Die Völker Nigerias sind berühmt für ihre künstlerische Schaffenskraft. Eine Auswahl von Skulpturen, die in den letzten beiden Jahrhunderten entstanden und die zum Großteil erstmals in einer Ausstellung zu sehen sein werden, zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden mit „Skulpturen und Masken aus Nigeria“ vom 14. April bis 15. Juli 2012.
Der erhebliche Einfluss afrikanischer Skulpturen auf die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts gründet sich auf eine Paradoxie. Während die Künstler der westlichen Moderne ihre formalen Erfindungen als Instrumente der Selbstfindung und -behauptung in einer Gesellschaft einsetzen mussten, der sie sich nicht mehr als zugehörig empfanden, ist der Erfindungsreichtum in der afrikanischen Kunst gerade an ihr erfolgreiches Funktionieren innerhalb der Gesellschaft gebunden.
Afrikanische Objekte sind fest verknüpft mit sozialen, spirituellen und religiösen Funktionen, deren Ablauf sie kontrollieren, regeln und bestimmen. Für diese systemstabilisierende Aufgabe haben afrikanische Künstler immer wieder neue, klar identifizierbare, eindrucksvolle, überwältigende und bisweilen einschüchternd eindringliche Formen erfunden.
In der Ausstellung im Skulpturenpark Waldfrieden werden 35 Objekte aus dem Südosten Nigerias befreit von ihrem Ursprungskontext als überzeugende Skulpturen präsentiert. Die Kuratoren Tony Cragg und Dierk Dierking haben sich zu dieser klaren Präsentationsform entschieden, um die formale Qualität der Skulpturen deutlich zu machen und ihr kulturübergreifendes Potenzial freizusetzen.