Wuppertal / Denkmalliste

Denkmalliste

Details

Schwebebahn - Gesamtanlage
Adresse
Stadtbezirk
Denkmalnummer 4035
Eintragungsdatum 26.05.1997
Schutzumfang Gesamtdenkmal Schwebebahn mit Stationen, Fahrgerüst, Wagenhalle Oberbarmen, Wagendepot Vohwinkel, dem sog. Kaiserwagen, sowie alle im Zuge des Schwebebahnbaus gestaltete Wupperuferbereiche (Fundamentierungen, Stützmauern, Ufermauern)
Klassifizierung Denkmal
Beschreibung
(Auszug aus dem Eintragungsbescheid) Die Wuppertaler Schwebebahn wurde in den Jahren 1898 - 1903 von Vohwinkel über Elberfeld bis Barmen auf einer Strecke von 13,3 km nach einem Patent von Eugen Langen errichtet. ... Im Tal der Wupper hatte sich Ende des 19. Jahrhunderts verstärkt Industrie angesiedelt. Die wirtschaftliche Entwicklung schritt so schnell fort, dass die Städte Barmen und Elberfeld in kurzer Zeit aneinander wuchsen. Als Folge der städtebaulichen Verknüpfung nahm auch der Fahrverkehr in erheblichem Maße zu. ... Das dicht bebaute Tal ließ den Bau einer neuen Verkehrsstraße nicht zu; in seinem felsigen Untergrund war auch der Bau einer U-Bahn nicht möglich. Es lag nahe, über dem Fluss und den vorhandenen Straßen eine Hochbahn zu errichten. Da eine Standhochbahn senkrechte Stützen erforderte, die den Wasserlauf beeinträchtigt hätten, entschied man sich zum Bau einer Schwebebahn mit schrägstehenden Stützen. ... 1898/99 wurde die Strecke Vohwinkel bis Kluse über Kaiserstraße und Wupper errichtet, bis 1903 die Strecke bis Rittershausen. Mit dem Bau der Schwebebahn einher ging eine Regulierung der Wupper mit Befestigung des Ufers und Senkung des Wasserspiegels zur Eindämmung von Überschwemmungen. ... Konstruktion Die Schwebebahn wurde als reine Eisenkonstruktion errichtet, und zwar aus Flusseisen, d. h. es wurden zwecks besserer Aufnahme von Zugkräften gewalzte Teile genietet und geschraubt. Gusseisen wurde lediglich für die Verzierungen und Geländer verwandt. Das Konstruktionsprinzip besteht aus einem kastenförmigen Fachwerkgitterträger mit Doppel-T-Trägern als Schienen, an denen die Waggons hängen. Der Träger wird gehalten von einem Stützensystem aus schrägstehenden Fachwerk-Zweigelenkrahmen im Bereich der Wupper und bogenförmigen Doppel-T-Trägerstützen bei Linienführung über der Kaiserstraße/Sonnborner Straße. Stationen Etwa alle 700 m liegt eine Haltestelle. Einschließlich der beiden Endbahnhöfe sind es 19 Stationen, ursprünglich waren es 20. Jede Haltestelle ist 12 bis 13 m breit und 25 m lang; sie sind jeweils eingebunden zwischen einer Pendelstütze und einem Ankerjoch. ... Die Zwischenstationen aus der Erbauungszeit lassen sich auf drei Haupttypen zurückführen, nach den Dachformen unterschieden, wobei jeder Typ in Grund- und Detailformen klar und schlicht ist. Die Stationen Bruch, Hammerstein und Sonnborn liegen über der Kaiser- bzw. Sonnborner Straße. Ein Satteldach deckt die Gleishalle einschließlich der Tragkonstruktion, die bei diesem Typ aus Bogenstützen besteht. Die Stationen Zoo-Stadion, Varresbeck, Westende, Pestalozzistraße und Robert-Daum-Platz liegen über der Wupper und haben ebenfalls Satteldächer. Ihre Last wird von schrägstehenden Gitterstützen abgefangen. Die Stationen Landgericht, Völklinger Straße, Loher Brücke, Adlerbrücke, Wupperfeld und Oberbarmen weisen seitlich Kragdächer unterhalb der Tragkonstruktion