Bürgerbeteiligungsleitlinien kann hierbei ein geeignetes Forum sein, um über eine Verbesserung der Situation zu diskutieren“, so Panagiotis Paschalis, der zuständige Dezernent.
- Die Aufgabe, intensiver über Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten in Wuppertal nachzudenken und neue Beteiligungsangebote zu schaffen, ergibt sich laut Stabsstelle auch aus der großen Nachfrage der Wuppertalern: Die große Mehrheit der Befragten gibt an, dass es ihnen eher oder sehr wichtig ist, sich an der Diskussion und der Entscheidung über wichtige städtische Angelegenheiten zu beteiligen (repräsentative Stichprobe: 58 Prozent, offene Online-Umfrage: 82 Prozent). „Die Wuppertaler wollen sich also einbringen und mitreden“, so Dr. Marcel Solar von der Stabsstelle.
- Die Entwicklung von Bürgerbeteiligungsleitlinien wird insgesamt sehr positiv aufgenommen. Bei der repräsentativen Stichprobe bewerten 64 Prozent die Befragten die Idee der Leitlinienerstellung als eher positiv oder sehr positiv, bei der offenen Online-Umfrage sahen dies sogar 70 Prozent der Befragten so.