„Ich bin sehr betroffen und traurig“, erklärte Peter Jung in einer ersten Stellungnahme. „Mit Hans Kremendahl haben mich nicht nur die Jahre verbunden, in denen ich als sein Stellvertreter eng mit ihm zusammengearbeitet habe. Wir hatten auch nach unserem Stabwechsel immer viele Berührungspunkte und ich habe ihn sehr geschätzt.
Hans Kremendahl war für mich ein hochpolitischer Mensch, der nach seiner Rückkehr von Berlin nach Wuppertal im Jahr 1996 hier schnell Akzente gesetzt und die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt in den Mittelpunkt gestellt hat, ohne die Bürger aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig war sein Handeln von sozialer Verantwortung, Gerechtigkeitssinn und persönlicher Integrität geprägt.
Seine Zeit als Oberbürgermeister bleibt mit großen Projekten und Herausforderungen verbunden, denen er sich mit seiner ganzen Kraft gestellt hat. Der Beginn des Schwebebahnausbaus, die Regionale 2006, der Bau der Bergischen Synagoge, aber auch die Bekämpfung der Finanzkrise und der Arbeitslosigkeit sind Beispiele dafür. Symbolkraft unter den vielen Fortschritten, die uns verbinden, hat für mich hat das Projekt Döppersberg, für dessen Beginn er mit vollem Engagement geworben hat und das wir nun Schritt für Schritt realisieren – für uns beide das Symbol für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Ich hätte es sehr gerne mit ihm zusammen eröffnet.
Politisch und persönlich musste Hans Kremendahl – trotz zweier klarer Freisprüche vor Gericht – einen hohen Preis zahlen für seine Loyalität anderen Menschen gegenüber, denen er sich verpflichtet fühlte. Das mindert jedoch in keiner Weise seine großen Verdienste um diese Stadt, ihre Unternehmen und ihre Menschen. Wir können noch nicht fassen, dass er nicht mehr bei uns ist.
Ich bin Hans Kremendahl zutiefst dankbar für alles, was er und was wir gemeinsam für Wuppertal bewegen konnten. Wuppertal trauert um Dr. Hans Kremendahl. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Frau und seiner Familie.“
Kein Altweiberempfang, Kondolenzbuch liegt aus
Den traditionellen närrischen „Rathaussturm“ am morgigen „Altweiberdonnerstag“ hat Oberbürgermeister Peter Jung abgesagt. Im Foyer des Rathauses in Barmen, Kremendahls langjähriger Wirkungsstätte, ließ Jung ein Kondolenzbuch auslegen, in das die Wuppertalerinnen und Wuppertaler sich ab sofort eintragen können.
Daten:
Hans Kremendahl wurde am 17. September 1948 in Wuppertal geboren und wuchs in Cronenberg auf. Nach Abitur in Remscheid studierte er Politikwissenschaften in Berlin, promovierte und habilitierte 1976 und 1979, wurde Mitglied der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses von Berlin, wissenschaftlicher Sprecher seiner Fraktion und im Jahr 1985 Landesgeschäftsführer der SPD. Ab 1989 war er Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung und anschließend ab 1991 Staatssekretär für Stadtentwicklung, Umwelt und Technologie.
Nach dem Ausscheiden von Oberbürgermeisterin Ursula Kraus und Oberstadtdirektor Dr. Joachim Cornelius wurde Dr. Hans Kremendahl 1996 durch den Rat zum ersten hauptamtlichen Oberbürgermeister in Wuppertal gewählt. 1999 erfolgte die Wiederwahl in der ersten Direktwahl durch die Bürgerinnen und Bürger. Im Jahr 2004 wurde er als Oberbürgermeister von Peter Jung abgelöst.