Der Info-Abend zum Förderwettbewerb „stadtwärts.sichtbar.gründen.“ startete mit einer guten Nachricht. An diesem Tag (19.09.) unterschrieb Jennifer Schlieper von Herzwerke den Mietvertrag für ihren neuen Laden in der Elberfelder Innenstadt. So aktualisierte sich die Zahl der geförderten Läden auf sechs.
Als Teilprojekt des Wuppertaler Stadtentwicklungsprojekts InnenBandStadt zielt der Förderwettbewerb darauf ab, kreative Geschäftsideen in leerstehenden Ladenlokalen in den City-Bereichen Barmen und Elberfeld anzusiedeln. Projektleiter Dominic Becker von der Wirtschaftsförderung hatte zur Halbzeit der Förderperiode nochmal potentielle Antragsteller*innen und Immobilienbesitzer*innen eingeladen, um über die Rahmenbedingungen zu informieren. Und um die ein oder andere Gründungsidee auf fruchtbaren Boden fallen zu lassen.
So wie die von Maik Ollhoff, dem Geschäftsführer des Kunst- und Kulturzentrums LOCH. Auch er hat einen Antrag für das geförderte Mietmodell gestellt. „Unsere 500 Quadratmeter sind viel zu wenig, um all unsere sprudelnden Ideen umsetzen zu können“, so Ollhoff, der sich einen Ableger des LOCHS in sichtbarer Lage zur frequentierten Innenstadt wünscht. „Wir wünschen uns einen Standort, wo Menschen einfach mal über uns drüber stolpern und spontan hineinkommen“. Auf die Frage, ob dieser in Elberfeld oder Barmen liegen solle, zeigte Ollhoff sich offen.
Förderperiode läuft noch ein Jahr
Insgesamt 17 eingereichte Konzepte wurden von einer Fachjury bislang als förderfähig eingestuft. Mit ihnen macht Dominic Becker sich auf die Suche nach einem passenden Ladenlokal. Das Besondere: Die Wirtschaftsförderung mietet diese Läden von den Eigentümern an und kann sie dank vorhandener Fördermittel für nur 20 Prozent der ursprünglichen Miete untervermieten. Der Betrag ist nochmals gedeckelt, sodass die neuen Ladenbesitzer*innen maximal fünf Euro pro Quadratmeter zahlen. Das vergünstigte Mietmodell gilt bis zum Ende der Förderperiode im August 2025. „Wir freuen uns über jede Bewerbung, die noch reinkommt, damit wir noch mehr kreative Konzepte in die Innenstadt bringen und das Angebot für die Stadtbesucher*innen aufwerten können“, so Becker.
Als eine der ersten konnte Jacqueline Lawin von der Förderung profitieren. Anfang des Jahres ist sie mit ihrem Laden „Brautpoesie“ von Velbert nach Barmen gezogen. An der Friedrich-Engels-Alle bietet Lawin Secondhand-Brautmode an. Die Altbauvilla bietet ihren Kund*innen nicht nur ein stilvolles Ambiente, sondern Lawin selbst auch mehr Möglichkeiten ihr Sortiment zu gestalten. „Dank des Förderwettbewerbs konnte ich meine Ladenfläche verdreifachen und habe bereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen können“.
Auch Petra Hamacher hat dieses Jahr in Barmen eröffnet. In der Schuchardstraße konnte sie sich einen lang gehegten Traum von einem eigenen Zentrum für Kinder-Yoga und Kunsttherapie erfüllen. „Ich kann allen, die einen Laden eröffnen möchten, nur empfehlen, einfach mal nachzufragen, welche Projekte und Fördermöglichkeiten es gibt“, so Hamacher. Sie selbst hat über Gründungsberaterin Antje Lieser von der Wirtschaftsförderung vom Wettbewerb erfahren. Inzwischen ist Hamacher richtig in ihrer neuen Nachbarschaft angekommen und engagiert sich tatkräftig für das geplante Straßenfest zum 50. Jubiläum der Schuchardstraße als Teil der Barmer Fußgängerzone.
Geduld zahlt sich aus
Auch ein Gastronomiebetrieb für French Tacos, eine Töpferstation und das nachhaltige Modelabel 4littlearts haben bereits neue Läden eröffnet. Mitte Oktober soll es dann auch für Jennifer Schlieper so weit sein. An der Klotzbahn möchte sie unter dem Namen „Herzwerke“ personalisierte Geschenkartikel und handgemachte Accessoires anbieten. „Wir sehen uns als Zugewinn für die Innenstadt, da es immer mehr Ketten und Gastronomie gibt, aber immer weniger inhabergeführten Einzelhandel“, so Schlieper, die bislang einen Standort in Sonnborn betreibt.
Nach den Erfahrungen der Gründer*innen braucht es Geduld und Hartnäckigkeit bei der Immobiliensuche. Es dauere einfach seine Zeit, um das passende „Match“ zwischen Eigentümer*innen und Ladenbesitzer*innen zu finden. Aber: „Die Chance des geförderten Mietkonzepts ist einfach Gold wert“, so Schlieper. „Wir wollen den Ladengründer*innen mit der finanziellen Entlastung in der Anfangsphase entgegenkommen, damit sie sich darauf konzentrieren können, ihr Konzept zu etablieren“, so Becker. Aber auch an die Zeit nach Ablauf des Förderzeitraums wird schon gedacht: „Wir möchten natürlich, dass die Ansiedlungen nachhaltig sind und die Läden sich nach August 2025 selbst tragen können. Deshalb starten wir bald ein Mentoring-Programm, das die Ladengründer*innen hinsichtlich Themen wie Finanzen und Marketing unterstützt.“