Forschung im Zoo
Die wissenschaftlich geführten Zoos Europas haben sich drei großen Zielen verschrieben: Artenschutz, Bildung und Forschung. Der Grüne Zoo Wuppertal war an der Gründung des europäischen Zooverbands und damit an der Festlegung dieser übergeordneten Ziele maßgeblich beteiligt und fühlt sich ihnen seit jeher verpflichtet. Forschung im Zoo ist vielfältig: die Sammlung genetischer Proben oder die Erfassung spezifischer Tierdaten gehört ebenso dazu wie die Erprobung tiermedizinischer Behandlungen.
Im Elefantenhaus des Grünen Zoos ist im Jahr 2022 ein junger Elefantenbulle an Tetanus verstorben – für das Zoo-Team ein tragischer Fall und für die Fachwelt ein Novum. Bis dahin war wissenschaftlich nicht geklärt, ob Afrikanische Elefanten an dieser Infektion erkranken können – nach umfangreicher diagnostischer Aufarbeitung dieses Falls gab es schließlich traurige Gewissheit. Aus dieser Erfahrung das Maximum an Lehren für die Zukunft herauszuholen und weitere Infektionen in der Population zu verhindern, war von da an die Motivation.
Die Impfung von Afrikanischen Elefanten gegen Tetanus war bisher nicht empfohlen worden, denn es liegen keinerlei Daten zur Verträglichkeit, Wirksamkeit und zum Impfintervall bei dieser Tierart vor. Das Veterinärteam und der Forschungskurator des Zoos mobilisierten die gesamte europäische Zoogemeinschaft und gewannen zahlreiche Elefantenhalter für die Teilnahme an einer Impfstudie. Ein großes Veterinärlabor und ein Impfstoffhersteller beteiligten sich an dem Projekt und nach monatelanger Vorbereitung ging die Studie Anfang 2024 in die praktische Phase. Von jedem teilnehmenden Elefanten werden Daten über seine medizinische Vorgeschichte gesammelt, mehrere Blutentnahmen vor und nach der ersten und zweiten Impfung durchgeführt und etwaige Reaktionen auf die Impfungen dokumentiert.
Blutentnahmen finden im Rahmen des Medical Trainings in den Zoos ohne Sedation oder gar Narkose statt. Im täglichen Training ist die Blutentnahme für unsere Elefanten eine gewohnte Routinemaßnahme – stressfrei und gefahrlos für Tier und Mensch. Das Labor misst die Antikörperspiegel zu verschiedenen Zeitpunkten vor und nach der Impfung – so kann am Ende die Frage geklärt werden, wie gut und wie lange ein Tier nach der Impfung gegen Tetanus geschützt ist, und in welchem Abstand die Injektion wiederholt werden muss. Auch allgemeine Blutwerte zur Überwachung des Gesundheitsstatus der teilnehmenden Tiere werden untersucht.
Wärmebildaufnahmen geben Hinweise auf die Verträglichkeit des Impfstoffs im Muskelgewebe (siehe Bild) und das Verhalten der Tiere in den Tagen nach der Impfung wird genau beobachtet.
Nach Abschluss der Studie werden alle Daten in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht und die Impfempfehlungen für Elefanten in Europäischen Zoos können auf Grundlage dieser fundierten Untersuchungen angepasst werden. Auch in der Wildbahn, beispielsweise der Versorgung von verletzten Elefanten, kann die Spritze in Zukunft Leben retten – so bleibt der Wuppertaler Elefant „Tsavo“ hoffentlich der erste und letzte Tetanusfall.