Diese Ehrung wurde Ursula Kraus auf Vorschlag von Peter Jung vom Rat zuerkannt. "Wir haben Ihnen heute vieles zu danken", so amtierende OB in seiner Rede. Anlass für die Verleihung war Kraus' 80. Geburtstag.
Mit Ursula Kraus wurde 1984 zum ersten Mal in der Wuppertaler Geschichte eine Frau zur Oberbürgermeisterin gewählt. Gleichzeitig wurde Irmgard Wohlert von den Grünen, die 1984 erstmalig in den Rat der Stadt einzogen, zur Bürgermeisterin gewählt. Das war damals eine Sensation, die bundesweit Aufsehen erregte: „Zwei Frauen regieren Wuppertal“, titelten die Zeitungen.
Die Grünen waren erstmalig in den Rat eingezogen. Das brachte Veränderungen mit sich: Zeitzeugen erinnern sich an lange Ratssitzungen und heftige Debatten oft bis spät in die Nacht. Um dem Herr zu werden, wurden die Ratsersatztermine erfunden. "Ursula Kraus hat die Ratssitzungen immer souverän mit einer bewundernswerten Durchsetzungsfähigkeit und Disziplin geleitet. Dafür wurde sie über die Parteigrenzen hinweg respektiert und geachtet", würdigte Peter Jung sie in seiner Rede.
Ihre politische Laufbahn hatte indes schon früher begonnen. 1956 schloss sich Ursula Kraus der SPD an. Ihre eigentliche „Karriere“ in der Politik begann für Ursula Kraus aber erst viel später. Mit 50 entschied sie sich, für den Landtag zu kandidieren. Dem Landtag gehörte sie zehn Jahre bis 1990 an. Auf eine erneute Kandidatur verzichtete sie, weil sie als Oberbürgermeisterin ihre ganze Kraft der Stadt Wuppertal widmen wollte.
Als sie von ihrer Partei gebeten worden war, 1984 für das Amt der Oberbürgermeisterin zu kandidieren, sagte sie: „ Wenn man der Meinung ist, dass mehr Frauen in der Politik mitmachen sollen, darf man nicht „nein“ sagen, wenn man selbst gefragt wird.“
In ihrer Amtszeit wurde das Elberfelder Heizkraftwerk gebaut, eine dritte Gesamtschule eingerichtet, die Unihalle eröffnet, der 60. Stadtgeburtstag mit einem Langen Tisch - der Premiere des inzwischen so beliebten Stadtfestes - gefeiert, das umgebaute Von der Heydt-Museum wiedereröffnet und die Hauptfeuerwache eingeweiht. Das Wuppertal Institut und das W-Tec erblickten das Licht der Tal-Welt, die Begegnungsstätte Neue Synagoge wurde wiedereröffnet und der Umbau der Schwebebahn in Angriff genommen. Außerdem weihte Ursula Kraus die neue Elefantenanlage im Zoo ein und eröffnete die Historische Stadthalle nach umfangreicher Restaurierung.
Besonders am Herzen lagen Ursula Kraus die Städtepartnerschaften. In Ihrer Amtszeit wurden drei neue Städtepartnerschaften begründet: 1987 mit Schwerin in der damaligen DDR, kurz danach im selben Jahr mit Matagalpa in Nicaragua. 1993 wurde die Stadt Liegnitz in Polen Wuppertals Partnerstadt.
Als Repräsentantin der Stadt Wuppertal war Ursula Kraus in der Doppelspitze als ehrenamtliche Oberbürgermeisterin aktiv. Was das bedeutete, bezeichnete sie in einem Interview einmal als "12 Jahre Leistungssport". Dafür würdigte sie die Stadt bereits mit dem Ehrenring und der Ehrenbürgerwürde.