„Es ist ein großes Experiment, das wir hier in Wuppertal wagen“, sagt Dr. Gerhard Finckh, leitender Direktor des Von der Heydt-Museums. Noch nie wurden die Werke der beiden Künstler so umfassend nebeneinandergestellt. Insgesamt sind es 270 Werke, die den Besucher in der Ausstellung „Edgar Degas und Auguste Rodin – Wettlauf der Giganten zur Moderne“ erwarten – davon etwa 100 von Rodin, 90 von Degas sowie 80 Werke anderer Künstler der Zeit.
Anhand der geschickt zusammengestellten Arrangements von Rodins und Degas‘ Werken kann der aufmerksame Betrachter die Entwicklung sowie die künstlerischen Streifzüge der beiden Künstler ganz mühelos nachvollziehen und vergleichen. Mal sind es Zeichnungen und Gemälde, mal Plastiken und Bronzen, die in den insgesamt zwölf Ausstellungsräumen vom Talent der beiden Männer künden.
Es beginnt ein faszinierender Ausflug zurück zu den Wurzeln der Moderne und ihren wichtigsten Pionieren. Dabei vermag es die neue Ausstellung ganz unangestrengt und von Beginn an die ihr zugrunde liegende Frage zu transportieren: Wie ähnlich waren sich Degas und Rodin tatsächlich?
Gemeinsamkeiten bei der Wahl der Motive
„Es gibt einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu entdecken“, erklärt Finckh. So wagten sich Degas und Rodin, die zu Lebzeiten bekannt miteinander waren, beispielsweise an ähnliche Motive – besonders die Abbildung von Tänzerinnen hatte es ihnen angetan. Die genauere Betrachtung der im Museum Von der Heydt ausgestellten Werke offenbart jedoch reizvolle Unterschiede. Während Rodin moderne Tänzerinnen auf Papier bannte und in Form goss, suchte Degas seine Motive eher im klassischen Ballett.
Gleichermaßen unterschiedlich zeigt sich beim genaueren Hinsehen auch die Leidenschaft für Pferde, die die zwei Künstler verband. Sehr akribisch studierten sowohl Degas als auch Rodin die Anatomie der Tiere, nutzten Fotografien zum Verständnis der Bewegungsabläufe und fertigten so zahlreiche Plastiken und Gemälde. Dies taten beide jedoch auf ihre eigene Art und Weise: Degas zeigte sich fasziniert von schlanken Rennpferden, Rodin setzte hingegen eher auf die Abbildung heroischer Schlachtrösser.
Ein Highlight der Ausstellung: Rodins „Porträt des Mannes mit der gebrochenen Nase“. Dieses Porträt nach einem einfachen Arbeiter vom Pariser Pferdemarkt, der mit seiner gebrochenen den Nase an den gleichsam zugerichteten Michelangelo erinnert, gilt als erste impressionistische Maske überhaupt. Rodin verabschiedete sich bei diesem besonderen Werk von der glatten Oberflächlichkeit des Impressionismus und schuf stattdessen eine unruhige Oberfläche, die das Licht gebrochen zurückwirft und eine Illusion von Lebendigkeit hervorbringt – damals eine absolute Neuheit.
100. Todestag im kommenden Jahr
Gefertigt hat die Rodin die im Museum ausgestellte Gipsmaske 1864. „Es könnte sich folglich um die Maske handeln, die Rodin vergeblich beim Pariser Salon einreichte“, erläutert Finckh. Die Jury der renommierten Ausstellung verkannte damals schlicht den revolutionären Charakter des Kunstwerks und lehnte eine Aufnahme ab.
Ein besonders erfreuliches Detail: Niemand muss durch Glasscheiben blinzeln, um Rodins Maske und die vielen anderen Plastiken der Ausstellung näher begutachten zu können. Ein Großteil der Figuren ist so geschickt auf Podesten angeordnet, dass eine gläserne Trennwand nicht vonnöten ist.
Die gelungene Inszenierung der Werke Rodins und Degas‘ dürfte in den kommenden Monaten also wieder viele Besucher nach Wuppertal locken – auch vor dem Hintergrund, dass sich sich der Todestag der beiden Künstler 2017 zum 100. Male jährt.
Öffnungszeiten und Preise
Die Ausstellung „Edgar Degas und Auguste Rodin – Wettlauf der Giganten zur Moderne“ beginnt am Dienstag, 25. Oktober, und läuft bis zum 26. Februar 2017. Der Eintritt kostet 12 Euro für Erwachsene, ermäßigt 10 Euro. Eine Familienkarte gibt es für 24 Euro.
Die Öffnungszeiten sind: dienstags und mittwochs von 11 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags von 11 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr. Das Museum bietet außerdem Führungen und ein Begleitprogramm zur Ausstellung an.