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Aktuelles | 07.06.2024

Die Strahlkraft von PV

Bei der vierten Veranstaltung "Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern" gaben Experten Tipps zur Errichtung von PV auf Bestandsbauten. Das GMW zeigte, dass Denkmalschutz kein Ausschlusskriterium ist.

Das Stadion am Zoo mit PV-Anlage.

Der Bedarf nach Informationen und Erfahrungsaustausch ist beim Thema Photovoltaik immer noch groß. Das zeigte sich bei der inzwischen vierten Veranstaltung „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern“, zu der NRW.Energy4Climate, die Bergische IHK, die Wirtschaftsförderung Wuppertal sowie die Stadt Wuppertal gemeinsam eingeladen hatten. Über 60 Vertreter*innen lokaler Unternehmen nahmen die Gelegenheit wahr, sich Tipps von Fachleuten zu holen. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind begrüßte die Teilnehmer. „Jeder von Ihnen, der eine PV-Anlage auf seinem Gewerbedach installiert, leistet einen Beitrag zur Energiewende in unserer Stadt“, so Schneidewind. Auch die Stadt selbst steigert ihre Aktivitäten, um PV auf kommunale Gebäude zu bringen.

Erst vor kurzem fertiggestellt, sind die Solar-Module auf dem Tribünendach des Stadions am Zoo schon jetzt Wuppertals bekannteste PV-Anlage. Schließlich stellt die Anordnung den Schriftzug des Stadtnamens dar. Beim Landeanflug auf den nahgelegenen Düsseldorfer Flughafen ist er gut zu erkennen. Eine PV-Anlage, die neben der klimafreundlichen Energieerzeugung auch noch einen Marketingzweck erfüllt. Oberbürgermeister Schneidewind schrieb dem Projekt auf dem Stadiondach „Symbolkraft“ zu.

Oberbügermeister Uwe Schneidewind begrüßte über 60 Unternehmensvertreter*innen.

PV im Bestand

Aber lohnt sich die Installation von PV aus wirtschaftlicher Sicht auch im gewerblichen Bereich? Nach Meinung von Carl-Georg Graf von Buquoy von der 4D-Solar GmbH ganz klar ja. Die Solarmodule werden perspektivisch immer leistungsstärker und langlebiger. Gleichzeitig sinken die Investitionskosten. „Die Hersteller geben in der Regel eine Leistungsgarantie von 20 bis 30 Jahren“, so von Buquoy. Dabei rentiert sich eine PV-Anlage bei KMU im Durchschnitt bereits nach zehn Jahren. Durch das erneuerte Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG), das seit Mai in Kraft ist, haben sich nochmal einige Änderungen ergeben. So wurde unter anderem die Vergütung für die Volleinspeisung ins Stromnetz erhöht. Welche Form der Einspeisungsvariante die richtige ist bzw. wieviel für den Eigenbedarf produziert wird, sollte bereits im Vorfeld individuell abgeklärt werden. Generell empfiehlt von Buquoy aber: „Lasten Sie Ihre Dächer soweit aus wie möglich.“

Darum bemüht sich auch die Firma Knipex (Öffnet in einem neuen Tab). Der weltbekannte Zangenhersteller aus Cronenberg hat bereits einige PV-Anlagen auf seinen Gebäuden installiert. Doch das knapp 60.000 Quadratmeter große Werksgelände ist seit der Gründung 1882 heterogen gewachsen. Die Unterschiedlichkeit der Gebäude und damit der Dachflächen, stellt die PV-Planung vor Herausforderungen. Flachdächer, Sheddächer, Satteldächer… für jede Dachform, Neigung und Wetterausrichtung muss individuell geplant werden, berichtet Hubertus Klemmer, Leiter für Werksplanung und -technik. Und nicht alle Dächer stellten sich als geeignet heraus. Trotzdem sind bereits sechs PV-Anlagen in Betrieb, acht weitere sind geplant. Auf einer neuen Halle wurde die PV-Anlage sogar mit Dachbegrünung kombiniert.

