Eifersucht auf das Geschwisterchen
Es kann schnell passieren, dass Geschwisterkinder eifersüchtig auf das Baby werden. Bis zur Geburt des Babys galt ihnen die ganze Aufmerksamkeit in der Familie. Sie konnten sich der ganzen Liebe und ungeteilten Aufmerksamkeit ihrer Eltern sicher sein. Jetzt wo das Baby da ist, müssen sie die Zuwendung der Eltern mit dem Baby teilen. Da können sich Geschwister schnell übersehen und zurückgesetzt fühlen, wenn das Baby von der Mama gestillt, gewickelt und getröstet wird und bei aller Fürsorge für das Baby nun Mama und Papa sehr gefordert sind.
Geschwister haben dann vielleicht Angst die Liebe ihrer Eltern zu verlieren. Deshalb sollten sie nun umso stärker spüren, das Mama und Papa sie noch genauso lieb haben wie vorher.
Wie sagen Sie es ihrem Kind
das es bald ein Geschwisterchen bekommen wird?
• Wenn Sie Ihr Baby mit den Worten ankündigen „Wir bekommen bald ein Baby“, so stärkt es das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie.
• Erwarten Sie keine zu große Freude bei ihrem Kind, wenn es von Ihnen erfährt, dass es bald ein Baby in Ihrer Familie geben wird. Ihr Kind wird sich zu diesem Zeitpunkt noch keine Vorstellungen darüber machen können, wie das Leben mit einer Schwester oder einem Bruder zukünftig in seiner Familie sein wird.
• Sprechen Sie mit ihm darüber, wie es in Ihrer Familie sein wird, wenn das Baby da ist.
• Es wird nicht weiterhelfen, wenn Sie Ihrem Kind sagen, dass es dann später immer ein Kind zum Spielen haben wird. Ihr Kind wird dann vielleicht enttäuscht sein, dass das gemeinsame Spielen zu Anfang gar nicht möglich ist, so wie es sich das vorgestellt hat.
Schon in der Schwangerschaft
können Sie Ihr Kind mit einbeziehen
• Das gemeinsame Anschauen von Fotos veranschaulicht Ihrem Kind seine eigene Lebensgeschichte und sein eigenes Heranwachsen.
• Für Ihr Kind wird es interessant sein, wenn Sie erzählen, wie sich das ungeborene Baby in Ihrem Bauch entwickelt. Ihr Kind kann Bewegungen des Ungeborenen mit seinen Händen auf ihrem Bauch erspüren.
• Zeigen Sie ihrem Kind Fotos aus seiner eigenen Baby Zeit. Es versteht dann wie hilflos ein Baby noch ist.
• Auch Bilderbücher und der Besuch bei Nachbarn oder Freunden mit einem Baby veranschaulichen Ihrem Kind, wie es sein wird, wenn Ihr Baby nach Hause in Ihre Familie kommt.
• Vielleicht können Sie Ihr Kind bei der Suche des Namens für das Baby mit einbeziehen.
• Wenn Sie Ihr Kind an den Vorbereitungen vor der Geburt teilhaben lassen, fühlt es sich mit einbezogen und es kann sich mit Ihnen zusammen auf das Baby freuen.
• Vielleicht ist es auch dazu bereit, etwas von seinen Sachen zur Verfügung zu stellen.
Absehbare Veränderungen
sollten Sie schon vor der Geburt mit Ihrem Kind angehen, wie zum Beispiel:
• den Abschied vom Schnuller,
• den Abschied vom Gitterbett und die Anschaffung eines größeren Kinderbettes,
• den Einzug in ein eigenes Zimmer,
• die Eingewöhnung in eine Spiel-oder Kindergartengruppe,
• ein geregelter Tagesablauf gibt allen Familienmitgliedern Orientierung. Wiederkehrende Rituale unterstützen das, wie z. B. gemeinsame Mahlzeiten, in der Mittagszeit etwas Zeit für ein gemeinsames Spiel, am Abend eine Gutenachtgeschichte mit Ihnen oder dem Papa.
Ist das Baby in ihrer Familie angekommen, geben die gewohnten Rituale ihrem älteren Kind Orientierung und Sicherheit sowie Zeiten einer ungestörten Zuwendung.
Wenn Ihr Baby geboren ist
• Planen Sie mit Ihrem älteren Kind ein kleines „Willkommensfest“ und laden sie mit ihm dazu Gäste ein.
• Ihr älteres Kind wird sich darüber freuen, wenn es von den Besuchern zur Geburt des Babys auch ein kleines Begrüßungsgeschenk erhält.
• Babys halten eine Menge aus, auch ein etwas ungestümes Umarmen oder ein herzhaftes Küsschen von Bruder oder Schwester.
