Wie kommt ein Krokodil in der Wupper?
Beim picobello-Tag finden die Sammler einige Kuriositäten
Das Krokodil liegt ruhig auf der Ladefläche des Transits, mit dem die Freiwilligen der Angelsportgemeinschaft (ASG) Steinbeisser zur Kluse gekommen sind. Schnell hat sich die Nachricht vom Wupperkrokodil verbreitet. „Passend zur Wupper“, sagt Ursula Hobza, die Finderin des harmlosen Plastikreptils, ein wenig stolz, „haben wir dieses Mal ein Krokodil gefunden!“
In ganz Deutschland beginnt mit dem Frühlingsanfang auch das große Reinemachen in den Städten: Von Düsseldorf bis Dresden, von Hamburg bis Heidelberg. Die Müllsammelaktionen tragen dabei Namen wie „Hamburg räumt auf“ oder „Immer schön sauber bleiben“. In Hessen kämpfen die Kommunen sogar das ganze Jahr über um den Titel „Hessens Sauberhafte Stadt 2010“.
Auch in Wuppertal hat am Samstag der große Frühjahrsputz begonnen. Bereits zum sechsten Mal krempeln Freiwillige, darunter viele Kindertagesstätten und Schulen, die Ärmel hoch, um ihre Stadt picobello zu machen. Die Zahl der Freiwilligen hat in diesem Jahr noch einmal die Beteiligung des vorigen Jahres übertroffen. Insgesamt nehmen rund 9.300 Helfer die Müllsäcke in die Hand. Das hört sich auf den ersten Blick nach viel an. Ist es aber nicht. Denn es beteiligen sich damit gerade mal drei Prozent der Wuppertaler Bevölkerung an der Sammelaktion.
Pünktlich zum alljährlichen „Picobello-Tag“ haben sich graue Wolken über Wuppertal zusammengezogen. Das Wasser ist mit seinen acht Grad einfach nur kalt. Für den Wupperputz steigt die Jugendgruppe der ASG Steinbeisser mit gefütterten Wathosen in die Wupper. Mit langen Eisenstangen trotzen sie der Strömung und fischen zwischen Oberbarmen und Barmen alles aus der Wupper, was dort nicht hingehört.
Ursula Hobza ist seit Beginn der Aufräumaktion dabei, weil „es einfach mehr Spaß macht zu angeln, wenn alles sauber ist.“ Ihr spektakulärster Fund war im Jahr 2008 eine Schmuckschatulle mit 15 Sparbüchern. Auch in diesem Jahr hat die Gruppe wieder ein Sparbuch gefunden. „Das wird dann von den Polizisten an der Kluse entgegengenommen“, sagt die überzeugte Wupperputzerin routiniert.
Wuppertal liegt mit einer Müllmenge von 406 Kilogramm pro Kopf zwar noch unter dem Bundesdurchschnitt von 453 Kilogramm. Aber die 800 Wupperputzer hat das am Samstag nicht getröstet. Von kleinen Papierchen und Plastiktüten bis hin zu Fahrrädern, Einkaufswagen und Rollern haben sie wieder alles aus der Wupper und von den Wupperufern entfernt, was Andere achtlos weggeworfen haben. Insgesamt acht Tonnen haben sie zusammengetragen.
Müde und hungrig versammeln sich die Freiwilligen mittags an der Kluse. Auf die Wupperputzer wartet dort nach getaner Arbeit eine heiße Suppe, Erbsensuppe mit Fleischeinlage oder Gemüsesuppe. Kinder laufen hier zwischen den Zelten des Deutschen Roten Kreuzes umher. Ihnen scheint das graue Wetter egal zu sein. Sie haben ihren Spaß.
Peter Bosbach, einer der Gruppenleiter der Freien Pfadfinderschaft Schwalben, hat mit 16 Kindern und Jugendlichen die Wupperufer aufgeräumt. Die jungen Pfadfinder sind von der Aktion begeistert. „Es ist schön an der Wupper zu sein“, sagt die kleine Luna in ihrer geblümten rosa Regenjacke, „und es macht Spaß, etwas für die Umwelt zu tun.“ Schon läuft sie wieder zu den anderen Pfadfindern.
Auch Wupperputzer, die zum ersten Mal dabei sind, hat das picobello-Fieber gepackt. Sie sind davon fasziniert, die Wupper einmal von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen und von den Dingen, die sie finden. Vom 22. bis 26. März räumen Kindertagesstätten und Schulen in Wuppertal auf. Wie viele Tonnen Müll insgesamt zusammenkommen, ist noch ungewiss.
Wie Wuppertals Müllstatistik wohl aussähe, wenn diese Mengen hinzukämen? Ziel der picobello-Aktion, die von Michael Lutz vom Ressort Umweltschutz organisiert wird, ist, dass Wuppertal 365 Tage im Jahr picobello bleibt: „Am meisten würden wir uns freuen, wenn die Aktion eines Tages nicht mehr nötig wäre.“