Als ein privates Wohnhaus unmittelbar neben dem Gelände des Löschzugs zum Verkauf angeboten wurde, begann bei der Führung der Ronsdorfer der Gedanke zu reifen, dieses Gebäude künftig als WG für aktive Angehörige zu nutzen – nicht nur für Studenten, aber doch in erster Linie für junge Feuerwehrangehörige. „Durch die Nähe bedeutet das beim Ausrücken einen Zeitgewinn von zwei bis drei Minuten“, betont Ulrich Zander, Leiter der Feuerwehr Wuppertal. Bei einem Brand kann das bereits von entscheidender Bedeutung sein.
Mit den Geschäftsführern des Sachverständigenbüros Rassek & Partner, beide sind als Zugführer im Löschzug aktiv, konnten schnell tatkräftige Unterstützer für das Projekt gewonnen werden.
Sie erklärten sich bereit, das Gebäude zu erwerben. Berechnungen ergaben, dass durch die Mieteinnahmen ein wirtschaftlicher Betrieb der Wohngemeinschaft möglich sein kann.
Das Haus liegt zentral, mit guter Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr. Das Ortszentrum ist gut zu Fuß zu erreichen. Der kernsanierte Altbau verfügt über insgesamt vier Wohnräume, die als WG-Zimmer genutzt werden können. Es gibt außerdem einen großzügigen Gemeinschaftsbereich mit Küche, Esszimmer und Aufenthaltsraum. Feuerwehrleiter Zander wünscht sich, dass diese Idee auch in anderen Städten Schule macht.
Alle Akteure hoffen nun, Wuppertals wahrscheinlich ungewöhnlichste Wohngemeinschaft spätestens mit Beginn des Wintersemesters 2015/16 vollständig belegt zu haben.
Der Anfang scheint gemacht: Mit dem Studenten Max Neubert ist der erste Mieter bereits gefunden worden.
Dienst bei der Feuerwehr verändert sich
Hinter diesem ungewöhnlichen Versuch steckt die Erkenntnis, dass es in den vergangenen Jahrzehnten wesentliche Änderungen gab, was das Engagement von Feuerwehrangehörigen betrifft: Noch vor einigen Jahren war es durchaus üblich, dass die Angehörigen einer Freiwilligen Feuerwehr vom Eintritt bis zum Ende ihrer aktiven Dienstzeit lediglich in einem Löschzug beheimatet waren und sich dort über viele Jahre konstant engagieren.
Zunehmend jedoch sind aktive Einsatzkräfte deutlich weniger an einen festen Wohnort gebunden, dem sie während ihrer gesamten Dienstzeit „treu“ bleiben. Die „Freiwilligen“ wechseln häufiger als früher ihren Wohnort. Im idealen Fall setzen sie am neuen Ort ihre Einsätze fort.
Auch der Umfang des Einsatzes im Laufe eines Lebens ist nicht mehr gleich bleibend. Einem häufig überdurchschnittlichen Engagement in den ersten Jahren – während der Ausbildung, des Studiums und der ersten Berufsjahre – reduziert sich das mit Familiengründung oder gestiegenen Anforderungen im Beruf regelmäßig deutlich.
Ist privat oder beruflich später alles in ruhigen Fahrwassern, kehren die Feuerwehrkräfte im besten Fall mit dem alten Einsatzwillen zurück.
Seit der Gründung der Bergischen Universität Wuppertal im Jahr 1972 – und vor allem mit Errichtung des Fachbereichs Sicherheitstechnik 1975 – leisten Studenten einen bedeutenden Beitrag zur Leistungsfähigkeit der Wuppertaler Freiwilligen Feuerwehr. Bei den meisten beschränkt sich das natürlich auf den Zeitraum ihres Studiums. Dann stehen sie der Feuerwehr jedoch häufig mit weit überdurchschnittlichem Einsatz und vor allem auch regelmäßig während der üblichen Arbeitszeiten zur Verfügung.
Dieses Potential möchte die Freiwillige Feuerwehr Ronsdorf nun noch besser nutzen.