Der diesjährige Festakt fand im Städtischen Leibniz-Gymnasium in Remscheid statt. Die Stadtspitzen aller drei Städte, unter deren Schirmherrschaft der Bergische Ausbildungspreis steht, waren in Remscheid vertreten. Remscheids Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, Vater zweier Kinder, weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig gute Ausbildung ist: „Meine Tochter hat eine Ausbildung absolviert und sich im Unternehmen so wohl und gefördert gefühlt, dass sie dort geblieben ist.“ Das außergewöhnliche Engagement der diesjährigen Preisträger setze ein Zeichen: „Für die Perspektive junger Menschen auch nach der Ausbildung und für geeignete Fachkräfte in den Unternehmen. Dies benötigen wir für die Zukunftsgestaltung unserer Wirtschaftsregion!“
Die diesjährigen Preisträger
In der Kategorie bis zu 50 Beschäftigte hatte die Jury – so berichtete Laudator Daniel Krebs (Ernst Krebs KG) – gleich mehrere Handwerksbetriebe als Bewerber zu bewerten. Das Rennen gemacht hat Malermeister Andreas Conrad aus Wuppertal. Das Familienunternehmen, das durch Andreas Conrad in dritter Generation geführt wird, bildet seit seiner Gründung 1930 kontinuierlich aus. Nach 2010 ist der Betrieb zum zweiten Mal unter den Preisträgern.
Leistungsschwächere Auszubildende werden hier durch interne Schulungen und praxisbezogene Sondermaßnahmen besonders begleitet. „Ein sehr schwacher Praktikant aus einer Maßnahme wurde übernommen, er hatte Kontaktschwierigkeiten, war kaum ansprechbar, nur bedingt einsatzbereit und konnte am Anfang kaum lesen. Mit viel Einfühlungsvermögen und Motivation hat er es hier bis zur Gesellenprüfung geschafft.“
Andreas Conrad selbst ist Vorstandsmitglied der Malerinnung, Lehrlingswart der Malerinnung, Kreislehrlingswart der Kreishandwerkerschaft Wuppertal, Vorstandsvorsitzender des Gewerbeförderungswerks, Beisitzer im Ausschuss für Lehrlingsstreitigkeiten, Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss, Vorstandsmitglied der Kreishandwerkerschaft und auf allen Ebenen im Bereich Ausbildung aktiv, zwei Mitarbeiter sind zudem im Gesellenprüfungsausschuss. Besonders begabte werden durch sog. Lehrlingsbaustellen besonders gefördert, sechs haben es zum Meister gebracht.
Zudem gibt es ein spezielles Mentorenprogramm für Azubis und Gesellen. Auch in der Ausbildungsakquise ist man äußerst rege, sei es durch Kooperationen mit Schule, Praktika, einem gut gepflegten Facebook-Auftritt oder der Präsenz auf allen relevanten Veranstaltungen in diesem Bereich.
Weitere ausgezeichnete Unternehmen in dieser Kategorie: Epe Malerwerkstätten GmbH & Co. KG (Remscheid), Systemhaus Erdmann GmbH & Co. KG (Solingen)
Kategorie bis zu max. 250 Beschäftigte
Auch hier ein Familienunternehmen: Curt Beuthel GmbH & Co.KG, ebenfalls aus Wuppertal verfügt mittlerweile über vier Standorten und beschäftigt rund 120 Mitarbeiter – darunter derzeit 15 Auszubildende. Seit 1986 bildet man zum Orthopädietechniker/in aus, viele ehemalige Auszubildende sind noch heute im Betrieb. Mittlerweile bietet man 11 verschiedene Ausbildungsberufe an. Ganz neu in diesem Jahr sind zwei Kauffrauen für Dialogmarketing – ein sehr junger Beruf.
Das Unternehmen arbeitet mit Trägern zusammen, um auch benachteiligten Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung bieten zu können, ein junger Mann kommt von einer Förderschule in Volmarstein und wird derzeit in der Orthopädiewerkstatt ausgebildet. Auch nach erfolgreicher Ausbildung können die Jugendlichen in andere Abteilungen schnuppern, durchaus haben schon manche hier einen weiteren Beruf erlernt. Zudem werden interne und externe Schulungen angeboten, auch zu Themen der Persönlichkeitsentwicklung, angeboten. Besonders lernschwache oder schwer vermittelbare Jugendliche erhalten bei Beuthel eine Chance: „Bisher haben wir viele gute Erfahrungen damit gemacht“, so Geschäftsführer Rüdiger Neumann. Er ist zudem ehrenamtlicher IHK-Prüfer.
Praktikumsplätze werden jederzeit zur Verfügung gestellt, auch hier besteht eine Schulkooperation. „Die Gesundheitsbranche ist ein Wachstumsmarkt, so benötigen wir und unsere Kollegen dringend den Nachwuchs.“
Weiteres ausgezeichnetes Unternehmen in dieser Kategorie: Policks Backstube (Wuppertal)
Kategorie über 250 Beschäftigte
Auch bei dem Remscheider Unternehmen Gustav Klauke GmbH hat Ausbildung schon seit 75 Jahren einen hohen Stellenwert, bei 470 Mitarbeitern sind 30 Auszubildende eine beachtliche Zahl. Die Übernahmequote liegt bei 95 Prozent. Leistungsschwache Jugendliche erhalten besondere Förderung durch Stütz- und Förderunterricht, werksinterne Prüfungsvorbereitungen, aber auch allgemeine Beratung in Konfliktsituationen. Fort- und Zusatzausbildungen gibt es zudem auch für die leistungsstarken. Beim Azubi-Frühstück tauschen sich die jungen Leute mit der Geschäftsführung aus.
Schon in der Ausbildung erhalten die Jugendlichen auch die Möglichkeit zu Auslandsaufenthalten an den Standorten Slowakei und England – inklusive vorbereitender Sprachkurse. „Hier lernen wir nicht nur andere Produktionen kennen, sondern direkt auch andere Lebensweisen und Kulturen“, wie ein Auszubildender bestätigt. Neben acht verschiedenen Ausbildungsberufen gibt es zusätzlich die Möglichkeit des dualen Studiengangs Maschinenbau. Schulkooperationen, die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher, soziales Engagement unter Beteiligung der Azubis und eine Vielzahl an Aktionen zur Nachwuchsgewinnung machen dieses Unternehmen zum würdigen Preisträger. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung. Es zeigt uns, dass wir mit unserem eingeschlagenen Weg richtig liegen“, so Geschäftsführer Jörg Rautenstrauch.
Weitere ausgezeichnete Unternehmen in dieser Kategorie: GE Healthcare GmbH (Solingen), EWR GmbH (Remscheid)