Gut die Hälfte ist geschafft: Auf rund neun Kilometern Wupper kann das Wasser wieder mäandernd fließen. Die Renaturierung des Flusses ist ein gemeinsames Projekt der Stadt und des Wupperverbandes und feiert nun Halbzeit. NRW-Umweltminister Johannes Remmel, dessen Ministerium die Baumaßnahmen zu großen Teilen finanziert, machte sich bei einem Besuch selbst ein Bild von den Fortschritten.
Durch die naturnahe Gestaltung wird die Wupper mitten im dicht bebauten Stadtgebiet wieder zu einem attraktiven Lebensraum für Fische und Kleinlebewesen. „Ein lebendiger Flusslauf steigert auch die Lebensqualität der Menschen in unserer Stadt“, unterstreicht Oberbürgermeister Andreas Mucke. „So wird die Wupper mit jedem Bauabschnitt wieder zu einem Stadtfluss im besten Wortsinne.“
„Die Maßnahmen in Wuppertal zeigen, dass es möglich ist, die Gewässerstrukturen auch im innerstädtischen Gebiet unter erschwerten Bedingungen deutlich zu verbessern. Gewässerrenaturierung ist nicht nur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie, sondern macht Gewässer auch für die Menschen wieder lebendig“, sagte Minister Johannes Remmel.
Zuletzt wurde die Wupper auf weiteren 2,5 Kilometern natürlicher: Bereits im vergangenen Jahr starteten die Arbeiten für den Wupperabschnitt zwischen Blombachtalbrücke und Waldeckstraße in Heckinghausen. Wie schon bei den bisherigen Wupperprojekten ist auch hier das Ziel, dem Stadtfluss wieder mehr Dynamik und Natürlichkeit zu verleihen.
„Die Umgestaltung des Flusses durch die Stadt Wuppertal und den Wupperverband sind wichtige Meilensteine zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Wuppergebiet und ein Motor für die Stadtentwicklung“, betont Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes.
Das kanalartige Flussbett wurde mit Steinen aufgelockert: Große Störsteine, Inseln und Steinanschüttungen am Ufer, die auch ein Wupperhochwasser überstehen, sorgen nun für eine abwechslungsreiche Strömung. So entstanden Ruhebereiche für Fische und Kleinlebewesen, aber auch turbulente Strömungen.
Mehr Abwechslung im Strömungsmuster bedeutet auch mehr Sauerstoff im Fluss. Gleitufer und Ruhezonen werden zur Kinderstube der Fische.
Um aus einer eintönig kanalisierten Wupper einen lebendigen Fluss zu machen, wurden allein in diesem Abschnitt rund 500 Tonnen Steine verbaut. Die Kosten für den gesamten Abschnitt betrugen rund 400.000 Euro und werden zu 80 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Den Eigenanteil von 20 Prozent stellt der Wupperverband der Stadt Wuppertal als Verbandsmitglied in Rechnung. Diese bestreitet diese Kosten mit Geldern, die für den naturnahen Gewässerausbau zweckge-bunden sind.
Bis zum Jahr 2025 wollen die Stadt Wuppertal und der Wupperverband im Rahmen des Schlüsselprojektes „Perspektivwechsel Wupper“ der Wuppertaler Strategie 2025 die „städtische“ Wupper auf einer Länge von rund 15 Kilometern naturnah entwickeln. Nach Abschluss des aktuellen Projekts zwischen den Brücken Blombachtal und Waldeckstraße ist jetzt bereits mit 8,5 Kilometern die Hälfte geschafft.
Lebensqualität an der Wupper
An der Straße Rauental - gegenüber der Kletterhalle – wurde ein Betriebszugang für den Wupperverband eingerichtet. Dieser wird auch schon von den Bürgerinnen und Bürgern als Zugang an die renaturierte Wupper genutzt. Die Wasseramsel kann beobachtet werden und das industrielle, historische Ensemble auf der anderen Uferseite gibt Auskunft über die Industriegeschichte Wuppertals.
Bürgervereine, Bezirksvertretungen, Wupperpaten und der Verein „neue ufer wuppertal e.V.“ machen schon die ersten Vorschläge für eine Weiterentwicklung des Umfeldes. „Zusammen mit den zahlreichen und Aktivitäten von „neue ufer wuppertal“ ist das ganz im Sinne des Schlüsselprojektes Perspektivwechsel Wupper im Rahmen der Wuppertaler Strategie 2025“ sagt Frank Meyer, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr und Umwelt.
Naturnahe Entwicklung geht weiter
Für ein weiteres Wupperprojekt im Wupperabschnitt Bereich Pfälzer Steg/Brändströmstraße in Wuppertal-Oberbarmen haben die Arbeiten bereits begonnen. Hier soll die alte Wehranlage zum Teil abgetragen werden und die Durchgängigkeit für die Gewässerlebewesen im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie wiederhergestellt werden. Auch dieses Projekt wird vom Land NRW unterstützt.
Nächste Projekte sind in diesem Jahr der Wupperabschnitt vom Pfälzer Steg bis zum Alten Markt, dann in 2017 der Abschnitt Döppersberg und in 2018 der Abschnitt des Bayer-Betriebsgeländes.