Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Engelshaus
Adresse Engelsstr. 10
Stadtbezirk Barmen
Denkmalnummer 2243
Eintragungsdatum 02.06.1992
Schutzumfang gesamtes Gebäude
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
Das Engelshaus ist ein großbürgerliches bergisches Fachwerkhaus zu zwei Geschossen mit Schieferfassade und Mansarddach. Das repräsentative spätbarocke Wohnhaus ließ sich der Textilunternehmer Johann Caspar Engels sen., der Urgroßvater des Sozialisten Friedrich Engels, von dem Baumeister Eberhard Haarmann d. Ä. im Jahre 1775 errichten. Das Gebäude erhebt sich auf einem Keller in Quadermauerwerk und orientiert sich traufständig zur Straße. Die fünfachsige Straßenfassade ist als Eingangsfront besonders repräsentativ gestaltet, indem sie symmetrisch gegliedert ist und in der Mittelachse mit prachtvollem Hauseingang betont ist. Der Hauseingang erschließt sich über eine zweiarmige gerade, symmetrische Freitreppe mit schmiedeeisernem Geländer. Das Eingangsportal besitzt integrierte, schmale Seitenfenster und ein Oberlicht in Sprossenteilung, das mit Blumenvase, Kranz, Bändern, Schleife und Girlanden geschmückt ist. Zudem wird das Oberlicht von einem profilierten Gesims überdeckt. Das zweiflügelige Portal weist barocke Füllungen mit vegetabilen Ornamenten auf. Die Fenster der Straßenfassade sind - wie auch die anderen Fenster des Hauses - kleinsprossig geteilt und außerdem als Schiebefenster ausgebildet und mit Klappläden versehen. Ein profiliertes Traufgesims schließt die Fassade zum Dach ab. Die ausgebauten Dachgeschosse gliedern sich zu drei Achsen: das Mansardgeschoss mit dreiecksgiebeligen Fenstern und das obere Dachgeschoss mit Gauben, die von Satteldächern überdeckt sind. Das obere Dach ist als Schopfwalmdach ausgebildet. Wie die Fassade ist auch das Dach in altdeutscher Deckung verschiefert. ... Der Innenausbau des Gebäudes wurde 1969/70 umfassend restauriert. Die Treppen sind vielfältig gegliedert und profiliert. Die Innentüren sind mit barocken Füllungen in guter handwerklicher Qualität unterteilt. Die Eingangsdiele ist mit Marmorplatten ausgelegt. Im Erdgeschoss ist besonders bemerkenswert das so genannte Musikzimmer, das man unmittelbar rechts neben der Eingangsdiele erreicht. Die Ausstattung des Zimmers stammt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Fußboden besteht aus einem Tafelparkett in oktogonaler Teilung. Das Zimmer ist mit verschiedenen Stuckarbeiten geschmückt. So bildet den Wandabschluss zur Decke ein vegetabilisches Fries mit Akanthusblättern und Palmetten. Die Sopraporte zeigt eine Amphora, zwei Vögel und vegetabilisches Ornament. Die seitlichen Pilaster der Kaminecke sind mit vegetabilischen Ornamenten besetzt. Darüber wird eine Lyra von zwei Spinghen flankiert. Die obere Türfüllung weist ein weiteres Relief mit einer Lyra auf. Die Bemalung der Decke ruft den Eindruck von Stukkaturen hervor. Ein umlaufender Randstreifen ist mit Rosetten in oktogonalen Feldern ausgefüllt; die Deckenmitte ist in vegetabilischen Ornamenten ausgemalt, während die Schmalseiten zwei Lyren mit Lorbeerkränzen schmücken. Der Kamin des linken vorderen Raumes des Erdgeschosses besitzt als Stuckverzierung ein Gesims mit Eierstabfries und darüber üppige vegetabilische Ornamentik. Besonders repräsentativ präsentieren sich die beiden Räume auf der rechten Seite des Obergeschosses. Farbige Ölbildertapeten, die mit gemaltem Perlstabornament eingefasst sind, zeigen auf 18 Bildern in beiden Räumen Fluss- und Küstenlandschaften. Die Sockelzone ist in Täfelungsimitation ausgemalt. Die Tapeten wurden von Wilhelm Schaaf angebracht, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Tapetenfabrik in Barmen besaß. Der Fußboden ist mit Parkett belegt. Oberer Wandabschluss, Decke, Türrahmung und Ofennische sind mit reichen Stukkaturen ausgestattet. Die Ofennische ist seitlich mit pilasterartigen Vorlagen eingefasst, die mit Scheibenornament und mit Akanthusblättern besetzt sind. Die rundbogige Ofennische schmücken ein Widderkopf, ein Lorbeerkranz und Rosenblüten. Ein gestuftes Gesims mit einem Kymafries überdeckt die rundbogige Nische. Darüber fassen pilasterartige Vorlagen, die mit Fruchtgehängen besetzt sind, ein stukkiertes Bildrelief ein. Im Hintergrund zeigt das Bild eine Pflanze, einen Merkurstab und eine brennende Fackel und im Vordergrund auf einem Sockel einen Korb, in dem zwei Tauben sitzen, die bereits vollplastisch in Erscheinung treten. Der obere Wandabschluss ist mit stukkierten Perl- und Scheibenfriesen gestaltet. Die Decke ist mit stukkierten Blüten, Schnürband und vegetabilischen Ornamenten geschmückt. Im linken vorderen Raum des Obergeschosses befindet sich eine stukkierte Kamineinfassung, die ein gestuftes Gesims oberseitig abschließt. Darüber ist die Wand mit aufwendiger vegetabilischer Ornamentik geschmückt. Das Engelshaus ist ein typisches großbürgerliches Fachwerkwohnhaus des bergischen Spätbarock. Die Ausstattung des Gebäudes legt Zeugnis ab von der guten Qualität des Kunsthandwerks der Zeit. Als repräsentatives Wohnhaus der Textilunternehmer - und Kaufmannsfamilie Engels veranschaulicht es die Wohn- und Lebensauffassung des Großbürgertums um 1800 in Barmen. Wie das hier beschriebene Haus ließ die Familie Engels auch eine umfangreiche Nachbarbebauung errichten, die weitgehend den Kriegszerstörungen zum Opfer gefallen ist. Heute sind lediglich noch die Häuser Engelsstraße 6 und 10 sowie Wittensteinstraße 282 und 284 erhalten. Die Häuser an der Engelsstraße sind die Überreste einer von den Engels errichteten Bebauung, die nach englischen Vorbild ("Crescent") fast halbkreisförmig einen Platz umfasste. Teil dieser zerstörten Bebauung war das Geburtshaus des Sozialisten Friedrich Engels. Heute ist das Engelshaus Museum und Erinnerungsstätte für Friedrich Engels. Erhaltung und Nutzung liegen deshalb gemäß § 2 (1) DSchG aus städtebaulichen und architektur-, kunst-, sozial- und stadtgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse. Die Unterschutzstellung erstreckt sich auf das gesamte Gebäude. (Oc)