Die Referenten (v.li.): Christoph Winter/GMW, Rolf Kinder/bbeg, Hubertus Klemmer/Knipex, Carl-Georg Graf von Buquoy/4D-Solar

PV und Denkmalschutz

Auf älteren Bestandsgebäuden wie dem Knipex-Werk unterliegt die Installation der Solaranlage den vorhandenen Rahmenbedingungen. Noch schwieriger gestaltet sich die Planung, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz steht, berichtete Christoph Winter vom städtischen Gebäudemanagement. Dabei muss im Vorfeld genau klar sein, ob die PV-Anlage die Optik eines Bauwerkes beeinträchtigt. Aus dem öffentlichen Raum heraus dürfen die Module nicht sichtbar sein. Die PV-Anlage auf dem Stadiondach war für den Energiemanager daher eine besondere Herausforderung. Schließlich war hierbei die Generierung von Aufmerksamkeit das Ziel. Doch es konnte eine Einigung mit der Denkmalschutzbehörde erzielt werden. Auch, weil ausschließlich nicht-spiegelnde Full-Black-Module verwendet wurden. Die Anlage soll etwa 255.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern. Kompromisse dagegen muss auch das GMW eingehen, wenn das Dach samt Solaranlage aus vordefinierten Sichtachsen nachweislich sichtbar ist. „Das ist das entscheidende Kriterium, ob eine PV-Anlage auf denkmalgeschützten Gebäuden genehmigt werden kann“, so Winter. So fielen die Solaranlagen auf der GMW-Werkstatt in der Münzstraße oder auf dem Gymnasium an der Sedanstraße kleiner aus, da nur die nicht-einsehbaren Bereiche mit PV bebaut werden durften. Der Denkmalschutz spielt in Wuppertal eine große Rolle. Schließlich besitzt Wuppertal nach Köln die zweithöchste Denkmaldichte. Aber auch hier sieht der Experte zukünftig weiteren Spielraum, wie streng der Denkmalschutz ausgelegt wird. „Schließlich hat die Erzeugung von Solarstrom eine hohe Bedeutung, um eine nachhaltige Kommune zu sein“, so Winter. Insgesamt 36 Anlagen mit bis zu 1,73 Megawatt Gesamtleistung hat das GMW bereits auf städtischen Gebäuden errichtet. Die nächsten Projekte sollen die Bundesbahndirektion und das Berufskolleg Elberfeld sein.

Pacht als Alternative

Auch bei gutem Willen ist die Realisierung einer eigenen PV-Anlage nicht immer umsetzbar. Neben den finanziellen Voraussetzungen spielen besonders bei KMU auch Know-how, Zeit und Personaleinsatz eine Rolle. Gerade bei kleinen Unternehmen kann die Abstellung von Beschäftigten für solche Sonderprojekte schwierig sein. Rolf Kinder von der Bergischen Bürgerenergiegenossenschaft (bbeg) (Öffnet in einem neuen Tab) stellte daher die Pacht von PV-Anlagen als Alternative vor. 2012 wurde die bbeg gegründet. Mittlerweile hat sie 170 Mitglieder. „Wir haben das Geld und das Wissen, aber keine Dächer“, so Kinder. Deshalb arbeitet die bbeg sowohl mit städtischen Akteuren als auch Privaten zusammen. Die Projekte sollten aber eine gewisse Größe haben. Demnach sollte die verfügbare Dachfläche mindestens 200 Quadratmeter groß sein und die geplante Anlage ab 20 Kilowatt-Peak stark sein. Die bbeg plant, baut und finanziert die PV-Anlage auf dem fremden Dach und verpachtet diese dann an den Gebäudeeigentümer. Die Laufzeit beträgt 20 Jahre, in denen der Pächter einen festen monatlichen Betrag an die bbeg entrichtet. „Die Stromkostenersparnis für die Pächter ist in der Regel schon im ersten Jahr spürbar“, so Winter. Vorzeigeprojekte der bbeg befinden sich auf den Dächern des Technologiezentrums Wuppertal W-tec oder dem Gartenhallenbad Cronenberg.

Unabhängig von der Größe, dem Betreibermodell oder der Vermarktungsstrategie, unterstützt jede gewerbliche PV-Anlage Wuppertals Bestrebungen, ein Zeichen als umweltbewusste und zukunftsorientierte Kommune zu setzten. Und verstärkt damit noch die Strahlkraft der PV-Anlage auf dem Stadion am Zoo.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Fran Buetz/ Stadt Wuppertal
  • Wirtschaftsförderung Wuppertal
  • Wirtschaftsförderung Wuppertal

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