Über 6.100 Menschen wurden in 2015 in Arbeit und Ausbildung vermittelt. Trotz der gesetzlichen Änderung bei den Bleibeberechtigten und der Entwicklung bei den Flüchtlingszahlen, stieg die Zahl der Leistungsberechtigten in Wuppertal nur moderat um knapp 900 Personen auf 46.234 Menschen an.
„Hier beobachten wir eine deutliche Entwicklung gegen den landesweiten Trend“, betont Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender der Jobcenter Wuppertal AöR. „Wenn man den Zugang von über 2.500 Menschen, die als anerkannte Flüchtlinge oder Bleibeberechtigte richtigerweise in unser System übergegangen sind, unberücksichtigt lassen würde, hätten wir in Wuppertal einen historisch niedrigen Stand von weniger als 44.000 Menschen, die Leistungen nach dem SGB II beziehen.“
Diese Entwicklung bestätigt Dr. Andreas Kletzander, Vorstand für Arbeitsmarkt und Kommunikation, mit einer weiteren wichtigen Kennzahl: „Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, die länger als zwei Jahre SGB II-Leistungen beziehen, ist im Dezember 2015 um über fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Ich freue mich, dass unsere Integrationsbemühungen auch die Menschen erreicht haben, die erfahrungsgemäß nicht so leicht auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen können.“ Über 31 Millionen Euro wurden für Integrationsmaßnahmen, Arbeitsgelegenheiten, berufliche Fortbildungen und ausgegeben. „Damit haben wir unseren Eingliederungstitel nahezu zu 100 Prozent verausgabt“, sagt Uwe Kastien, Vorstand für Finanzen und Personal.
Fördermittel schaffen 450 zusätzliche Arbeitsplätze
„Wir haben im letzten Jahr besondere Anstrengungen unternommen, gerade langzeitarbeitslose Menschen ohne berufliche Ausbildung in sozialversicherungspflichtige Arbeit zu vermitteln und haben zusätzlich zum Eingliederungstitel europäische Gelder und Bundesmittel beantragt“, berichtet Dr. Andreas Kletzander. „Insgesamt konnten wir im letzten Jahr Fördermittel von zirka 18 Millionen Euro zusätzlich akquirieren, die wir in den nächsten drei Jahren in 450 geförderte Arbeitsplätze und Qualifizierungsprojekte investieren werden.“
Für jede Zielgruppe das passende Angebot bereit halten und die individuellen Lebensumstände berücksichtigen – mit diesem Grundsatz hat das Jobcenter im vergangenen Jahr einen eigenen Maßnahmebetrieb mit sieben Maßnahmen und über 25 Beschäftigten aufgebaut. So werden zum Beispiel im Zentrum für Erziehende Mütter und Väter mit Kindern unter 4 Jahren dabei unterstützt, während der Elternzeit den (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben vorzubereiten. Das Angebot im Coachingzentrum arriba am Arrenberg hält auch eine niedrigschwellige Kinderbetreuung vor, das die Teilnehmenden während der Maßnahme kostenlos in Anspruch nehmen können.
Auch für Jugendliche und junge Erwachsene oder Kundinnen und Kunden, die eine berufliche Weiterbildung planen, werden in unterschiedlichen Einzel- und Gruppenformaten vielfältige Angebote bereit gehalten, die das Jobcenter in Eigenregie durchführt.
Baumaßnahmen als Zeichen der Kunden- und Serviceorientierung
In fünf Geschäftsstellen wurden die Eingangszonen umgebaut und die Kundensteuerung verbessert. Großzügige und helle Warteräume, eine Servicetheke und Beratungsplätze erwarten nun die Kundinnen und Kunden. Kurze Anliegen, Terminvereinbarungen oder die Abgabe von Unterlagen können unkompliziert direkt an der Theke abgewickelt werden. „Wir handeln mit dem Selbstverständnis eines sozialen Dienstleisters“, betont Uwe Kastien, „und sind davon überzeugt, dass die wertschätzende Haltung unseren Kundinnen und Kunden gegenüber, die sich auch in der Raumgestaltung widerspiegelt, die Kundenzufriedenheit erhöht und auch deeskalierend wirkt.“
Integration anerkannter Flüchtlinge als Herausforderung 2016
1.700 Flüchtlinge nach einem erfolgreichen Abschluss des Asylverfahrens einen Antrag auf Leistungen beim Jobcenter gestellt. „Aktuell beobachten wir einen Zugang von über 200 Personen monatlich. Über zwei Drittel von ihnen ziehen – nachdem sie das Asylverfahren erfolgreich beendet haben - aus anderen Städten nach Wuppertal zu. Dieser Umstand erschwert es uns, eine Prognose zur Entwicklung der Flüchtlingszahlen abzugeben“, berichtet der Vorstandsvorsitzende.
Auf diese außergewöhnliche Entwicklung musste das Jobcenter organisatorisch und inhaltlich reagieren und richtete zum 1. Dezember 2015 eine zentrale Erstantrags- und Beratungsstelle für anerkannte Flüchtlinge – zebera – ein, um den besonderen Bedarfen der Geflüchteten Rechnung zu tragen. Dort werden ihre Neuanträge mit Unterstützung von Dolmetschern abschließend bearbeitet und erste Schritte im Integrationsprozess eingeleitet.
Dies kann ein Sprach- oder Integrationskurs aber auch eine Beschäftigungsmaßnahme mit Sprachförderung sein. „Uns ist es wichtig, dass wir den Menschen schnell ein Angebot unterbreiten können und sie am sozialen Leben teilhaben lassen“, sagt Thomas Lenz. Die meisten Geflüchteten sprechen kaum Deutsch und haben bisher noch keinen Sprach- oder Integrationskurs besucht. Der Bildungs- und Qualifizierungsstand ist bei dem Personenkreis sehr unterschiedlich. „Die Herausforderung liegt darin, die für den deutschen Arbeitsmarkt verwertbaren Berufskenntnisse festzustellen, darauf aufzubauen und die Anerkennung von Bildungsabschlüssen zu initiieren. Die meisten Leistungsberechtigten mit Fluchthintergrund sind nach unserer Beobachtung hoch motiviert“, resümiert Dr. Kletzander.
„Die Integration von Flüchtlingen ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und gelingt am besten über Arbeit“, weiß Dr. Stefan Kühn. „Und das Jobcenter kann mit seiner Arbeit die entscheidenden Weichenstellungen setzen.“