Der Bau scheint gut gelungen zu sein: Bei einer Besichtigung des fast fertigen Neubaus am letzten Tag der Sommerferien äußerte Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden die „Befürchtung“, dass zukünftig alle Lehrkräfte ihrer Schule nur noch in diesem Gebäude unterrichten wollen. „Hohe, lichtdurchflutete Räume, gut aufeinander abgestimmte Materialien und Farben, hervorragende Akustik und technisch auf dem neuesten Stand – dies sind optimale Bedingungen für das Lernen und Lehren“, beschreibt Thomas Lehn, zuständiger Produktmanager beim GMW das Haus.
Schon der Gestaltungsbeirat der Stadt Wuppertal lobte 2012 die Planung des Neubaus, vor allem die gelungene „städtebauliche Herleitung“ und „Einbindung in die vorhandene Blockbebauung“.
800 Quadratmeter Akustikplatten
Auf etwa 1300 Quadratmetern sind neue Fachräume für Chemie, Physik, EDV, Kunst und Musik, ein Mehrzweckraum, ein Freizeitraum, ein normaler Klassenraum sowie Nebenraume, Büros, Besprechungszimmer und Toiletten entstanden. In den naturwissenschaftlichen Räumen kommen Strom und Gas von einem Deckensystem, das bei Bedarf hochgefahren werden kann. So wird aus einem Naturwissenschafts-Raum auch schnell ein normaler Klassenraum.
Die Flure und der Haupttreppenraum, bodentief verglast zum Schulhof hin, sind Begegnungsfläche. Sie sind gleichzeitig auch brandgeschützte Aufenthaltsfläche, denn bei Rauch schließen sich automatisch Tore mit Schlupftüren. Die Hauptnutzräume im Erdgeschoss und fast alle Unterrichtsräume in den Obergeschossen sind zweiseitig belichtet und erfüllen damit den Wunsch nach Transparenz zur Windstraße.
Verlegt wurden 250 Quadratmeter Industrieparkett und rund 800 Quadratmeter PVC-freier Bodenbelag. An den Decken sorgen fast 800 Quadratmeter Akustikplatten für eine gute Verständigung und angenehme Lautstärken. Ein Aufzugschacht ist mitgeplant worden, der Aufzug kann später bei Bedarf jederzeit problemlos nachgerüstet werden. Auch Energie sparen war ein wichtiges Thema in der Konzeption. Der Neubau erfüllt alle Anforderungen an ein Passivhaus.
Trafo-Raum im Keller klug in neues Haus integriert
Bis Herbst 2012 stand an (fast) gleicher Stelle - etwa drei Meter zurückgesetzt zur Straßenflucht - ein sanierungsbedürftiges Schulgebäude, das Schüler und Lehrer bereits seit 2010 wegen schwerwiegender Brandschutzmängel nicht mehr betreten durften. Als Ersatz wurden Klassencontainer auf Schulhof und Parkplatz aufgebaut und ein Kunstraum in einem Fabrikgebäude angemietet. Der Sanierungsbedarf war riesengroß: fehlender Brandschutz, Statikprobleme, alle Versorgungsleitungen waren marode, die naturwissenschaftlichen Fachräume brauchten eine Totalerneuerung. Daher entschloss sich das GMW zu Abriss und Neubau.
Nicht nur wegen gefundener Schadstoffe war der Abriss des Gebäudes eine große Herausforderung. Auch und vor allem die eng angrenzenden Wohnhäuser in der Windstraße erschwerte das Ganze. Als wäre das nicht genug, gab und gibt es auch heute noch im Keller einen Transformatorenraum der Wuppertaler Stadtwerke, der unbedingt erhalten werden musste. Ansonsten wäre das ganze Quartier stromlos gewesen.
So wurde der Trafo-Raum während der Baumaßnahme aufwändig geschützt und in den Neubau integriert. Der neue Raum im Erdgeschoss über dem Trafo, der Mehrzweckraum, liegt damit etwas höher als der angrenzende Musikraum. Mittels einer mobilen Trennwand können beide Räume zusammen genutzt werden. Ganz automatisch entsteht durch den Höhenversprung eine kleine Bühne für Aufführungen.
Die Arbeiten für den Neubau begannen im Frühjahr 2013, der Rohbau stand im September, bezugsfertig war er zu Beginn des neuen Schuljahres 2014/15. Die Gesamtkosten, inklusive Abbruch und Schadstoffentsorgung, betragen etwa 3,4 Millionen Euro. Davon wurden 2,9 Millionen Euro vom GMW, der Rest durch die Bildungspauschale finanziert. Noch in Arbeit ist die Umgestaltung des Schulhofs für rund 200.000 Euro.