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Wuppertal Insektenschutz

Wissenschaft und Forschung

Grundlagenforschung und Monitoring

Forschung vertiefen,
Wissen vermehren,
Lücken schließen.

Im „Aktionsprogramm Insektenschutz“
des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und nukleare Sicherheit
wurde 2019 als eins der 9 Handlungs-
felder, auf denen gezielt dem
Insektensterben entgegengewirkt
werden soll, Wissenschaft und
Forschung identifiziert.

Unter dem Motto Forschung vertiefen, Wissen vermehren, Lücken schließen wird angeregt, wissenschaftliche Grundlagenforschung und Monitoring von Insektenpopulationen anzustoßen und zu vertiefen, aber auch die Vermittlung von Artenkenntnissen zu fördern.


„Das Aktionsprogramm Insektenschutz soll zur Entwicklung, Verbreitung
und Vertiefung der gezielten Forschung über Insekten, ihre Verbreitung, Bestände, die Qualität und Quantität der erbrachten Ökosystemleistungen sowie Ausmaß und Ursachen von Bestandsveränderungen beitragen.“

Wissenschaft und Forschung - lokale Beiträge

Auf kommunaler Ebene können Universitäten, Biologische Stationen und Vereine, die sich mit der Erfassung von Grundlagendaten und der Vermittlung von Artenkenntnissen beschäftigen, wertvolle Beiträge zum  Insektenschutz leisten.

Bergischen Universität Wuppertal


Im Rahmen des Insektenschutzprogramms der Stadt Wuppertal wurde deshalb von der Unteren Naturschutzbehörde der wissenschaftlichere Austausch und die Kooperation insbesondere mit dem Fachbereich Biologie und Biologiedidaktik der Bergischen Universität Wuppertal gesucht und ausgebaut. Im Rahmen von Studienarbeiten wurden u. a. einige Video  Beiträge zum Insektenschutz erarbeitet, die unterrichtsbegleitend in  Schulen eingesetzt werden können.

Biologische Station Mittlere Wupper


Als weitere wesentliche Einrichtung, mit der die Untere Naturschutzbehörde seit ihrer Gründung eng zusammenarbeitet, ist die Biologische Station Mittlere Wupper (Öffnet in einem neuen Tab) zu nennen. Auch sie leistet im Bergischen Städtedreieck Beiträge zur Erfassung von Grundlagendaten als auch zu deren Umsetzung in praktischer Naturschutzarbeit und Durchführung von Bildungsangeboten.

Naturwissenschaftlicher Verein Wuppertal


Darüber hinaus ist traditionell mit dem Naturwissenschaftlichen Verein (Öffnet in einem neuen Tab)eine ehrenamtliche Institution vorhanden, die sich der  naturwissenschaftlichen Erforschung der bergischen Landschaft, ihrer Geologie und Kulturgeschichte sowie ihrer Fauna und Flora verschrieben hat. Besonders wertvoll sind in dem Zusammenhang auch die  Veröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu würdigen, in denen sich umfangreiches Datenmaterial finden lässt. Ganz herausragend ist im Zusammenhang mit dem Insektenschutzprogramm die kontinuierliche Datenerfassung der Schmetterlingsfauna des Bergischen Landes und die begleitende Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit hervorzuheben.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Schmetterlingskundler finden Sie unter auf Research Gate (Öffnet in einem neuen Tab).  

Open science und Citizen Science dank digitaler Möglichkeiten


Auch in der Zivilgesellschaft ist das Interesse an der Beobachtung der Natur und an der Bestimmung von Tieren und Pflanzen vorhanden. Mit der Zunahme der digitalen Möglichkeiten wie immer besser werdenden Bestimmungsapps und dem Vorhandensein von offenen Datenportalen, auf denen Menschen ihre Beobachtungen veröffentlichen, sich austauschen und vernetzen können, hat sich in den letzten Jahren ein neues Format, der Open science oder Citizen science etabliert, über das Laien und Profis in Kontakt treten, Daten sammeln und veröffentlichen können.
Damit bieten sich auch für Naturschutzbehörden auf lokaler Ebenen neue Möglichkeiten für den Insektenschutz Monitoring und Forschungsprojekte anzustoßen, zu unterstützen und zu koordinieren.

