„Ich habe großes Verständnis für die Enttäuschung aller Bürger, die sich mit Riesen-Engagement für den Erhalt ihres Stadtteilbades eingesetzt haben“, erklärte Jung. „Aber ich bitte auch ganz herzlich darum, jetzt fair zu bleiben und nicht ungerechtfertigte Vorwürfe zu erheben. Das würde dem gemeinsamen Bemühen um dieses Projekt nicht gerecht.“
Jung erinnerte an die ausführlichen Debatten um die Schließung von fünf Bädern und deren Übernahme durch die Bürgervereine bis zum Ratsbeschluss im Februar 2011. „Uns allen war klar, dass der Versuch, solche sanierungsbedürftigen Bäder zu erhalten eine Herkulesaufgabe und außerdem in hohem Maße davon abhängig ist, welche Investitionserfordernisse im laufenden Betrieb auftreten. Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass jeder größere technische Defekt oder notwendige energetische Ertüchtigungen die Wirtschaftskraft selbst des engagiertesten Vereins überfordern und ein Projekt beenden kann. So ist ja auch jetzt das Bürgerbad Vohwinkel keinesfalls alleine an fehlenden 120.000 Euro Energiekosten gescheitert, sondern daran, dass ein seriöser Weiterbetrieb ohne eine umfassende bauliche und energetische Sanierung nicht darstellbar ist. Das Risiko einer solchen Entwicklung war allen Beteiligten von Anfang an klar. Trotzdem waren wir uns mit den Bürgervereinen einig, dass jedes der Bäder seine Chance verdient. Dem Bürgerverein Vohwinkel ist es knapp zwei Jahre gelungen, dem Stadtteil das Bad zu erhalten. Bei aller verständlichen Wehmut ist das ein Erfolg, auf den jeder einzelne stolz sein kann, und eine Leistung, für die die Stadt sehr dankbar ist.
Die Verwaltung hat bis zur Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten den Bürgerbädern ihren Start in die Selbständigkeit durch Übernahme der kompletten Betriebskosten für das erste Jahr 2011 erleichtert. Darüber hinaus gab es fortlaufend technische Unterstützung durch das Gebäudemanagement der Stadt. Auch hatte sich die Stadt im Übergabevertrag verpflichtet, die komplette Bädertechnik im Jahr 2012 weiter durch die Fachleute des Stadtbetriebs Sport & Bäder zu betreuen. Zusätzlich erhielt der Bürgerverein Vohwinkel 60.000 Euro pro Jahr für das Schulschwimmen, ein Betrag, der nun in die Finanzierung des Schulbusverkehrs fließt. Es war immer klar, dass der Rahmen der finanziellen Unterstützung mit diesem Kraftakt ausgeschöpft war.
Die Stadt muss ihre Mittel bei den sechs verbliebenen städtischen Bädern konzentrieren, in deren Substanz in den vergangenen Jahren immerhin mehr als dreißig Millionen Euro investiert wurden. Auch das war immer die offene Botschaft und zwingende Vorgabe der Kommunalaufsicht. Die Bäderlandschaft der Stadt muss sich den sinkenden Einwohnerzahlen und dem Haushaltsrahmen anpassen. Wer den Bürgern vorgaukelt, alles sei zu erhalten, wenn nur genug guter Wille vorhanden sei, der ist nicht ehrlich.
Die Behauptung, das Aus des Bades sei von der Stadt geplant oder gar erwünscht gewesen, entbehrt jeder Grundlage. Vielmehr war ja bereits eine Betriebspause für das Bürgerbad Vohwinkel vom 15. Dezember bis zum 4. Februar öffentlich angekündigt, während der die Stadt die Sanierung der Filteranlage mit geschätzten Kosten in einer Größenordnung von 35.000 Euro durchführen wollte. Auch die Tatsache, dass für das Grundstück bereits die Idee eines Kindergartenneubaus im Raum steht, ist kein Indiz dafür. Richtig ist vielmehr, dass diese Überlegung bereits vor zweieinhalb Jahren in der Diskussion um den Haushaltssanierungsplan mit Blick auf notwendige Bäderaufgaben angestellt wurde, also lange vor dem Bürgerbadprojekt. Die Idee wurde nach der Schließungsentscheidung des Vereinsvorstandes nun wieder aktuell, konkrete Planungen gibt es nicht.
Wenn das Bürgerbad jetzt den Betrieb einstellt, geht es darum, gemeinsam für die Vohwinkeler Schulen und Schwimmvereine alternative Unterrichts- und Trainingsmöglichkeiten zu schaffen. Dazu laufen Gespräche mit den Fachverwaltungen und dem Schwimm-verband.“