zum Schutz der Bahnsteige auf. Die Gleise sind nicht überdacht. Die Station Werther Brücke, im Zentrum von Barmen gelegen, und die Wagenhalle Oberbarmen unterscheiden sich von den vorgenannten Streckenbauwerken durch ein Tonnendach und durch eine aufwendige Ausformung der Details in Jugendstilornamentik. ... Bei den beiden Endbahnhöfen Vohwinkel und Oberbarmen schließen sich den Haltestationen jeweils die Wendemöglichkeiten an. In Vohwinkel ersetzt ein neueres Wagendepot mit Werkstatt das ursprüngliche Depot. Die Station Döppersberg bildet in der Stationsreihe eine Ausnahme. Der erste Bau wurde nach einem Entwurf von Bruno Möhring ausgeführt. Da sich die Kapazität des Gebäudes nach wenigen Jahren als unzureichend erwies, entschloss man sich zum Neubau mit angegliedertem Geschäftshaus nach einem Entwurf von C.J.Mangner, und zwar als verputzter Massivbau mit flachgeneigtem Satteldach und mittiger Rundbogendurchfahrt. Geschäftshaus ("Köbo-Haus") und Bahnhof bilden eine bauliche Einheit. Veränderungen Die Bahnhöfe Kluse und Alexanderstraße wurden im 2. Weltkrieg zerstört und demontiert. Die übrigen im 2. Weltkrieg zerstörten Teilstücke wurden durch abgebaute Teile ersetzt. Erst mit dem in den 50er Jahren einsetzenden Straßenbau wurden neue Konstruktionsteile eingefügt, so die Überbrückungen Bembergstraße, Nähe Ohligsmühle, Sonnborner Kreuz und die Stationen Alter Markt, Ohligsmühle und Kluse . Waggons In seinem äußeren Erscheinungsbild weitgehend erhalten blieb der so genannte Kaiserwagen, dessen Innenausstattung 1976 historisierender Form erneuert wurde. Wertung ... An der Erhaltung und Nutzung der Schwebebahn als Gesamtanlage besteht ein öffentliches Interesse, denn die Schwebebahn ist bedeutend für 1. die Geschichte des Menschen als Teil der Geschichte des Verkehrswesens, hier insbesondere der des Schienenverkehrs; 2. die Geschichte der Stadt Wuppertal, und zwar als Bindeglied zwischen des Städten Barmen und Elberfeld, als Zeugnis und Symbol des Zusammenwachsens der 1929/30 neugebildeten Stadt Wuppertal. Für die Erhaltung und Nutzung der Schwebebahn liegen 1. architektur- und technikgeschichtliche Gründe vor, weil die Schwebebahn einschließlich der Stationen architektonisch ein Zeugnis der Verwendung von reinen Eisenkonstruktionen um 1900 ist und technisch als Pionierleistung gewertet wird; 2. städtebauliche Gründe vor, weil das notwendige Verkehrsmittel Schwebebahn in zentraler Lage mit nur einer Strecke ohne Verzweigung die Entwicklung der heutigen Stadt Wuppertal aus ihrem einst langen und schmalen Stadtgrundriss verdeutlicht. Die gesamte Strecke der Schwebebahn mit allen Haltestellen wird als ein technisches Werk angesehen. Materialaustausch und Neubauanteil innerhalb der Gesamtanlage werden als Veränderungen und Folgen von Verschleiß gewertet, die einem Bauwerk im Laufe von 90 Jahren zugestanden werden müssen. Die Unterschutzstellung erstreckt sich unter Einschluss aller ersetzten und neu gebauten Teile auf die gesamte Streckenanlage mit allen im Zuge des Schwebebahnbaus gestalteten Wupperuferbereichen (Fundamentierungen, Stützmauern, Ufermauern), auf sämtliche Stationen, auf die Wagenhalle Oberbarmen, das Wagendepot Vohwinkel sowie auf den "Kaiserwagen", als letztes erhaltenes Beispiel eines erbauungszeitlichen Waggontyps. (Haltaufderheide)