Denn der Klimawandel äußert sich nicht nur in Form von schmelzenden Gletschern und steigenden Temperaturen: Auch hier im Tal heißt es, sich auf die kommenden Veränderungen einzustellen. „Was wir jetzt sehen, ist nur die Spitze des Eisberges“, unterstreicht Dr. Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Je weiter man nach Norden komme, desto mehr schlage sich der Klimawandel bereits augenfällig nieder.
Doch auch Wuppertal und das Bergische Land haben die veränderten Bedingungen schon zu spüren bekommen. „Mit Hochwasser haben wir es schon seit über 100 Jahren zu tun“, erklärt Bernd Wille vom Wupperverband. Für die Regulierung des Wasserstandes in der Wupper gibt es die Talsperren. Und das ist besonders bei Niedrigwasser virulent: „Für die Wasserbilanz ist es wichtig, dass eingeführte Abwässer immer gleichmäßig verdünnt werden, damit die Wasserqualität erhalten bleibt“, so Wille. Gerade in Trockenperioden ist daher die Steuerung über die Rückhaltebecken essentiell.
Weniger steuerbar ist der Wasserstand in den Kanälen. Bei Starkregen ist es nur möglich, auf Frühwarnsysteme zu setzen und langfristig andere Bebauungen anzustreben. „Wir müssen lernen, mit der Entwicklung umzugehen“, lautet Willes Fazit. „Die Stadt hat bereits frühzeitig reagiert und ist 1991 dem Klimabündnis beigetreten“, ergänzt Harald Bayer, Dezernent für Grünflächen und Gesundheit. Außerdem setzt die Stadt auf vorbeugenden Klimaschutz durch Energieeffizienz an städtischen Gebäuden, Beratung privater Haushalte und die Bereitstellung eines Solarkatasters.
In den 90er Jahren wurde das Bergische Land erstmals von schweren Stürmen heimgesucht. Mit dem Orkan Kyrill im Jahr 2007 tobte der erste Orkan über Wuppertals Wälder hinweg. „Wir arbeiten seit den ersten schweren Sturmtiefs daran, die großen Fichtenbestände in Mischwälder umzuwandeln“, sagt Albert Vosteen, Leiter der städtischen Forstabteilung. Fichten sind als flach wurzelnde Bäume besonders anfällig, von Sturmböen gefällt zu werden, und außerdem durch die zunehmende Sommerhitze prädestiniert für Borkenkäfer. „Seit 1990 haben wir den Fichtenbestand von etwa 20 Prozent der Wälder auf unter 10 Prozent reduzieren können“, berichtet Vosteen.
Mit den anderen Bepflanzungen – gewählt werden nun auch häufig Pflanzenarten, die ursprünglich aus Süddeutschland kommen und auf wärmere Temperaturen eingestellt sind – wird sich aber auch die Fauna ändern: Tierarten, die in den Bergischen Wäldern beheimatet sind, werden auf Dauer andere Lebensbedingungen vorfinden, andere Tierarten werden zuwandern. Längere Vegetationszeiten bringen weitere Probleme mit sich: So trugen beim ersten Schneefall im November 2006 viele Bäume noch Laub – und brachen dann unter der nassen Schneelast zusammen.
Ganz andere Probleme bereiten Hitzeperioden. „Im Jahr 2003 haben wir aufgrund des Jahrhundertsommers eine erhöhte Sterberate verzeichnet“, berichtet Dr. Jörg Rieger, Leiter des Gesundheitsamtes. Auch viele Allergiker litten, so unter erhöhten Ozonwerten. Für sie bedeutet die zunehmende Verbreitung der Pflanze Ambrosia ein zusätzliches Risiko. „Dadurch haben wir eine Zunahme von Spätsommer-Allergien“, erläutert Rieger. Die steigenden Temperaturen werden außerdem dazu führen, dass Infektionskrankheiten sich lokal verschieben werden. Erstes Anzeichen dafür sind vermehrte Zeckenbisse und die Übertragung von Borreliose.