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Gleichstellung und AntidiskriminierungGleichstellung und Antidiskriminierung

Helene Stöcker

Helene Stöcker war eine bedeutende deutsche Sozialreformerin, Philosophin, Sexualreformerin und Pazifistin.

Helene Stöcker 13.11.1869 – 23.02.1943

Helene Stöcker-Ufer heißt seit 1970 der schmale Verbindungsweg vom Berufskolleg zum Uni-Gebäude an der Haspeler Brücke zwischen den Wuppertaler Stadtteilen Elberfeld und Barmen.

 

Das Helene Stöcker Denkmal wurde am 30.05.2014 vor der Bergischen Volkshochschule, Auer Schulstraße in Elberfeld aufgestellt. Die Statue wurde von Ulle Hess und Frank Breidenbruch gestaltet. 

 

Namengeberin ist die am 13. November 1869 in Elberfeld geborene Philosophin, Sexualreformerin und Pazifistin Helene Stöcker. Die Publizistin im Rang einer Alice Schwarzer gab von 1905 – 1933 mit der „Neuen Generation" eine zu ihrer Zeit bedeutende Kulturzeitschrift heraus.

Eine konventionelle Ehe bzw. Geldheirat war für die engagierte Frauenrechtlerin nicht vorstellbar.

Nach den rigiden Moralvorstellungen der kaiserlichen Gesellschaft kamen außereheliche oder gar gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen offiziell genau so wenig vor wie uneheliche Schwangerschaften und käufliche Liebe bzw. Prostitution.

Genau darin bestand die Kehrseite der herrschenden Doppelmoral. Insbesondere die Gretchenfigur aus Goethes Faust, vermittelt von einer aufgeschlossenen Lehrerin, löste bei Helene Stöcker, Schülerin der städtischen höheren Mädchenschule, tiefe Ergriffenheit aus. Unter den in frühester Jugend begonnenen Tagebuchaufzeichnungen findet sich der Satz: „ Ich kann kaum mehr beschreiben, mit wie viel angestauter Wut dieser erste Einblick in die Gewalt und Tragik der Geschlechterbeziehungen damals auf mich gewirkt hat, ... welche Gefahren, welche Schicksale einer Frau drohten, wenn die Liebe in ihr Leben trat." Zur Lektüre der Vielleserin gehörten spektakuläre Neuerscheinungen, wie „Die Frau und der Sozialismus" von August Bebel und „Die Waffen nieder" von Bertha von Suttner, der späteren Nobelpreisträgerin.

Ihren Aufbruch nach Berlin hat sich die älteste der fünf Töchter eines Klein-Textilunternehmers und Presbyters an der heutigen City-Kirche regelrecht ertrotzt.

Auf Umwegen erlangte das Mädchen aus der preußischen Rheinprovinz nach anfänglichem Studium an der Humboldt-Universität den Doktorgrad in der Schweiz.

Als Mitbegründerin des „Bundes für Mutterschutz", seit 1913 mit dem Zusatz „und Sexualreform", klinkte sich die promovierte Philosophin mit ihrer „Neuen Ethik" zur sexuellen Befreiung der Geschlechter in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen ein.

Der Organisation gelang in einigen deutschen Großstädten die Einrichtung von Sexualberatungsstellen und Mütterheimen. Diese boten „unehelichen" Müttern und Kindern zumindest vorübergehend Schutz. Ihrer Zeit weit voraus trat Helene Stöcker für die Gleichstellung außerehelicher Kinder und Sexualkunde im Schulunterricht ein.

Der Ausschluss des „Bundes für Mutterschutz und Sexualreform" aus dem „Bund Deutscher Frauenvereine" BDF im Jahre 1912 traf die streitbare Publizistin schwer. Die Dachorganisation der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung, die um die Jahrhundertwende der Bildung einen hohen Stellenwert beimaß, verstand sich als Hüterin einer dem weiblichen Geschlecht von Männern verordneten Moral.

Durch zahlreiche Veröffentlichungen erlangte Helene Stöcker internationale Bedeutung. Im ersten Kriegsjahr reiste die Mitbegründerin der deutschen Friedensgesellschaft zum Internationalen Frauenfriedenskongress nach Den Haag.

Es war nur einer ihrer zahlreichen Auslandsaufenthalte zur Verbreitung ihrer „Neuen Ethik" bzw. neuen Liebeskultur für eine neue Generation.

Im Roman „Liebe" von 1922 verarbeitete die Autorin persönliche Erfahrungen aus ihrer langjährigen und weithin unglücklichen Beziehung. Die Protagonistin erstrebte sowohl eine liebende Verbindung als auch einen Beruf, allerdings unter den Bedingungen der Weimarer Republik noch weithin eine Unmöglichkeit.

Mit Beginn des Nazi-Regimes blieb Helene Stöcker nur die Flucht. Am 23. Februar 1943 verstarb die „große Tochter der Stadt Wuppertal" im amerikanischen Exil.

Der Geist der bedeutenden deutschen Sozialreformerin und Publizistin wirkt bis auf den heutigen Tag, u. a. in den Beratungsschwerpunkten von „pro familia": Verhütung, Schwangerschaft und verantwortungsvolle Elternschaft.

Die Geschäftsstelle des Landesverbandes NRW befindet sich in der Hofaue nahe der Schwanenstraße, in der Helene Stöcker aufgewachsen ist.

Dass nichts unmöglich ist, beweist ihre Aufnahme in das „Autorenarchiv" der Wuppertaler Zentralbibliothek.

 

Elke Brychta und Anna-Maria Reinhold

Literaturhinweis: Christl Wickert: Helene Stöcker 1869-1943. Frauenrechtlerin, Sexualreformerin und Pazifistin. Eine Biographie, Bonn 1991

Abbildungsnachweis: Privatbesitz

 

Geschichte Gestalten - Projekt zur Frauen- und Geschlechtergeschichte Telefon: 0202 / 44 01 48

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Wuppertal

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