Die Philippine Eagle Foundation und der Grüne Zoo Wuppertal
Der Philippinenadler – eine stark bedrohte Tierart und wie der Grüne Zoo Wuppertal helfen kann
von Antonia Colán Bräunig
Bildung, Forschung und Artenschutz sind die drei wichtigsten Aufgaben des Grünen Zoo Wuppertals. Das Wissen und die Erfahrungen, welche in Zoos gesammelt werden, sowie die Forschung an und mit Zootieren können direkt in den natürlichen Lebensräumen der Tierarten angewendet werden. Auf diese Weise kann der Grüne Zoo Wuppertal einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Natur leisten.
Der Forschungskurator des Grünen Zoo Wuppertal, Dr. Dominik Fischer, ist dazu auf die Philippinen gereist, wo er zur Zeit tatkräftig die Arbeit der Philippine Eagle Foundation (PEF) unterstützt. Der Philippinenadler (Pithecophaga jefferyi), auch als Affenadler bekannt, ist endemisch auf den Philippinen und der größte Waldräuber auf den Inseln. Außerdem ist er der Nationalvogel des Staates. Er hat eine Flügelspannweite von bis zu zwei Metern und ist auf der IUCN Red List als stark bedroht („critically endangered“, CR) gelistet. Schätzungen der IUCN zufolge existieren nur noch 180 – 500 adulte, wildlebende Tiere. Wie bei vielen anderen Tierarten trägt der Einfluss des Menschen maßgeblich zum Rückgang der Population bei. Landwirtschaft, Bergbau, der Verlust von Lebensräumen, die allgemeine Abholzung des Waldes, Luftverschmutzung und der Klimawandel haben zu der dramatischen Verkleinerung der Populationsgröße des Philippinenadlers geführt. Außerdem wird der Adler immer wieder illegal gejagt oder für den Haustierhandel gefangen. In einigen Regionen auf den Philippinen wird er von der lokalen Bevölkerung auch als Nahrungsmittel genutzt.
Die PEF trägt durch verschiedene kleinere Projekte zum Erhalt dieser stark bedrohten Tierart bei. So züchten sie seit 1992 den Philippinenadler in Menschenhand nach, um die Tiere dann wieder auszuwildern. Die Zucht der Tiere stellt jedoch eine große Herausforderung dar, da die natürliche Fortpflanzung kompliziert und langwierig ist. Erfolgreich ein Paar zusammenzubringen kann Wochen dauern. Doch auch dann ist eine erfolgreiche Zucht nicht garantiert. In einigen Fällen kann es Jahre dauern, bis Nachwuchs entsteht. Eine Möglichkeit zur Erhöhung der Zuchterfolge stellt die künstliche Befruchtung dar. Hier kann Dr. Fischer mit seinem umfangreichen Wissen und seiner Erfahrung bei der künstlichen Befruchtung von Vögeln entscheidend unterstützen. Diese künstliche Befruchtungstechnik ist ebenfalls komplex und basiert auf jahrelanger Forschung und Erfahrungssammlung. Die Samen müssen von einem männlichen Vogel entnommen werden, welcher auf Menschen geprägt ist, unter einem Mikroskop auf Vitalität untersucht und anschließend zum richtigen Zeitpunkt bei Weibchen eingesetzt werden. Es handelt sich hierbei um ein zeitaufwendiges Verfahren, bei dem das reproduktionsmedizinische Know-How unseres Kurators wertvolle Impulse liefert. Das notwendige technische Equipment wurde vom Zoo-Verein Wuppertal angeschafft und reiste mit auf die Inselgruppe.
Zudem hilft die PEF auch bei der Versorgung und Rehabilitierung verletzter Philippinenadler. Nach einer ersten Behandlung am Fundort, werden die Tiere in das Philippine Eagle Center gebracht, wo sie gründlich untersucht und, falls nötig, operiert werden können. Außerdem können hier auch Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Ziel ist es, die Vögel nach erfolgreicher Genesung wieder in die Wildnis zu entlassen. Aufgrund seiner Spezialisierung in der Greifvogelmedizin kann Dr. Fischer auch hier wertvolle Unterstützung leisten. Auch Themen der Prophylaxe werden hier bearbeitet. Impfungen und Desinfektionsmethoden können wesentlich zu dem Erhalt der Vogelart beitragen.
Die Zusammenarbeit von zoologischen Einrichtungen mit Naturschutzorganisationen in den Lebensräumen der Tierarten ist von enormer Bedeutung. Nur durch gemeinsames Handeln kann der Schutz von Tieren und der Erhalt ihrer Lebensräume langfristig gelingen. Dr. Fischer bringt Wuppertaler Know-How genau dorthin, wo es gebraucht wird – und bringt neue Kontakte und faszinierende Eindrücke wieder mit nach Hause.