Unsere zwei Faultiere im Südamerikahaus sind in der Regel gemächliche Tiere. Sie klettern an den Seilen unter der Decke entlang, begeben sich nur in Ausnahmefällen auf den Boden und wirken durch ihre ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen eher langsam. Die Kräftigkeit dieser Tiere sollte allerdings nie unterschätzt werden. Ein enorm fester Griff um jeden Ast ist für sie lebensnotwendig und Klimmzüge mit einem Arm sind kein Problem. Bei Tieren (und Menschen) gibt es zwei Typen von Muskelfasern: Die einen ermöglichen schnelle, plötzliche Bewegungen, ermüden aber auch nach kurzer Zeit, während die anderen länger brauchen, aber dafür eine höhere Kraft für längere Zeit aufrechterhalten können. Die Gliedmaßenmuskeln der Faultiere bestehen fast nur aus dem zweiten Fasertyp, was für ihre hangelnde Lebensweise optimal ist.

Auch die Krallen der Faultiere sind extrem stabil und hart. Sie sind lang und bogenförmig und bilden dadurch einen Haken als Verlängerung der Gliedmaße. Das Material ist sehr fest und strapazierfähig, um das Gewicht der Tiere zuverlässig tragen zu können. Würden an einer Gliedmaße alle Krallen abbrechen, bedeutete das für ein Faultier in der Wildbahn ein großes Problem.

Die Krallen unserer Faultiere „Clyde“ und „Sarita“ waren in letzter Zeit etwas zu lang geworden. Wenn der natürliche Haken sich schon fast schließt, ist es schwieriger, sich an dicken Ästen festzuhalten. Freiwillig lassen die Faultiere eine Pediküre jedoch nicht zu. Sie können beißen und sich mit ihren Krallen wehren. Das erfahrene Tierpflegeteam konnte die Tiere jedoch mit beherzten Griffen kurz fixieren, sodass die Krallen gekürzt werden konnten. Hierzu braucht es nicht nur mehrere Haltepersonen pro Faultier, um den Kopf und die weit um sich greifenden Gliedmaßen festzuhalten, sondern auch eine große und scharfe Kneifzange, die wir sonst für die Hufe von Steinböcken und Hirschen verweden. So waren nach wenigen Minuten die Krallen korrigiert.