Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Kasinostr. 12 Finanzamt
Adresse Kasinostr. 12
Stadtbezirk Elberfeld
Denkmalnummer 4162
Eintragungsdatum 19.03.2001
Schutzumfang gesamtes Gebäude
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das Finanzamt Elberfeld ist 1954 durch das Finanzbauamt Düsseldorf im Stadtzentrum Elberfelds errichtet worden. Die 29-achsige Längsfront des 8-geschossigen Hauptgebäudes liegt an der Kasinostraße, während die 6-achsige nördliche Seitenfront an die Kolpingstraße und die 3-achsige, südliche Seitenfront mit dem rechtwinklig angrenzenden Anbau an die Friedrich-Ebert-Straße grenzen. Das als Stahlbetonskelettbau über langgestrecktem Rechteckgrundriss errichtete Hauptgebäude mit zurückspringendem Dachgeschoss und von schlanken Säulen gestütztem Flachdach ist straßenseitig mit einer Verkleidung aus Natursteinplatten versehen. Der 5-geschossige, über L-förmigem Grundriss errichtete Anbau in der Friedrich-Ebert-Straße ist, wie die Rückfront des Hauptgebäudes, veputzt und ebenfalls flach gedeckt. Der Haupteingang des Gebäudes liegt an der Ecke Kasino-/Friedrich-Ebert-Straße, stammt jedoch nicht mehr -wie auch sämtliche Alu-Fensterrahmen - aus der Erbauungszeit. Die Grundrissdisposition und die Innenaustattung des Gebäudes sind weitgehend unverändert erhalten. Die zweihüftigen Bürotrakte des Hauptgebäudes und des Anbaues werden von der Treppenvorhalle aus erschlossen, die an der Südseite des Hauptgebäudes liegt. Die Treppenanlage mit einfachem Geländer aus Rundstäben und kunststoffüberzogenen Handläufen, die Fenster des Treppenhauses mit Ätzglasscheiben sowie der der Paternoster stammen aus der Erbauungszeit. Original erhalten ist außerdem folgende Austattung: Die Pförtnerloge im Erdgeschoss, alle Fußbodenbeläge - in der Eingangshalle Natursteinplatten, auf den Treppen, in den Treppenvorhallen und den Fluren Linoleumbeläge, die von Natursteinplatten eingefasst werden, wobei das Linoleum in den Treppenvorhallen auf jedem Geschoss eine andere Farbgebung aufweist -, die mit Natursteinplatten verkleideten Gewände der Büroeingänge, die zugehörigen Türblätter mit Stahlrahmen und Drahtglasfüllungen, ein Großteil der Beleuchtungskörper, Sitzbänke in den Treppenvorhallen und Fluren. Ebenfalls aus der Erbauungszeit stammen die Fenstergitter im Erdgeschoss un d das Brüstungsgitter im Dachgeschoss, das die Kantine beherbergt. Das Finanzamt Elberfeld ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Stadt Wuppertal als Zeugnis der Architektur des Wiederaufbaus. Für die Erhaltung und Nutzung des Verwaltungsgebäudes von 1954 liegen wissenschaftliche, insbesondere architekturhistorische Gründe vor, di es als Zeugnis für den Verwaltungsbau der 1950er Jahre ausweisen. Dieser stellt sich als Produkt aus Konstruktion und Funktionalität dar, das den Anforderungen und Aufgaben eines modernen Verwaltungsgebäudes gerecht wird. Die Stahlbetonskelettkonstruktion entspricht der vorherrschenden Bauweise im Verwaltungsbau der 1950er Jahre und evoziert mit dem Element des Rasters den Eindruck konstruktiver und räumlicher Ordnung. Der Baukörper mit seinen streng rhythmisierten, der Logik des Skelettbau-Konstruktionsprinzips verpflichteten Erscheinungsbild verweist einerseits auf die Addition vieler gleicher Raumeinheiten. Andererseits offenbart die Natursteinplattenverkleidung des Baukörpers, die auf Transparenz bei der Fassadengestaltung und Sichtbarmachung des Konstruktionsprinzips verzichtet, dass das Gebäude zur Gruppe der Nachkriegsarchitektur zählt, die sich eher einer traditionellen Form- und Gestaltgebung verpflichtet weiß. Das Verwaltungsgebäude des Finanzamtes Wuppertal-Elberfeld stellt ein anschauliches, gut erhaltenes Beispiel eines Verwaltungsgebäudes der 1950er Jahre dar und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Originalsubstanz aus. Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes liegen zudem ortshistorische und städtebauliche Gründe vor. Zum einen erhält die Neumarktstraße, die zwar nicht achsial auf die Längsfront des Finanzamtgebäudes zuläuft, durch den "Riegel" des Hauptgebäudes einen optischen Abschluss. Mit dem gegenüberliegenden Gebäudekomplex der ehemaligen Enka Glanzstoff AG, der 1954 von Hanns Dustmann errichtet wurde und mit seinem 15-geschossigen Verwaltungshochhaus eine städtebauliche Dominante schafft, bildet das Elberfelder Finanzamt einen wichtigen städtebaulichen Schwerpunkt, der die Konzeption der Nachkriegsplanungen dokumentiert. Definitionen wie "Schwingung", "fließender Raum" wurden zu Schlüsselbegriffen im Städtebau der Nachkriegszeit, auch als bewusster Kontrast zum axial ausgerichteten, hierarchischem Ordnungszwang folgenden Städtebau des Dritten Reiches einerseits und den unübersichtlichen, verschachtelten Strukturen vorhergehender Epochen andererseits. Ein neues Leensgefühl sollte sich in der "aufgelockerten Stadt" in einer rhythmisch gegliederten "Stadtlandschaft" dokumentieren, die auch die betonte Vertikale als Gliederungsfaktor einbezog. Die städtebauliche Konzeption am Friedrich-Ebert-Kasino-Straßen-Kreuz mit Elberfelder Finanzamt und Glanzstoffgebäudegruppe erscheint als konkretisierte Theorie städtebaulicher Bestrebungen der Nachkriegszeit. Zusammenfassend ist festzuhalten,dass das Verwaltungsgebäude des Finanzamtes Elberfeld ein Denkmal im Sinne des § 2 DSchG NRW darstellt. Das Objekt ist erhaltenswert aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturhistorischen,ortsgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen.