Dass Löwen sich von Fleisch ernähren, ist hinlänglich bekannt. Wo dieses Fleisch jedoch herkommt und wo und unter welchen Umständen es zuvor gelebt hat, das ist häufig unbekannt.
Jährlich kauft der Grüne Zoo Wuppertal unter anderem ca. 15.200 kg Rindfleisch und 1375 Kaninchen ein, um die fleischfressenden Tiere zu ernähren. Es ist für den menschlichen Verzehr gedacht und hat beste Qualität (Lebensmittelqualität). Die Haltung entspricht dabei den üblichen Standards, nämlich denen der konventionellen Tierhaltung.
Seit einigen Jahren haben wir im Grünen Zoo einen Wandel eingeleitet, der stetig voranschreitet. Es werden immer wieder Tiere verfüttert, die in unserem Zoo geboren und gehalten wurden und keinen Platz in einer anderen wissenschaftlich geführten zoologischen Einrichtung gefunden haben. Dabei handelt es sich um viele verschiedene Tiergruppen, von Vögeln, über Amphibien, Reptilien und Säugetieren.
Das Verfüttern von eigenen Tieren hat dabei gleich mehrere positive Aspekte.
Für die Elterntiere ist die Fortpflanzung und Jungtieraufzucht eine große Bereicherung und ermöglicht es ihnen, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Die Jungtiere haben ein artgerechtes Leben, eine ausgewogene Ernährung, tierpflegerische Betreuung und, wenn nötig, veterinärmedizinische Unterstützung. Während eine Kuh aus konventioneller Haltung in der Regel ihr Kalb nicht aufziehen darf, wachsen die Jungtiere im Grünen Zoo artspezifisch auf und haben jederzeit die Möglichkeit sich auszusuchen, ob sie ihre Zeit im Stall oder auf ihrer Außenanlage verbringen möchten.
Um Inzucht zu vermeiden gibt es in der Tierwelt unterschiedliche Strategien. Allesamt gemein haben sie, dass die Jungtiere bei Erreichen der Geschlechtsreife abwandern und sich neuen Gruppen anschließen oder einzelgängerisch leben. Im Zoo werden bei Erreichen der Geschlechtsreife die Tiere dann entweder abgegeben oder aber, wenn kein geeigneter Platz in einer wissenschaftlich geführten zoologischen Einrichtung gefunden werden konnte, verfüttert.
Das Töten der Tiere wird von sachkundigen Personen der Zooleitung durchgeführt und geschieht im gewohnten Umfeld der Tiere, also im Stall oder auf der Außenanlage. Dies führt dazu, dass die Tiere ihre letzten Minuten in gewohnter Umgebung verbringen und der Stressfaktor deutlich reduziert ist. Im Gegensatz dazu muss die Kuh aus konventioneller Tierhaltung in der Regel verladen werden, um den Weg zum Schlachtbetrieb anzutreten. Im Anschluss an die Tötung schauen sich unsere Tierärztinnen die Organe und das Fleisch an, um mögliche Erkrankungen auszuschließen.
Auf der anderen Seite werden im Grünen Zoo mit Löwen, Tigern, Nebelpardern und anderen Tierarten gehalten, die sich von Fleisch ernähren. Im angestammten Lebensraum würden die Fleischfresser ihre Beute jagen und mit Haut, Haaren, Innereien und Knochen verspeisen und so alle notwendigen Mineralien erhalten. Im Grünen Zoo erhalten sie Fleischstücke mit Knochen, welche zusätzlich mineralisiert werden müssen, da ansonsten nicht alle Nährstoffe enthalten sind, die die Tiere benötigen. Bei sogenannten Ganzkörperfütterungen von beispielsweise Ziegen sind alle lebenswichtigen Bestandteile enthalten. Der Tierkörper deckt gleichzeitig den Futterbedarf mehrerer Tage ab, was dem Verhalten im angestammten Lebensraum am nächsten kommt, denn dort jagen viele Tiere nicht täglich und auch nicht immer erfolgreich.
In diesem Jahr haben wir uns dazu entschieden alle weiblichen Ziegen des Junior Zoos decken zu lassen, um möglichst viele Jungtiere zu erhalten, die artgerecht bei uns aufwachsen und, falls wir keine neue Haltung in einem wissenschaftlich geführten Zoo finden sollten, diese auch zu verfüttern. Mehrere Zwergziegen ersetzen nämlich die Rinderviertel, so dass wir an solchen Tagen weniger, deutlich schlechter gehaltene Rinder verfüttern müssen. Dies ist eine deutliche Entscheidung für das Tierwohl der Futtertiere und der Raubtiere.
Eine jede und ein jeder von uns, die und der sich nicht vegetarisch ernährt nimmt die Tötung von Tieren in Kauf. In der Regel ist diese Entscheidung aber deutlich einfacher, da die Tiere, die gegessen werden, nicht vorher lebend zu sehen sind. Ein anonym abgepacktes Hähnchenfilet lässt sich schnell, einfach und häufig sehr billig kaufen, ohne dass wir über das Leben des Tieres und dessen Ende nachdenken müssen.
Im Grünen Zoo möchten wir darauf aufmerksam machen, dass wir alle mit kleinen Dingen etwas verändern können. Weniger Fleisch und dafür aus besserer Haltung ist ein Weg, der in der Zukunft Veränderungen bringen wird.
Es ist unsere Aufgabe die Kreisläufe des Lebens darzustellen.
Es lässt sich vermuten, dass das Verfüttern zooeigener Tiere eine deutliche Kostenersparnis im Vergleich zu zugekauftem Fleisch darstellt. Das Gegenteil ist hier der Fall, denn die anfallenden Löhne des eingesetzten, qualifizierten Fachpersonals und die Zeit, die sich extra dafür genommen wird, übersteigen den handelsüblichen Kilogrammpreis bei weitem.
Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, warum das Konzept der Nachzucht und des Verfütterns, welches auch als breed and feed betitelt wird, besonders bei bedrohten Tierarten sinnvoll und essenziell ist, schauen Sie sich doch gerne folgende Beiträge an, bei denen wir mitgewirkt haben.