• Sie sollten aber Ihr älteres Kind dazu anleiten, wie es mit seinem noch sehr kleinen Geschwisterchen behutsam umgehen kann und was es dabei zu beachten hat.
• Auch sollten Sie immer im Raum sein und einen Blick darauf haben, wenn Ihr älteres Kind mit seinem Geschwisterchen zusammen ist. Kleinkinder sind noch etwas ungeschickt und können dem Baby unabsichtlich wehtun und es verletzen.
• Ganz leise muss es bei Ihnen zu Hause nicht sein. Babys nehmen sehr gern die Stimmen und Geräusche ihrer Familie wahr. Sie fühlen sich dann nicht allein gelassen und lernen dabei ihre Familie kennen.
Wir sind eine Familie
• Je mehr Sie Ihr älteres Kind mit in die Babypflege einbeziehen, um so eher entsteht bei ihm ein Verantwortungsgefühl für sein Geschwisterchen. Kleine Kinder können beim Wickeln eine Windel oder das Handtuch reichen oder auch die Cremedose.
• Weint ihr Baby, dann können Sie erklären, dass es nur auf diese Weise ausdrücken kann, wenn es ihm nicht gut geht und wenn es etwas braucht.
• Wird Ihr Baby gestillt oder mit der Flasche gefüttert, dann sollte Ihr älteres Kind mit einbezogen werden und sich dabei nicht ausgeschlossen fühlen. Es kann leise dazu kommen und zuschauen oder dabei ruhig spielen.
Mal selbst wieder im Mittelpunkt stehen
• Wenn Ihr Baby schläft, ist es wichtig, dass auch ihr älteres Kind einmal wieder etwas mehr im Mittelpunkt stehen steht darf. Das sind dann Zeiten in denen Sie mit ihm alleine kuscheln, ein Bilderbuch betrachten oder zusammen spielen können.
• Vielleicht lassen sich auch Zeiten einrichten, dass Papa oder Oma und Opa mit ihrem älteren Kind einmal etwas allein unternehmen können oder für Sie das Baby übernehmen, so dass Sie wieder etwas mehr Zeit für Ihr älteres Kind haben.
• Lässt sich das nicht einrichten, so gibt es das Ehrenamt der Babypaten, die ein bis zweimal in der Woche, zwei bis drei Stunden Familien Zeit schenken und Familien entlasten, so das auch wieder mehr Zeit für ältere Geschwister vorhanden ist. Wenn Sie daran interessiert sind, fragen Sie doch einmal im Familienbüro danach.
Gespräche unter „Großen“
Suchen Sie mit ihrem älteren Kind das Gespräch und fragen Sie danach, wie es ihm mit seinem Geschwisterchen geht. „Du bist sicher manchmal traurig, wenn wir nicht immer Zeit für dich haben?“. Zeigen Sie Verständnis für seine Äußerungen. Es hat ein Recht dazu seine Traurigkeit, Enttäuschung oder auch seine Wut auszudrücken. Alle Familienmitglieder müssen sich am Anfang auf ein Baby in der Familie neu einstellen. Das dauert etwas Zeit bis alle mit der neuen Situation zurecht kommen. Das gelingt aber nur, wenn alle darüber miteinander sprechen.
Noch einmal ein Baby sein
In der Regel wollen Kinder immer groß sein. Babys und Kleinstkinder erhalten von ihren Eltern mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge. Daraus ergibt sich für ältere Kinder, wenn ich mich wieder wie ein Baby oder Kleinstkind verhalte, bekomme ich auch wieder mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung. Das kann gelegentlich dazu führen, dass ältere Kinder sich wieder anziehen lassen - nicht selbst essen wollen, ein Fläschchen oder eine Windel haben möchten, anfangen zu krabbeln oder in die Babysprache verfallen.
In einem Spiel
kann das eine Weile von Ihnen zugelassen werden. Ihr Kind sollte aber dann mit Ihrer Unterstützung wieder aus dem Spiel herausfinden. Sollte das nach einer längeren Zeit nicht gelingen, dann können Sie sich bei einer Familienberatung Hilfe suchen.
Eine Schule für Geschwister
Große Schwestern und Brüder lernen ab dem 4. bis 10. Lebensjahr in einem Kurs spielerisch wie viel Zuwendung und Pflege ein Baby braucht. Das soll ihr Verständnis wecken und der Eifersucht vorbeugen. In Wuppertal bietet die Elternschule der HELIOS Klinik hierzu Kurse an. Wenn Sie darüber mehr erfahren möchten, fragen Sie in der Elternschule der HELIOS Klinik oder im Familienbüro nach.