Bis Ende Februar müssen an der Nordbahntrasse Bäume gefällt werden. Grund dafür ist, dass die Deutsche Bahn AG, die bis Ende 2008 Eigentümerin und damit für die Trasse verantwortlich war, keinerlei Baumsicherungsmaßnahmen mehr durchgeführt hat, seit der Eisenbahnbetrieb 1999 komplett eingestellt wurde.
Da die Nordbahntrasse viele Jahre nicht mehr als Verkehrsweg genutzt wurde, hat sich die Natur die Flächen zurückerobert. Durch den Ausbau als öffentliche Verkehrsfläche ist die Stadt als neue Eigentümerin gesetzlich zu Verkehrssicherungsmaßnahmen verpflichtet.
Aus diesem Grunde haben im vergangenen Jahr zwei zertifizierte Baumkontrolleure die Baumbestände an der Nordbahntrasse auf ihre Verkehrssicherheit überprüft. Von den Experten wurden die Bäume, die Nutzer auf der Nordbahntrasse oder Nachbargrundstücke schädigen können, als „Gefahrenbäume“ markiert und kartiert.
Viele Ursachen führen zur Einstufung als „Gefahrenbaum“: Keine ausreichende Verwurzelung in den zum Teil extrem steilen Felswänden und Schotterhängen; sehr starke Schrägneigung zur Trassenfahrbahn, zu benachbarten Häusern, Straßen und Fußwegen; starker Befall mit holzzersetzenden Pilzen im Stamm oder in der Baumkrone; hoher Anteil an Totästen; Risse oder andere größere Stamm- oder Kronenverletzungen. Manche Schäden in den Baumkronen sind vom Boden aus nur mit einem Fernglas erkennbar, die spätere Schnittstelle am Stammfuß zeigt dann oft keine Fäulnisschäden.
Rund um Bauwerke, die saniert werden müssen, und um neue Zufahrten oder Rastplätze zu schaffen – so im Bereich Funckstraße / Ottenbrucher Bahnhof, Buchenstraße und Eskesberg – mussten auch einige wenige gesunde Bäume und Sträucher gefällt werden. Auf diese Weise werden auch neue barrierefreie Trassenzugänge für die Öffentlichkeit geschaffen. Weitere umfangreiche Fällungsmaßnahmen, etwa im Bereich Bracken, werden zur Verkehrssicherung noch folgen müssen.
Insgesamt werden die Grünflächen entlang der Nordbahntrasse aber erhalten bleiben. Wie die Erfahrungen an der Sambatrasse zeigen, werden die Bäume und Sträucher als Sämlinge oder sogenannte Stockausschläge aus den Wurzeln sehr schnell wieder nachwachsen. Auch in Zukunft werden immer wieder Pflegemaßnahmen notwendig sein, damit die Nordbahntrasse nicht erneut von der Natur überwuchert wird und Nutzer gefährdet werden.
Das Tierartenspektrum wird sich aber ändern: Scheue Rehe, die über die stillgelegte Nordbahntrasse bis in die Mitte der Stadt einwanderten, ziehen sich in hundefreie Gebiete zurück, während Füchse und manche Vogelart zukünftig in den dichteren, verjüngten Gebüschen bessere Versteck- und Brutmöglichkeiten finden. Über 150 Jahre alte Bäume bleiben hauptsächlich an den „Außenästen“ der Nordbahntrasse – im Bereich Lüntenbeck und Nächstebreck – erhalten, wo es durch angrenzende Waldflächen weniger Verkehrssicherungsprobleme gibt.
Die anstehenden Fällungen sind notwendige Sicherungsmaßnahmen zur gefahrenfreien Nutzung der Trasse, ihrer Zugänge, Rastplätze und der Nachbarschaft. Erklärtes Ziel der Stadt ist es, die grüne Oase, die an der Trasse für Mensch, Tier und Pflanzen entstanden ist, zu erhalten.