Jugendliche zwischen 15 und 17 bessern unbürokratisch ihr Taschengeld auf und Menschen über 55 werden durch ihre jungen Helfer bei einfachen, ungefährlichen Arbeiten entlastet. Vor Beginn der Zusammenarbeit registrieren sich alle Beteiligten in einem persönlichen Aufnahmegespräch bei der Taschengeldbörse.
Ursula Heuser, 67, aus Ronsdorf ist eine der ersten Interessentinnen: „Ich liebe meinen Garten, aber die größeren Arbeiten im Frühjahr und Herbst fallen mir mittlerweile schwer. Über die Taschengeldbörse hole ich mir nun Unterstützung und freue mich auf die gemeinsame Gartenarbeit mit einem jungen Menschen aus meinem Stadtteil.“
Das Kooperationsprojekt zwischen Stadt und Nachbarschaftsheim Wuppertal wird von der Landesregierung mit einer Anschubfinanzierung unterstützt. Projektleiterin Manuela Salem erklärt: „Wichtig ist, dass die Hilfsarbeiten einfach und ungefährlich sind und nur unregelmäßig stattfinden. Hierdurch entfällt die Meldepflicht bei der Minijobzentrale.“ Wer also schon lange seinen Keller aufräumen wollte, bei Krankheit einen Einkaufsdienst oder beim Marmeladekochen Unterstützung braucht, findet diese bei der Taschengeldbörse.
Ist ein Erwachsener einmal bei der Börse registriert, kann er jederzeit per Telefon oder Mail einen Job anbieten: Das haupt- und ehrenamtliche Team der Taschengeldbörse wählt aus der Kartei den passenden Helfer aus und vermittelt kostenlos den Kontakt. Hiermit endet in der Regel die Arbeit der Taschengeldbörse. Die Organisation und Ausführung der Hilfsarbeiten obliegt gemeinsam Junioren und Senioren.
Die Vermittlungschancen sind hoch, weiß Salem aus Städten, in denen das Projekt schon länger umgesetzt wird: „In der Regel sind die Helferkarteien gut gefüllt, so dass für jeden angebotenen Job tatsächlich die passende Unterstützung gefunden werden kann. Viele Jugendliche finden keinen Ferienjob und sind dankbar für eine Gelegenheit, ihre Finanzen aufzubessern.“ Der Stundensatz beträgt mindestens fünf Euro, kann nach Absprache auch höher ausfallen und sollte in bar nach Abschluss der Hilfsarbeiten ausgezahlt werden.
15 Taschengeldbörsen gibt es in NRW bereits, weitere werden beispielsweise derzeit in Hamm, Köln oder Remscheid aufgebaut. Bei der Solinger Börse, die landesweit als Vorbild gilt, registrierten sich innerhalb der ersten fünf Jahre 600 junge und 500 ältere Menschen. Auch für Wuppertal sind die Erwartungen hoch: „Es geht nicht allein um die Hilfsdienste“, erklärt Sozialdezernent Kühn: „Eine Taschengeldbörse leistet einen wesentlichen Beitrag zur intergenerativen Begegnung und hilft, Vorurteile abzubauen. Jugendliche können ihre Stärken und Begabungen neu bewerten und hilfreiche Erfahrungen für ihre berufliche Orientierung und Verselbstständigung sammeln. Und für Senioren schließt sich eine wichtige Lücke in der Landschaft vorhandener Unterstützungsangebote.“