Planungsanlass und übergeordnete Planungsziele
Die Stadt Wuppertal betreibt seit einigen Jahren kontinuierlich den Prozess der Innenstadtentwicklung.
Ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklungsstrategie ist die Schaffung einer modernen, attraktiven, gestalterisch einheitlichen, barrierefreien und langlebigen Gestaltung der Innenstadtteile.
Im Stadtteil Elberfeld wurden in den letzten Jahren Straßen und Plätze bereits neu hergestellt. Die Neugestaltung der Alten Freiheit, der Poststraße und des Kerstenplatz knüpft räumlich und gestalterisch unmittelbar an diese Flächen an.
Die Gestaltsprache hinsichtlich der Belagswahl und der Beleuchtungselemente ist aus der Umsetzung am Döppersberg in die vorliegende Planung aufgenommen worden.
Projektstruktur
Federführend wird das Projekt durch den Geschäftsbereich Wirtschaft, Stadtentwicklung, Klimaschutz, Bauen und Recht, Ressort Stadtentwicklung und Städtebau und den Geschäftsbereich Stadtgrün, Mobilität, Umwelt und Geodaten, Ressort Straßen und Verkehr betreut.
Weitere Ressorts der Stadt, wie das Ressort Grünflächen und Forsten, sowie auch die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) und die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Poststraße/Alte Freiheit e.V. sind in die Planung eingebunden.
Planungsgebiet
Das Planungsgebiet liegt zentral in der Elberfelder Innenstadt der Stadt Wuppertal und erstreckt sich in Verlängerung des Vorplatzes des Wuppertaler Hauptbahnhofs am Döppersberg zwischen der Döppersberger Brücke über die Wupper und dem Neumarkt.
Das Gebiet umfasst die Straßenzüge der Fußgängerzone Alte Freiheit, Poststraße und den Kerstenplatz mit Grabenstraße und dem Anschluss bis zum Neumarkt.
Das Gebiet hat eine Gesamtlänge von etwa 300 m. Die Gesamtfläche beträgt 5.618 m², mit den Bauabschnitten Poststraße mit 1.038 m², der Alten Freiheit mit 2.749 m² und dem Kerstenplatz mit einer Fläche von 1.831 m².
Geschichte, bestehende Nutzung
Der Plangebiet liegt im Bereich der frühesten Ansiedlung an der Burg Elberfeld im 14. Jahrhundert.
Ab Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich Elberfeld mit der einsetzenden Industrialisierung zu einem umschlagsstarken Handelszentrum, die Straßenzüge waren von bürgerlichen Wohn- und Geschäftshäusern geprägt.
Nach dem Bombenangriff 1943 wurde die bergisch-klassizistische Bebauung stark zerstört und es entstand nach dem Krieg eine moderne Geschäftsarchitektur für die Haupteinkaufsmeile der Stadt.
Seit 1967 wurden erste Abschnitte der Poststraße als Fußgängerzone ausgewiesen. Die derzeitige Gestaltung stammt aus den späten 80er Jahren und ist mittlerweile veraltet und nicht mehr zeitgemäß.
Heutzutage gilt die Alte Freiheit gemeinsam mit Poststraße und Kerstenplatz als 1A-Handelslagein Wuppertal.
Städtebauliche Ziele, Entwurfskonzept
Die Qualität des Straßenzugs zwischen dem Hauptbahnhof Wuppertal und dem Neumarkt soll als attraktiver innerstädtischer Einkaufs- und Flanierraum erhalten und mit einer zeitgemäßen Neugestaltung gestärkt und verbessert werden. Gleichzeitig soll mit der Umgestaltung ein innerstädtischer Freiraum entstehen, der eine klare Orientierung bietet, räumliche Qualität zeigt und Atmosphäre erzeugt.
Die Gestaltsprache hinsichtlich der Belagswahl, der Ausbildung zur Barrierefreiheit und der Beleuchtung orientiert sich an bereits neu hergestellten Straßenzügen und Plätzen der Wuppertaler Innenstadt. Die klare Formensprache lehnt sich unmittelbar an die des Bahnhofsvorplatzes Döppersberg an und stärkt somit gleichzeitig die visuelle Verbindung vom Bahnhof in die Wuppertaler Innenstadt.