Beispielhafte entomologische Beiträge zu Naturbeobachtungen und Monitoringprojekten aus Wuppertal


Ein spannendes und eindrucksvolles Beispiel, wie eine Zufallsbeobachtung zu einer kleinen naturkundlichen Sensation führte, ist die Entdeckung des Bienenwolfs an der Hauptverkehrsader B7 mitten in der hoch versiegelten Elberfelder Innenstadt.

Im Sommer 2020 fielen einem Passanten zahlreiche Löcher auf einem kärglich bewachsenen, schmalen Randstreifen im Bereich Aue/Bundesallee auf. Nach kurzer Begutachtung konnte man sehen, dass die Löcher Eingänge zu Erdnestern und bewohnt sind. Welche Art von Insekt sich hier angesiedelt hatte, konnte im Verlauf der nächsten Tage erkundet werden...
Aus dieser Begegnung entstand ein bebilderter Bericht der Wuppertaler Fotografin und Autorin Anja Eder. In Kooperation mit den Entomologen Andrea Jakubzik und Klaus Cölln wurden die fachlichen Grundlagen abgesichert.

Hier ein Auszug:
„Wuppertal Mitte Juli 2020. Es ist heiß und trocken, der Verkehr rauscht über die Elberfelder Bundesallee.
Die vorbeifahrenden Fahrzeuge bringen unentwegt Bewegung in die Gräser und Büsche der direkt angrenzenden Randstreifen. Den Bienenwolf scheint das nicht zu stören. Genau hier, wo beständig Unruhe durch Fahrzeuge und Fußgänger entsteht, nistet eine große Anzahl von Individuen des Bienenwolfes. Die leicht geneigten Straßenrandstreifen sind durch Begehen vegetationslos geworden, ursprünglich gab es eine geschlossene Strauchbepflanzung. Stattdessen sind jetzt stellenweise größere Areale mit Rohboden entstanden. Unzählige Löcher, die sich über eine Strecke von etwa 200 bis 220 Metern im Randstreifen entlang der B7 Wuppertals verteilten, zeugen von einer großen kolonieartigen Ansammlung dieser solitär lebenden Grabwespenart. Die wärmeliebende Wespe bevorzugt trockenwarme, offene Sandflächen sowie trockene Heiden und Rasenflächen als Standort für ihre Nester, die bis zu einem Meter tief in die Erde ragen können. Zwischen Ende Mai und September ist die Art zu  beobachten. Auch vereinzelt im innerstädtischen Bereich...“

Ansichten Bienenwolfbesiedelung Randstreifen Aue/Bundesallee

Nisthilfen für Insekten - so geht‘s auch

Die Lebensbedingungen für Wildbienen und solitär lebende Wespen (das sind Arten, die keine Staaten bilden wie z.B. Grabwespen), kann man auch im städtischen Bereich mit wenig Aufwand verbessern, indem man Nistmöglichkeiten für sie bereitstellt. Stängelbewohner kann man fördern, indem man z.B. Brombeerstängel zurückschneidet und somit deren Mark für die Insekten zugänglich macht. Es gibt Arten, die selber einen Nistgang in das Mark graben, andere nutzen die ausgehöhlten Stängel als Sekundärbewohner. Für Wildbienen und Wespen, die im Erdboden nisten, haben sich künstlich angelegte Nisthügel aus Lehm bewährt. Sowohl in Brombeerstängeln als auch auf Lehmhügeln können sich komplexe  Lebensgemeinschaften ansiedeln, wie wir am Eskesberg in Wuppertal-Elberfeld im Rahmen eines Monitorings eindrucksvoll dokumentieren
konnten. Ein Beitrag befaßt sich mit den Lehmhügeln, im zweiten Beitrag wird die Lebensgemeinschaft der Brombeerstängelbewohner vorgestellt.


Ergebnisse eines Langzeitmonitorings der Schmetterlingsfauna von Wuppertal

In der renommierten Fachzeitschrift Journal of Insect Conservation veröffentlichte 2021 das ehrenamtlich tätige Forscherteam die Ergebnisse einer Langzeituntersuchung der Wuppertaler  Schmetterlingsfauna.  

Ihr Fazit: Um die Biodiversität der Schmetterlingsfauna (Tag- und Nachtfalter) zu erhalten und zu fördern, muss das Lebensraumangebot an nährstoffarmen Flächen vergrößert werden!

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Wuppertal
  • Stadt Wuppertal

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