Am 16. August brachte Drill-Weibchen "Traceuse" ein gesundes männliches Jungtier zur Welt. Nach zwei Totgeburten ist es der erste Nachwuchs, den das 9-jährige Affen-Weibchen lebend zur Welt brachte. Eine gute Nachricht für den Artenschutz, denn Drills gehören zu den am stärksten bedrohten Affenarten Afrikas. Traceuses Jungtier leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Arterhalt im Rahmen des Europäischen Ex-situ-Programms (EEP) der EAZA, an dem sich der Grüne Zoo Wuppertal beteiligt.
Der Start ins Leben verlief für den jungen Drill allerdings ziemlich holprig. Da es für "Traceuse" das erste Jungtier ist, das von ihr aufgezogen wird, ist sie im Umgang mit ihrem Nachwuchs noch unerfahren. Trotzdem führt sie ihre Mutterrolle von Anfang an gut aus, indem sie ihren Sohn stets mit sich herumträgt, säugt, fürsorglich Fellpflege betreibt und ihn vor den weiteren Mitbewohnern abschirmt.
Am gestrigen Nachmittag kam es jedoch zu einem Konflikt mit "Uyo", dem zweiten Drill-Weibchen der Gruppe, die großes Interesse an dem Jungtier zeigte. Auf der Flucht vor "Uyo" entglitt der junge Drill aus Traceuses Armen. "Uyo" nahm das Jungtier sofort an sich – und ließ als ranghöheres Weibchen "Traceuse" nicht mehr zu ihrem Sohn. Dieses Verhalten ist nicht ungewöhnlich. Auch in der Natur konnten Forschende bei Primaten häufig ein solches Kidnapping beobachten. Meist handelt es sich bei den Kidnappern um Weibchen, die kein eigenes Jungtier besitzen oder ihr Jungtier verloren haben.
"Uyo" hatte bisher noch keinen Nachwuchs und zeigte sich sehr ruppig beim Handling des neugeborenen Affen. Zudem war sie natürlich nicht in der Lage, den Kleinen zu säugen. Am Abend gelang es dem Tierpflegeteam, "Uyo" von dem Jungtier abzulenken, sodass "Traceuse" ihren Sohn wieder an sich nehmen konnte. Der Kleine ist wohlauf und hat bereits getrunken.
Für die gesamte Drill-Gruppe, zu der neben den beiden Weibchen noch die Männchen "Kano" und "Raul" gehören, ist die Geburt des Jungtieres eine völlig neue und ungewohnte Situation. Die kritische Phase für das Jungtier ist also noch nicht überwunden. Bei unerfahrenen Müttern kommt es auch in der Natur häufig vor, dass sie mit der Aufzucht überfordert sind. Mit jedem Jungtier sammeln die Tiere mehr Erfahrung und steigen somit die Chancen auf eine erfolgreiche Nachzucht.
Um die Bindung zwischen Mutter und Jungtier zu stärken, ist "Traceuse" derzeit in den Innenanlagen – gemeinsam mit dem Männchen "Kano" – kurzfristig von den übrigen Gruppenmitgliedern separiert. Damit die Tiere dafür ausreichend Ruhe bekommen, bleibt das Affenhaus bis auf Weiteres geschlossen. Somit ist das Jungtier für Zoogäste derzeit nicht zu sehen. Die Drills "Uyo" und "Raul" können aber zeitweise auf den Außenanlagen beobachtet werden. Vorrangiges Ziel ist es, die Drill-Gruppe zügig wieder zusammenzuführen, damit sich alle Individuen an die neue Situation gewöhnen und diese Erfahrung gemeinsam erleben können.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Drills liegt in Kamerun, Nigeria und auf der Insel Bioko. Wilderei und Lebensraumzerstörung sorgen dafür, dass die Bestände dieser Regenwaldbewohner immer mehr zurück gehen. Der Grüne Zoo Wuppertal unterstützt zusammen mit dem Zoo-Verein Wuppertal e.V. seit vielen Jahren den Verein Rettet den Drill e.V., der sich dafür einsetzt, den Drill in seinem natürlichen Lebensraum zu erhalten.