Zu den drei großen Zielen, denen sich moderne Zoos verschrieben haben, gehört neben dem Artenschutz und der Umweltbildung insbesondere auch die Forschung. Unter Zoobedingungen können Erkenntnisse über Tiere gewonnen werden, die man in der Wildbahn unmöglich erhalten könnte.
Ein Beispiel hierfür ist ein Projekt über den Mensch-Tier Konflikt mit Geparden in Afrika. Anfang Februar verließ mit dem Weibchen „Ayo“ der letzte Gepard den Grünen Zoo Wuppertal. Später wird diese Tierart an eine andere Stelle im Zoo zurückkehren.
Kurz bevor „Ayo“ Wuppertal verlassen sollte, haben sich der Grüne Zoo und die Forschungsgruppe Biodiversity Genomics um Stefan Prost aus dem finnischen Oulu für ein spezielles Experiment zusammengetan. Es wurden Abstriche von Futterresten von Ayo entnommen und an den Doktoranden Gerrit Wehrenberg gesendet. Die finnische Arbeitsgruppe widmet sich Fragestellungen rund um Arten- und Naturschutzgenetik, die zum Verständnis von Populationen und Ökosystemen beitragen. Die Proben, die von Futterresten nach dem Fressen genommen wurden, simulieren sogenannte Rissabstriche, also Abstriche von Kadavern, die von Tieren stammen, die von einem Raubtier gerissen wurden.
Ähnlich wie hierzulande mit dem Wolf, sind in Teilen Afrikas gerissene Haustiere durch Wildtiere ein Teil potenzieller Mensch-Tier-Konflikte. Da die meisten Geparde außerhalb ausgewiesener Schutzgebiete leben, ist die Lösung solcher Konflikte essenziell für ihren optimalen Schutz. Dafür ist es wichtig, herausfinden zu können, ob ein Tier wirklich von einem Geparden gerissen wurde.
Um die nötigen genetischen Methoden vor der Anwendung im Feld testen zu können, stellte unser Zoo Proben bereit, die sonst der Forschung nicht zur Verfügung stünden. Unter den kontrollierten Bedingungen im Zoo können für die Forschung nötige genetische (Vergleichs-)Proben genommen werden. Dies ist ein weiterer Weg, auf dem der Zoo einen direkten Beitrag zum Schutz der Wildbestände leistet. Ohne es zu wissen, half „Ayo“ von Wuppertal aus so ihren gefährdeten Verwandten, die hoffentlich auch in Zukunft die weiten Grasländer ihrer Heimat durchstreifen können.
Geparden sind weitläufig bekannt als eine der schnellsten Landtiere unserer Welt. Einst durchstreif(t)en sie die offenen Landschaften Afrikas, Vorder- und Südasiens. Doch sie sind durch menschengemachte Einflüsse in Gefahr: Die Weltnaturschutzorganisatin (IUCN) nennt menschlichen Platzbedarf, Landwirtschaft, Klimawandel, Störungen durch Menschen sowie Krankheiten als Gefahren für diese Tierart. In den letzten Dekaden verschwand sie bereits in weiten Teilen Asiens und schon in den 1950ern in Indien. Die letzten Asiatischen Geparde im Iran sehen aufgrund weltpolitischer Realitäten keiner guten Zukunft entgegen. In Afrika nahmen die Bestände ebenfalls dramatisch ab und führten zum lokalen Aussterben und zu traurigen Bestandschätzungen von weniger als einem Dutzend Tieren für ganze Landschaften.