Beschreibung
Die katholische Pfarrkirche St. Ludger ist 1960 -1964 nach Plänen des Architekten Rudolf Schwarz errichtet worden.
Bereits 1958 hatte der Architekt des benachbarten Pfarrhauses Vorschläge zum Kirchenneubau gemacht, die jedoch nicht die Zustimmung des Kirchenvorstandes fanden. Nach Lösung des bestehenden Vertragsverhältnisses mit dem Architekten H. Brauns wurde Rudolf Schwarz mit dem Projekt betraut. Auf Grundlage der Planungen von Rudolf Schwarz führte nach dessen Tod 1961 der Architekt Siegfried Luckenbach die Arbeiten weiter.
Der Backsteinbaukörper liegt auf einem schmalen Grundstück zwischen Ludger- und Neulandweg, ist außen verputzt und weiß gestrichen. Die langegestreckte Rechteckform des Hauptschiffes ist nur durch die beiden Stützen zu erkennen, die in der Grundrissspur stehen. Das an beiden Enden rundgeschlossene Langhaus weitet sich beidseitig zu ungleichgroßen Ausbuchtungen. Die längere südöstliche Bucht übernimmt die Funktion eines Seitenschiffes, die Ausbuchtung an der Nordwestseite setzt fast im Drittelpunkt der Längswand an und geht mit kleinem Einzug in die Rundung der Altarkonche über. Die Stufen der Altarinsel in der südöstlichen Apsis schwingen bis in die Nebenkonchen aus, während die nordwestliche Apsis das dreistufige Sängerpodest aufnimmt.
Folgenden Teile der Innenausstattung, die zeitgleich mit der Kirche entstanden oder später im Einklang mit dem Raumcharakter eingebracht wurden, sind Bestandteil des Denkmals:
Der Hauptaltar aus Sandstein, (Entwurf Maria Schwarz, Witwe von Rudolf Schwarz), Ambo, Taufbrunnen und Kerze aus Sandstein, Weihwasserbecken im Eingangsbereich und Tabarnakel (Entwurf Prof. Karl Schrage), Kreuzwegstationen von 1970 (Entwurf Han Lohbeck, ausgeführt bei Oidtmann in Linnich), Orgel von 1967 (Firma E. Speith aus Rietberg i. W. Orgelprospektentwurf W. Müller und M. Schwarz).
An der Nordwestseite der Kirche befindet sich der Sakristeianbau mit den beiden Kircheneingängen, dem Haupteingang zwischen Sakristei und Hauptschiff und dem gegenüberliegenden Nebeneingang, beide bestehend aus weißen Drahtornamentglas. Vom Vorraum des Haupteinganges aus gelangt man auch zur Krypta, die als ovaler Raum unter dem Sängerpodest angeordnet ist.
Durch eine doppelflügelige hohe Eschenholztür gelangt man in den Kirchenraum. Das Backsteinmauerwerk ist innen unverputzt, die Konstruktion des Satteldaches sichtbar, die Decke in Längsrichtung mit Holz verkleidet. Sechs farbige bleiverglaste sind im oberen Drittel der Wand angeordnet (die Bleirutenverglasung wurde 1978 anstelle des Drahtornamentglases eingesetzt, Entwurf: Wilhelm Buschulte, Unna.)
Die St. Ludger-Kirche in Wuppertal Vohwinkel ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Stadt Wuppertal als Zeugnis für den Kirchbau der Nachkriegszeit.
Für die Erhaltung und Nutzung des Objektes liegen wissenschaftliche, insbesondere architektur- und ortshistorische Gründe vor.
Die St. Ludger-Kirche von Rudolf Schwarz (1897-1961) stellt ein qualitätvolles Beispiel für den Sakralbau nach dem 2. Weltkrieg dar und ist als Werk eines international anerkannten Architekten von Bedeutung. Neben der ebenfalls denkmalwerten Kirche St. Pius X in Wuppertal Barmen – 1961 -1964 zeitgleich mit St. Ludger entstanden – stellt das o.g. Objekt das zweite von Rudolf Schwarz in Wuppertal erhaltenen Kirchengebäude dar.
Beiden Kirchenräumen liegen jedoch unterschiedliche gestalterische Konzepte zugrunde. Hat Rudolf Schwarz beim Entwurf von St. Pius die streng kubische Form gewählt, so herrscht bei St. Ludger eine ganz im Sinne organisch-plastischen Gestaltens geprägte Formensprache vor. Diese Architektonische Richtung begann sich kurz vor der Mitte der 1950-iger zu entwickeln und weist als kennzeichnendes Element eine konkave und konvexe Modellierung von Grundriss und aufgehendem Mauerwerk auf. Nach der Vorstellung von Rudolf Schwarz wird das Gotteshaus zu einem Ringbau, in dem es keine Ecken gibt und kein Raum ganz abgetrennt für sich existiert. Die geschwungenen Wände, in denen Rudolf Schwarz das faltenreiche Gewand Gottes symbolisiert sah, verbinden auf besondere Art die zentralen Pole der Kirche miteinander, so dass aus ihnen eine geschlossene Einheit wird. Auch wenn Rudolf Schwarz bei der Raumkonzeption von St. Ludger nicht dem strengen Prinzip der Wegkirche folgt, so ist die Ausrichtung und Konzentration des Gläubigen auf dem Altarraum für ihn dennoch von höchster Bedeutung.
Die Sakralbauten von Rudolf Schwarz, dem die Kirchenbauentwicklung wichtige Impulse verdankt – 1929-1930 – entstanden nach seinen Plänen die Fronleichnamskirche in Aachen, 1951- 1956 St. Anna in Düren, 1952-1956 St. Michael in Frankfurt, 1956-1964 St. Florian in Wien – spiegeln die Vielfalt der neuen Grundrisslösungen im Bereich des Langhausbaus wieder. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das oben beschriebene Kirchengebäude St. Ludger ein Denkmal im Sinne des § 2 DSchG NW darstellt. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäude sowie auf die oben genannten Teile der Innenausstattung.
Erhaltung und Nutzung liegen gemäß § 2 (1) DSchG aus städtebaulichen, wissenschaftlichen und stadthistorischen Gründen im öffentlichen Interesse.
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