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Geboren in Wuppertal

Trotz - und alledem

Warum unsere Kinder bockig sind.

Peinlich?

Kennen Sie das? Im Supermarkt vor der Kasse sehen Sie ein Kind, das sich schreiend auf den Boden wirft, die Eltern stehen mit hochrotem Kopf daneben und alle gucken.

Wutanfälle?

Dass Trotz eine alterstypische Entwicklungsphase ist, wissen viele.

Doch was haben die Wutanfälle genau zu bedeuten, wie sind sie zu verstehen?

Das Trotzen gehört in das zweite Lebensjahr und signalisiert, dass das Kind zunehmend einen eigenen Willen entwickelt. Eine wichtige Phase, weil man erkennt, dass das Kind sich selbst als eigenständige Person sieht und zunehmend die eigenen Bedürfnisse wahrnimmt und diese natürlich auch durchzusetzen versucht.

Häufig ist das eine anstrengende Zeit für die Familie, da oftmals die kindlichen Interessen und die der Eltern sehr unterschiedlich sind. Es geht darum einen offen Umgang mit den Gefühlen von Ärger, Wut und Aggression zu finden. Häufig sind die Kleinen mit diesen Gefühlswahrnehmungen überfordert. Daraus ergibt sich, dass es einerseits eine kleine Revolution mit geringer Frustrationstoleranz und einem unnachgiebigen Willen gibt, auf der anderen Seite aber auch ein hohes Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung. Die Massivität der Gefühlsausbrüche und die eigene Möglichkeit der Gefühlsregulation der Kinder sind sehr unterschiedlich, das Temperament des Kindes wird oftmals hier sichtbar. Hiernach entscheidet sich auch, wie massiv die Trotzreaktionen sind und wie lange sie andauern. Generell beginnen sie meist mit Beginn des zweiten Lebensjahres und können bis zum 5. Lebensjahr anhalten, manchmal auch wiederkehren. Meist nehmen die Wutausbrüche ab, wenn im Laufe der Entwicklung die Möglichkeiten zu handeln und die Fähigkeiten, sich sprachlich mitzuteilen, größer werden.

Für die Kinder ist es wichtig zu spüren, dass die Bezugspersonen wahrnehmen, was ihr Kind will und welche Bedürfnisse es hat, auch wenn diese nicht immer erfüllt und befriedigt werden können.

Was kann ich tun?

Als hilfreich hat sich ein sogenannter Autonom-autoritativer Erziehungsstil gezeigt. Der beinhaltet, dass die Eltern in ihrer Erziehung sehr klar, strukturierend und akzeptierend sind. Gefühle und Wünsche des Kindes werden bemerkt und auch in Worte gefasst, wobei Grenzen und Einschränkungen, sofern sie sinnvoll und nötig sind, erklärt und konsequent eingehalten werden. Wie so oft, geht es um eine gute Balance zwischen Verständnis und Begrenzung. Das gibt den Kindern Struktur und Orientierung. Für die Eltern ist es ratsam schon im Vorfeld zu überlegen, was erlaubt und was verboten ist, um in einer Situation klar und überzeugend reagieren zu können. Unsicherheiten spüren Kinder nämlich sofort. Daher sollten Eltern im Vorhinein überlegen, welche Grenzen sie setzen möchten, um nicht in ein ständiges Verbieten und in ein „nein, nein, nein- Sagen“ zu geraten, das eher die Frustration und Hilflosigkeit des Kindes verstärkt und auch für die Eltern sehr anstrengend ist. Hilfreich ist es, als Elternteil Ruhe zu bewahren und sich nicht zu sehr von den überkommenden Gefühlen des Kindes überrollen zu lassen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Für die Kinder ist es hilfreich zu spüren, dass die Erwachsenen mit den Gefühlen des Kindes umgehen können und wissen, “was zu tun ist“. Auch sollte während der Trotzanfälle nicht zu stark auf die Kinder eingegangen und eingeredet werden. Das Ziel, dass die Kinder verstehen und einsehen sollen, warum Grenzen gesetzt werden, ist zu hoch gelegt. Hilfreich ist es, bei den Kindern zu bleiben und die Trotzreaktion abzuwarten, d.h. das Kind nicht zu verlassen, seinem Willen aber auch nicht nachzugeben.

Warum ist es wichtig?

Trotz und alledem ist diese Entwicklungsphase eine wichtige Etappe im Bewusstwerden des Kindes und eine wichtige Zeit, um das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken. Selbstbewusstsein bedeutet nämlich: „ich weiß was ich will“, „ich spüre, wie ich mich dabei fühle“ und „ich darf zeigen, wie es mir geht“. Aber auch „ich spüre meine Grenzen und die Grenzen im Alltag werden mir von den Erwachsenen gezeigt und mir damit bewusst“.

Hilflos?

Manche Kinder trotzen sehr massiv und die Eltern fühlen sich zunehmend hilflos und stellen ihre eigene Erziehungskompetenz in Frage. Dadurch kann es zu ungünstigen Verläufen kommen, in denen sich das Trotzen des Kindes und die Hilflosigkeit der Eltern gegenseitig negativ bedingen können. Man kann in einen Teufelskreis geraten, den es dann zu unterbrechen gilt. Hierzu kann eine Unterstützung von Außen hilfreich sein, um einen neuen Blick auf das Kind und sein Verhalten zu bekommen, als auch um wieder die Erfahrung zu machen, dass man mit seinem Verhalten als Elternteil Einfluss nehmen kann.

Sollten Sie an einem Punkt sein, an dem sie stark verunsichert sind, nicht mehr wissen, ob das Trotzverhalten ihres Kindes noch normal ist, sich hilflos und verzweifelt fühlen, macht es Sinn, dass sie sich an eine (Erziehungs-) Beratungsstelle wenden, um sich fachlichen Rat, Unterstützung und Entlastung zu suchen. Ab wann dieses nötig und sinnvoll ist, können nur Sie entscheiden. Generell macht es Sinn, sich ruhig frühzeitig Hilfe zu holen, um die eigene Verunsicherung ernst zu nehmen und rechtzeitig nach Handlungsalternativen zu suchen, um sich im Umgang mit seinem Kind wieder sicherer zu fühlen.

Erziehungsberatungsstellen und Ansprechpartner mit einem kostenfreien Beratungsangebot finden Sie bei den Links.

Dieser Beitrag wurde von der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche – Erziehungsberatung 

Caritasverband Wuppertal/Solingen e.V. geschrieben.

Hünefeldstr. 57

42285 Wuppertal

Tel.: 0202-389036010

Mail: erziehungsberatungcaritas-wsgde

                      

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Bildnachweise

  • Stadt Wuppertal

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