Ruth Kolb-Lünemann 7.6.1924 – 1.6.1999
Wer war Ruth Kolb-Lünemann?
Ihren Namen tragen in Wuppertal zwei Gebäude: eine Tageseinrichtung für Kinder in der Gutenbergstraße und in der Friedrichschulstraße das Haus der Arbeiterwohlfahrt.
Die 1924 in Elberfeld - heute Stadtteil von Wuppertal - geborene Politikerin, wuchs in einer sozialdemokratischen Familie mit langer Tradition auf. Bereits die beiden Großväter, der Vater und andere Familienangehörige waren in der SPD. Nach den Grundsätzen der Arbeiterpartei, verband sich solidarisches Handeln Gleichgesinnter, über Familiengrenzen hinweg mit der Zukunftserwartung einer besseren Gesellschaft.
Mit dem Sieg der NSDAP bei den Wahlen im Januar 1933, begann für die Familie des langjährigen Parteivorsitzenden des Elberfelder Ortsvereins Karl Lünemann eine Zeit verdeckten Widerstands und Entbehrungen: „Durch die Arbeitslosigkeit meines Vaters konnten mir meine Eltern den Besuch einer Realschule oder eines Gymnasiums nicht bezahlen, ein Freiplatz wurde mir wegen politischer Unzuverlässigkeit meiner Eltern nicht gewährt“. Zudem musste die Familie 1943 die Einberufung des bereits 52-jährigen Vaters zum Kriegsdienst hinnehmen.
Geprägt von dieser Vorgeschichte, trat Ruth Lünemann 1945, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, mit 21 Jahren der SPD bei. Damit setzte sie das politische Engagement ihrer Familie und ihres 1948 verstorbenen Vaters fort. Sie beteiligte sich entscheidend bei der Reorganisation parteinaher Jugendgruppen (Falken, Jungsozialisten u.a.).
1950 wurde sie Mitglied der Bezirksvertretung Elberfeld. Ihr Engagement in diesem Jahr galt auch der Vorbereitung der Städtepartnerschaft zwischen Wuppertal und South Tyneside. Diese wurde als eine der ersten in Deutschland 1951 realisiert. Im Jahr darauf wurde „Fräulein Lünemann“ in den Rat der Stadt gewählt, dem sie über 40 Jahre bis 1994 angehörte.
„Kontinuität im Amt“ und Vielfalt der Tätigkeiten charakterisierten das Leben der mittlerweile mit einem Transportunternehmer verheirateten Verwaltungsmitarbeiterin bei der Polizei. Seit der Eheschließung trug sie den Doppelnamen Kolb-Lünemann.
Sie übernahm die Büroarbeiten in der Firma ihres Mannes, arbeitete ehrenamtlich im Rahmen einer Nebentätigkeit als Fraktions-Geschäftsführerin (heute ein eigener Beruf), gelangte in fast alle Bereiche der Ratspolitik und gehörte vielen Ausschüssen an.
Insbesondere widmete sich die engagierte Kommunalpolitikerin der Jugendarbeit. Als langjährige Vorsitzende des Jugendwohlfahrtsausschusses (später Jugendhilfeausschuss), wirkte sie bei der Errichtung von Kinder- und Jugendeinrichtungen mit. Sie initiierte die beiden Häuser der Jugend in Barmen und Elberfeld.
Für ihre Verdienste erhielt sie 1972 den Ehrenring ihrer Heimatstadt, 1997 das Bundesverdienstkreuz. Als 74-Jährige wurde sie im Dezember 1998 zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt Wuppertal ernannt. Diese Auszeichnung überlebte die „Mutter Courage“ der Stadt nur um einige Monate. Noch heute heißt es über die engagierte Kommunalpolitikerin: „Das, was sie sagte, hatte Gewicht“.
Elke Brychta und Anna-Maria Reinhold
Literaturhinweise: 140 Jahre SPD in Wuppertal NRZ vom 14.4.1966, Wuppertaler Rundschau vom 18.6.1997, General-Anzeiger vom 17.12.1998 und 2.6.1999 Gespräche mit SPD-Mitgliedern.
Foto: Medienzentrum der Stadt Wuppertal
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