Neue Baumstandorte in erhöhten Pflanzinseln schaffen in der Alten Freiheit punktuelle Orte zum Aufenthalt. Die runden Pflanzinseln erhalten eine umlaufende Sitzrandeinfassung.
Eine lebendige Pflanzung begleitet im Jahresverlauf und stärkt die räumliche Qualität der Alten Freiheit. Eine große Pflanzinsel vermittelt dabei zwischen dem Höhenunterschied in der Hofaue und schließt an eine Treppe an der Gebäudeecke zur Hofaue an.
Zentral in der Sichtachse auf der Kreuzung Alte Freiheit / Kipdorf wird ein großer runder Brunnen mit einer hohen Fontaine platziert. Er erhält einen umlaufenden breiten Sitzrand zum Aufenthalt. Zwei Trinkbrunnen werden auf dem Kerstenplatz und in der Alten Freiheit aufgestellt. Die Poststraße wir aufgrund der räumlichen Enge von Einbauten freigehalten.
Bestehende Baumstandorte auf dem Kerstenplatz werden erhalten und gestärkt: Die zwei Platanen erhalten jeweils eine erhöhte runde Einfassung mit breitem Sitzrand und eine Unterpflanzung mit Schattenstauden. Die jungen Amberbäume auf dem Platz werden durch eine weitere Neupflanzung in Reihe ergänzt; sie erhalten offene belagsbündige Baumscheiben.
Alle Straßenräume erhalten einen Belag aus Betonpflaster in einem Muster aus nuancierenden sandfarbenen Tönen mit Natursteinvorsatz, der bereits auf dem Döppersberg eingesetzt wurde. Der Kerstenplatz erhält einen Plattenbelag mit größeren Formaten in dem gleichen Material. Dunkle Leitstreifen setzen sich visuell und taktil von dem hellen Belag ab, die mit den Blindenleitabdeckungen der Entwässerungsrinnen abwechseln.
Die Straßenzüge Alte Freiheit, Poststraße und Grabenstraße erhalten eine schlichte Seil-Hängebeleuchtung mit LED-Ausstattung, die einen besonderen Platzvorteil für alle Nutzungen in den engen Straßenzügen bietet. Der Kerstenplatz erhält eine Beleuchtung über vier Stelen, drei davon ausgestattet mit zusätzlichen Spots zur Effektbeleuchtung der Platanen und Pflanzungen. Die vorhandene Dinnebier-Lichtstele wird als Licht-Kunstobjekt aufgearbeitet, räumlich wieder in den Fokus gerückt und lichttechnisch modern für die Platzbeleuchtung bestückt.
Die Denkmäler Mina Knallenfalls und der Zuckerfritz sowie die Bronzeplatten werden erhalten und in die neue Gestaltung integriert.
Vorhandene Flächen für Sondernutzungen werden soweit möglich berücksichtigt und an die Neugestaltung angepasst.
Klimaschutz, Luftreinhaltung
Durch den Leitungsneubau der Wuppertaler Stadtwerke müssen die Bestandsbäume in der Alten Freiheit gefällt werden. Hierfür werden im Plangebiet Ersatzpflanzungen geschaffen.
Die Baumneupflanzungen als Schattenspender und Luftreiniger, die Unterpflanzung mit Gräsern und Stauden sowie ein großer Brunnen und zwei Trinkbrunnen als auch der durchgängig helle Belag tragen zur lokalen Kühlung in Hitzeperioden bei.
Hochwasserschutz
Durch ein umgekehrtes Dachgefälle in den Straßen und eine i.d.R. mittig verlaufende Rinnenentwässerung in den Straßenzügen wird ein unter der Berücksichtigung der Barrierefreiheit und Sondernutzungsflächen maximal möglicher Objektschutz gewährleistet. Es sind maximal konstruktive Rinnenkörper sowie Baumrigolen als Zwischenspeicher für Regenwasser berücksichtigt.
Eine Ansammlung des Regenwassers in der Senke (Alte Freiheit, Kerstenplatz etc.) ist bei Starkregen aus den topographischen Bedingungen Wuppertals heraus jedoch aus Sicht der WSW und der Dr. Pecher AG nicht zu verhindern.